16 Tage gegen Gewalt in Hartberg-Fürstenfeld
"Gewalt darf kein Tabu bleiben"
Im Rahmen der internationalen Kampagne "16 Tage gegen Gewalt" setzen mehrere Aktion in Hartberg-Fürstenfeld ein wichtiges Signal gegen Gewalt.
HARTBERG-FÜRSTENFELD. Gewalt gegen Frauen stellt weltweit die häufigste Form der Menschenrechtsverletzung dar. 2021 war sie immer dann ein Thema, wenn wieder eine Frau von einem Partner oder Expartner ermordet wurde. "Diese Berichterstattung beleuchtet allerdings nur die die Spitze des Eisbergs. Eine reine Fokussierung auf Einzelschicksale blendet aus, dass Gewalt gegen Frauen auch strukturelle Ursachen hat", betont die Leiterin der Frauen- und Mädchenberatung Hartberg-Fürstenfeld Christina Chromecki. Denn trauriger Fakt ist: in Österreich wird jede 5. Frau im Laufe ihres Lebens Opfer von Gewalt - zu 90 Prozent findet die im sozialen Nahbereich statt.
56 Betretungsverbote in einem Jahr
Das bestätigen auch die aktuellen Zahlen, wie Teresa Kirchengast, Leiterin des Gewaltschutzzentrum Hartberg-Fürstenfeld weiß. So gab es von November 2020 bis November 2021 im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld 56 Betretungsverbote - das bedeutet mindestens eine pro Woche. 126 Personen wurden vom Team des Gewaltschutzzentrums beraten. Ähnliche Zahlen finden sich auch im Nachbarbezirk Weiz. Dort gab es im selben Zeitraum 58 Wegweisungen, 139 Personen nahmen das Beratungsangebot des Gewaltschutzzentrums an.
Schutz der Betroffenen als oberstes Ziel
"Unser vorrangiges Ziel ist der Schutz und Sicherheit sowie die Wiederherstellung der Handlungsfähigkeit und Würde der Betroffenen", erklärt Kirchengast. "Wir erstellen mit den betroffenen individuelle Sicherheitspläne, bieten Rechtsberatung und Begleiten zu Gericht und zur Polizei." Dabei wird im engen Austausch mit Behörden, Institutionen und anderen Einrichtungen, etwa die Frauen- und Mädchenberatung, aber auch der Männerberatung zusammengearbeitet.
Beratungen steigen
Positiv empfindet es Kirchengast, dass sich in den vergangenen Jahren immer mehr Betroffene von sich aus melden. "Das zeigt, dass die Hemmschwelle sinkt und sich die Leute nicht mehr so scheuen, mit uns Kontakt aufzunehmen", sagt Kirchengast und betont:"Gewalt darf kein Tabu sein!" Die Mitarbeiterinnen unterstützen bei jeglicher Art von Gewalt in und nach Partnerbeziehungen, Gewalt an Kindern, Eltern und Angehörigen, in Institutionen, in der Pflege und Betreuung, bei Stalking, sexueller Gewalt, Zwangsheirat, Mobbing und Cybermobbing und ist auch Clearingstelle für Heimopfer.
Gewalt kennt viele Gesichter
Die Gründe, warum es zu Gewalt in der Familie kommt sind ebenso vielfältig, wie deren Gesichter:"Veraltete Rollenbilder sowie die finanzielle Abhängigkeit, die durch ungleiche Bezahlung oder die ungleiche Verteilung der Care-Arbeit entsteht, können Gründe sein, warum Frauen in Gewaltbeziehungen geraten oder sich aus diesen nicht lösen können", betont Christina Chromecki. Dabei geht es nicht immer rein um körperliche Gewalt, auch die psychische und ökonomische Gewalt spielt eine große Rolle. Wichtig sei es darum, so Chromecki, neben dem notwendigen individuellen Beratungsbedarf auch die strukturellen Ursachen zu thematisieren.
Im Rahmen der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen, die vom 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, bis zum 10. Dezember, dem als Intern. Tag der Menschenrechte, stattfinden werden, soll genau das geschehen. Mit verschiedenen Aktionen wird gegen Gewalt an Frauen ein deutliches Zeichen gesetzt.
Aktionen zu 16 Tage gegen Gewalt im Bezirk
Den Auftakt machen die Soroptimistinnen in Fürstenfeld mit der Aktion "Orange the World". So werden wieder viele markante Gebäude in der Stadt im Orange Licht erstrahlen. Der Auftakt am 25. November wird dieses Jahr von einer neuen, bezeichnenden Aktion begleitet: Schuhe gegen Gewalt. "Am Fürstenfelder Europaplatz vor der Bezirkshauptmannschaft wird eine Vielzahl an orangen bemalten Schuhen stehen. Dabei symbolisiert jedes Paar eine von Gewalt betroffene Frau und soll die Bedeutung dieser Kampagne visualisieren", erklärt Präsidentin Alice Oosterveldt.
Fahnenaktion am 26. November
Eine 3 Meter großen Fahne, die bei einer Aktion der Frauen- und Mädchenberatung am Freitag, 26.11.2021 um 11 Uhr auf dem Hauptplatz Hartberg gehisst wird, soll sichtbar machen, was häufig im Verborgenen passiert: "Schläge oder sexuelle Gewalt, Stalking oder das Kontrollieren aller sozialen Kontakte, Drohungen oder das Verweigern von finanziellen Mitteln", betont Christina Chromecki, FMB Hartberg-Fürstenfeld. Am 30. November lädt die FMB zu einem Round Table "Wenn wir doch alle gleichgestellt werden" mit einem Impulsvortrag von Dr. Lisa Horvath (Organisationsberaterin im Bereich Gender und Diversity). Die Veranstaltung findet online statt. Anmeldungen unter office@frauenberatung-hf.at
Kontaktstellen:
Gewaltschutzzentrum Hartberg
- Rot-Kreuz-Platz 1, 8230 Hartberg (Räumlichkeiten der Frauen- und Mädchenberatung)
- Öffnungszeiten: Jeden Dienstag
- Beratungsgespräche nach Vereinbarung unter der Telefonnummer 0316 77 41 99.
- Das Angebot ist vertraulich und kostenlos. Es gilt für Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder.
Gewaltschutzzentrum Steiermark
- Granatengasse 4/2. Stock, 8020 Graz
- Telefonnummer: 0316 77 41 99
- Mail: office@gewaltschutzzentrum.at
- www.gewaltschutzzentrum-steiermark.at
- Terminvereinbarungen: Montag bis Donnerstag: 8 bis 16 Uhr, Freitag: 8 bis 13 Uhr, In dringenden Fällen wochentags telefonisch bis 22 Uhr
Frauen- und Mädchenberatung Hartberg-Fürstenfeld
- Rotkreuzplatz 1, Hartberg
- Telefonnummer: 03332 62 862
- www.frauenberatung-hf.at
- Terminvereinbarung: Dienstag von 15 bis 17 Uhr, Mittwoch und Donnerstag von 8 bis 10 Uhr
So thematisieren andere Bezirke in der Steiermark die Aktionstage:
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