Lobau: Die Quadratur des Kreises

Kühwörther Wasser, August 2018
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Ein Konflikt mit der Sicherung der Trinkwasserversorgung Wiens blockiert seit Jahrzehnten jede wirksame Maßnahme gegen die fortschreitende Verlandung der Lobau. Dabei gäbe es eine Lösung, wie sie auch der scheidende Direktor des Nationalparks Donau-Auen, Carl Manzano, kürzlich andeutete: Eine Aufbereitungsanlage für das Grundwasserwerk Lobau.

Seit die Lobau durch die Donauregulierung im 19. Jahrhundert vom Hauptstrom abgeschnitten wurde, schreitet ihre Verlandung stetig voran. Zwischen 1938 und 2004 gingen jedes Jahr zwischen 0,2% und 3,5% der aquatischen Habitate verloren, wie mit Hilfe visueller Luftbildinterpretationen erhoben wurde – mit einem Trend zur Beschleunigung. Ihr Auencharakter kann nur erhalten werden, wenn sie zumindest mit einem Teil des Wassers versorgt wird, das ihr mit der Donauregulierung entzogen wurde – darüber besteht im Grunde Konsens.

Geschieht dies nicht, wird sich die Lobau in eine Steppenlandschaft verwandeln. Das dürfte spätestens während der Planungsphase für den Nationalpark Donau-Auen in den 1990er Jahren allen wesentlichen Akteuren klar gewesen sein.

Mit der Gründung des Nationalparks 1997, in den die Lobau als Wiener Teil integriert wurde, war daher auch die Erwartung verbunden, dass die erforderlichen Maßnahmen nun auch umgesetzt werden könnten. Was zu tun wäre, wurde 2002 in einer Publikation des Nationalparks aus Anlass des Umbaus der Wehranlage an der Gänsehaufentraverse am Kühwörther Wasser in groben Zügen umrissen:

„Die Zukunft der Lobau liegt in der Stützung des Grundwasserspiegels der Oberen Lobau (Dotation Mühlwasser, Dotation Panozzalacke) und in der angemessenen Wiedereinbeziehung in das Hochwassergeschehen für die Untere Lobau. Wir müssen die Untere Lobau wieder dem fließenden Wasser öffnen, damit die Donau ihre Aufgabe selbst übernehmen und ein neues Gleichgewicht von Eintrag und Austrag herstellen kann! Denn die Verlandung tritt immer stärker in Erscheinung und der Verlust an Wasserflächen schreitet rasch voran. Der Hauptstrom findet heute keinen Zugang zur Aulandschaft. Seine erosiven Kräfte arbeiten an der Flusssohle, anstatt die Auen zu erneuern.“
Wehranlage und Aussichtsturm Gänshaufentraverse, pdf

Damals herrschte offenbar noch Zuversicht. Doch seither verging Jahr um Jahr, eine Dotationsvariante für die Untere Lobau nach der anderen wurde entwickelt, ihre Auswirkungen modelliert und bewertet, doch keine davon erblickte das Licht der Welt. Der Hauptgrund war stets derselbe: Eine voraussichtliche Beeinträchtigung der Grundwasserqualität im Bereich des Grundwasserwerks Lobau der Stadt Wien, in der Unteren Lobau.

Was alles konzipiert wurde und letztlich am Grundwasserproblem scheiterte, lässt sich den Leistungsberichten des Nationalparks entnehmen, darunter eine Bilanz der Projekte, die in der letzten, 2015 abgeschlossenen Studie der MA 45 (Wiener Gewässer) untersucht wurden.

„Detailliert wurden Aspekte zur Wasserqualität von Oberflächengewässer und Grundwasser, die physikalisch-chemischen Verhältnisse sowie Mikrobiologie und Wasserhygiene dieser Wasserkörper, Gewässerökologie und Naturschutz für die Varianten Dotation aus der Donau bzw. der Neuen Donau mit 3 m³/sec sowie die Dotation aus der Donau mit 20 bis 80 m³/sec beleuchtet“, heißt es im letzten Leistungsbericht für die Jahre 2012 bis 2016. Doch „entgegen den Erwartungen würde jede der betrachteten Dotationsvarianten aus der Donau oder Neuen Donau zu Beeinträchtigungen der Qualität des Grundwassers führen“.

Wie sich früheren wissenschaftlichen Studien entnehmen lässt, wären wohl zumindest bis zu 100 Kubikmeter oder mehr nötig (bei Mittelwasser), um die Vorgaben der Habitat-Richtlinie der EU erfüllen zu können, die für die Lobau als Natura 2000-Gebiet gelten.

Zumindest mit der kleineren Variante, die von der MA 45 untersucht wurde, verband Wiens Umweltstadträtin Ulli Sima sehr große Hoffnungen. Sie meinte 2012 im Gemeinderat:

„Ich bin sehr froh, dass wir das mit dem Lausgrundwasser und der Dotation aus der Neuen Donau recht schnell und unbürokratisch umsetzen konnten, denn unser aller gemeinsames Ziel ist es, eine Austrocknung der Lobau unter allen Umständen zu verhindern und gleichzeitig die Trinkwasserqualitätsreserven der Stadt Wien zu schützen. Das ist manchmal eine Quadratur des Kreises, die uns aber sicherlich gut gelingen wird.“
Gemeinderatsprotokolle, 2012-06-28

Aber es wurde nichts aus der Quadratur des Kreises. Seither herrscht Stillstand in Sachen Dotation der Unteren Lobau.

Mit einer solchen Patt-Situation war bei der Gründung des Nationalparks Donau-Auen offenbar nicht gerechnet worden. In den gesetzlichen Grundlagen des Nationalparks, sowohl im Wiener Nationalparkgesetz als auch in der Bund-Länder-Vereinbarung zum Nationalpark (nach §15 a BVG), wurden Erhaltungsziele (Naturschutz) und Grundwasserschutz gleichrangig verankert. Was zu tun ist, wenn diese Ziele unvereinbar sind – und davon ist mittlerweile auszugehen – ist nicht geregelt.

Eine Folge dieser Situation ist, dass die Nationalparkverwaltung ihrer Aufgabe, den „Wasserhaushalt des Auenökosystems zu schützen und zu verbessern“ (Wiener Nationalparkgesetz), nicht oder jedenfalls nicht angemessen nachkommen kann.

Solange sich daran nichts ändert, wird die Verlandung und Versteppung der Lobau daher weiter voranschreiten, bis zum absehbaren bitteren Ende.
Es scheint nur eine Kompromisslösung für das Problem zu geben: Die Stadt Wien muss eine Aufbereitungsanlage errichten, um das Grundwasser aus der Lobau auch bei einer möglichen Beeinträchtigung seiner Qualität für die Trinkwasserversorgung nutzen zu können. Die rechtliche Grundlage – die Formulierung der gesetzlichen Ziele des Nationalparks – wäre entsprechend anzupassen.

Diese Lösung schwebt offenbar auch Carl Manzano vor, dem scheidenden langjährigen Direktor der Verwaltung des Nationalparks Donau-Auen. In einem Gespräch mit der Tageszeitung Kurier, das am 27. Jänner 2019 unter dem Titel „Natur hat zu niedrigen Stellenwert“ erschien, meinte Manzano auf die Frage, was der Park noch brauche:

„Was sicher große Sorgen macht, sind die großen Gewässer in der Unteren Lobau. Da müsste etwas geschehen. Aber so lange dort Trinkwasser ohne Aufbereitung gewonnen wird, sind notwendige Projekte schwer umzusetzen. Wenn man dort die Gewässer reaktivieren wollte, könnte das Auswirkungen auf die Grundwasserbrunnen haben und das schafft eine Unsicherheit.“
Natur hat zu niedrigen Stellenwert

Eine solche Aufbereitungsanlage würde nicht nur ermöglichen, die Lobau als Aulandschaft zu erhalten. Auch die Sicherheit der Trinkwasserversorgung Wiens würde davon profitieren, da das Grundwasserwerk Lobau derzeit nicht verlässlich verfügbar ist: Bei jeder tatsächlichen oder drohenden Kontamination des Grundwassers, insbesondere bei Hochwasser oder bei Tankerunfällen, muss die Förderung teilweise oder zur Gänze eingestellt werden, da das Wasser nicht aufbereitet werden kann.

Tatsächlich war die Stadt Wien bereits auf dem besten Weg, dieses Problem zu lösen. 2003 wurde die Aufbereitung des Grundwassers aus der Lobau konkret ins Auge gefasst: Im geplanten Wasserwerk Kleehäufel im 22. Bezirk sollte das Grundwasser aus den Brunnenfeldern Nussdorf, Donauinsel Nord und Lobau zentral aufbereitet werden, zusammen mit dem Wasserwerk Moosbrunn die „dritte Säule der Wiener Wasserversorgung”, wie die damalige Umweltstadträtin Dipl. Ing. Isabella Kossina ankündigte - mit einer Gesamtkapazitätvon 232.000 Kubikmeter / Sekunde, sogar mehr als jede der beiden Hochquellenleitungen.

Doch das Projekt wurde nicht realisiert – aus bis heute unbekannten Gründen. Es gab keine Information der Öffentlichkeit dazu, und den Gemeinderatsprotokollen zufolge konnte sich nicht einmal die Opposition zu einer Wortspende durchringen.

Die Zukunft der Lobau liegt jedenfalls in der Hand Wiens. Wenn die Stadtverwaltung ihr Bekenntnis zur Erhaltung der Lobau ernst meint, sollte sie das Projekt aus den Schubladen holen, an die geänderten Umstände anpassen und eine Aufbereitungsanlage für das Grundwasserwerk Lobau bauen. Am Geld darf es nicht scheitern: Es geht letztlich um „das absolute Sahnehäubchen“ der Stadt, wie der ehemalige SP-Gemeinderat Heinz Hufnagl einmal schwärmte, „ein für Millionenstädte wohl einzigartiger Nationalpark, nämlich die längste geschlossene Fluss- und Aulandschaft Mitteleuropas, sprich, unser Nationalpark Donau-Auen“.
Gemeinderat, 22.11.2011

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