"Guest Mobility Ticket" polarisiert
Öffi-Offensive entzweit Branche

- Bringt das Guest Mobility Ticket eine historische Weichenstellung für nachhaltigen Tourismus im Salzburger Land?
- Foto: Salzburg Verkehr/Neumayr
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Mit 50 Cent durch ganz Salzburg; ein neues Öffi-Ticket für Touristen sorgt für Aufregung: Während Tourismusverantwortliche von einer Innovation sprechen, warnt die Wirtschaftskammer vor großer Verunsicherung in der Branche. Albert Ebner, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, will bis zum Verfassungsgerichtshof gehen.
FUSCHL. "Am 1. Mai wird scharfgeschaltet", betont Johannes Gfrerer, der Geschäftsführer des Salzburger Verkehrsverbunds, während eines Pressegesprächs im Waldhof am See in Fuschl. Die Rede ist natürlich vom "Guest Mobility Ticket", das Touristen gegen eine Mobilitätsabgabe von vorerst 0,50 Euro die freie Nutzung aller öffentlichen Verkehrsmittel im Bundesland Salzburg ermöglicht.
2027 soll die Abgabe auf 1,10 Euro steigen und fortan helfen, den öffentlichen Verkehr auszubauen. Laut Gfrerer werden die ersten beiden Jahre vorwiegend für Ausgleichsmaßnahmen genutzt.
Die Testphase für das Touristen-Ticket startete dabei bereits Anfang Mai in der Fuschlseeregion. Die ersten Erfahrungen gestalteten sich laut Gfrerer äußerst positiv. Laut Angaben des Verkehrsverbunds wurden in dieser Zeit über 3.000 Tickets ausgegeben.
Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Leo Bauernberger, der Geschäftsführer des SalzburgerLand Tourismus, ist überzeugt: "Die Gäste werden es uns danken." Besonderes Augenmerk legt Bauernberger auf die Vermeidung von CO₂ und eine nachhaltige Gestaltung des Tourismus: "Das Salzburger Land ist die erste Region in Österreich, die ein solches Ticket anbieten kann. Viele Gäste werden aufgrund der Attraktivität des Tickets vom Auto auf den Bus umsteigen", ist er sicher.

- Nach einer Testphase wird das Guest Mobility Ticket ab 1. Mai flächendeckend im gesamten SalzburgerLand eingeführt. (v.l.) Leo Bauernberger (Geschäftsführer SalzburgerLand Tourismus), Stephanie Ouvard (Eigentümerin vom Waldhof Fuschlsee Resort), Johannes Gfrerer (Geschäftsführer Salzburger Verkehrsverbund), Walter Veit (Präsident der Österreichischen Hotelvereinigung), Daniela Kari (Eigentümerin vom Waldhof Fuschlsee Resort) und Christopher Langegger (Geschäftsführer der Fuschlseeregion)
- Foto: Salzburg Verkehr/Neumayr
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Neben all den vermeintlich positiven Rückmeldungen gibt es jedoch auch Gegenwind; primär aus der Salzburger Wirtschaftskammer (WKS). Auch der Präsident der österreichischen Hotelvereinigung, Walter Veit, betonte in Fuschl nüchtern: "Natürlich wird es jetzt Diskussionen darüber geben, wer jetzt am meisten von dem Ticket profitiert." Er sei zwar froh, dass dieses Mobilitätskonzept in seinem Heimat-Bundesland startet, weitere Mehrkosten für Gäste kann sich Veit jedoch nicht vorstellen.
"Für weitere Aufschläge stehen wir auf keinen Fall zur Verfügung", erklärt er.
Ein Erfolg für die Gastgeber?
Laut Christopher Langegger, dem Geschäftsführer der Fuschlseeregion, konnte das Guest Mobility Ticket die Gastgeber der Fuschlseeregion bereits in der Testphase überzeugen. "Die Rückmeldungen von Hoteliers und Gästen während der Testphase waren sehr positiv, auch
wenn es anfänglich da und dort Bedenken bei einzelnen Gastgebern gab", fasst er zusammen.
Kleinere Herausforderungen gab es laut Langegger nur bei der Digitalisierung. Denn: Das Ticket wird rein digital ausgegeben; entweder als PDF-Datei oder direkt in einem Online-Wallet. Viele Hotels mussten dafür erst auf ein digitales Gästemeldesystem upgraden.
WKS äußert verfassungsrechtliche Bedenken
Die Sparte "Tourismus und Freizeitwirtschaft" der Salzburger Wirtschaftskammer findet währenddessen klare Worte der Ablehnung und spricht sogar von einem Tabubruch, der für große Verunsicherung in der Branche sorgt.
„Hier hat die Landespolitik eindeutig die Rechnung ohne den Wirt gemacht“, sagt Albert Ebner, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der WKS und nimmt Bezug auf eine großangelegte Befragung von Kondeor Tourismusforschung. 54,3 Prozent der 300 befragten gewerblichen Beherbergungsbetriebe hätten sich dort gegen die Mobilitätsabgabe und das Guest Mobility Ticket ausgesprochen.

- Die WKS zeigt sich besorgt: Mutieren Rezeptionen zu Öffi-Auskunftsstellen?
- Foto: WKS/wildbild
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Denn die Einführung ohne Einbindung der Tourismusverbände sei ein klarer Tabubruch in der bisher praktizierten Tourismuspolitik des Landes. Laut Salzburger Fremdenverkehrsgesetz entscheiden die einzelnen Tourismusverbände im Land autonom über Höhe und Verwendung der Nächtigungsabgabe.
„Nun dieses Projekt einfach von oben herab durchzuziehen, wird zu erheblichen Widerständen innerhalb der Branche führen“, gibt Ebner zu bedenken.
Als Hauptgründe für die Ablehnung führt die WKS bereits bestehende kostenlose Öffi-Angebote für Gäste und unattraktive Anschlüsse an. Zudem führe das Ticket zu einem "enormen bürokratischen Aufwand" für die Betriebe. „Die Rezeptionen mutieren damit zu Öffi-Auskunftsstellen, die vom Ausfüllen des Antrages samt Datenschutzerklärung bis hin zu den Fahrtzeiten und Anschlussmöglichkeiten alles zu beantworten haben“, betont Ebner.
Der Spartenobmann ist daher davon überzeugt, dass es unverantwortlich ist, das Guest Mobility Ticket in der geplanten Form einzuführen. „Das Gutachten eines Verwaltungsjuristen bestätigt uns, dass die Öffi-Abgabe höchst bedenklich ist. Vor allem gegenüber den Einheimischen ist es schwer zu argumentieren, dass Gäste um nur 50 Cent pro Tag die Öffis im Land nutzen können. Wir werden daher bis zum Verfassungsgerichtshof gehen, um die Umsetzung in der geplanten Form zu bekämpfen“, resümiert Ebner.
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