Klima und Verkehr
Grüner Donaustadt-Klubobmann Orgler im Interview
Der Klubobmann der Grünen in der Donaustadt, Wolfgang Orgler, zieht eine Zwischenbilanz des Jahres 2022. Die Klimasituation sorgt bei ihm dabei ordentlich für Kopfzerbrechen. Dem Bezirk stellt er eine schlechte Klimabilanz aus. Man müsse endlich weg vom Fokus auf den Autoverkehr.
WIEN/DONAUSTADT. Es ist schon ordentlich Wasser die Donau entlang geflossen in diesem Jahr 2022 – Zeit, auch eine politische Bilanz zu ziehen. Die BezirksZeitung fragt deshalb bei den Parteien im 22. Bezirk nach, welches Fazit sie ziehen, wie man zentrale Themen im Bezirk bewertet und worauf man weiterhin den Fokus legen will. Dieses Mal haben wir mit Wolfgang Orgler, dem Klubobmann der Grünen in der Donaustadt, gesprochen.
Herr Orgler, 2022 nähert sich seiner finale Phase, welches Zwischenfazit ziehen Sie?
WOLFGANG ORGLER: Was mir da gleich einfällt, ist, dass die Klimakatastrophe präsenter denn je ist. Man merkt das an den Unwettern, an den Hitzezeiten und der Wasserknappheit. Wir stecken also schon mitten drin, das sind alles Anzeichen, die uns sagen, da muss unbedingt was geschehen. Das bestärkt mich darin, dass wir in dem Bereich mehr machen müssen. Da sind aber nicht wir Grünen alleine verantwortlich, sondern die gesamte Politik. Doch wir kämpfen hier leider immer wieder gegen Windmühlen. Gerade hier in der Donaustadt.
Was meinen Sie da konkret?
Naja, natürlich können wir im Bezirk nicht alleine das Klima retten. Aber wir könnten viele Maßnahmen setzen, die dem Klimawandel entgegenwirken würden. So etwas würde auch den Donaustädterinnen und Donaustädtern zugutekommen. Unter Hitzeinseln leiden etwa alle. Vom Kleinkind bis zu den Senioren. Dasselbe gilt beim Thema Verkehrsbelastung. Da müsste ein Umdenken passieren. Das vermisse ich von der SPÖ, grad hier im Bezirk massiv. Es gibt tolle Klimaziele und Ideen, aber realpolitisch passiert das Gegenteil.
Da knüpfen wir gleich an, denn zuletzt machte ja die Klima-Tour am Wonkaplatz halt. Wenn ich Sie recht verstanden habe, sind Sie von der aktuellen Klimapolitik aber mehr als enttäuscht?
Die Klima-Tour ist ein Paradebeispiel dafür, wie Dinge verdreht werden. Sie hat tolle Themen über Nachhaltigkeit zu Wasser usw. Doch das allerwichtigste Thema fehlt. Denn die Mobilität wird hier nicht angesprochen. Ich halte das für sehr gefährlich, denn damit wird der Bevölkerung suggeriert, dass ich mit etwas mehr Müll trennen, Wasser sparen usw. das Klima in den Griff bekommen kann. Genau das ist aber der falsche Ansatz. Denn eigentlich setzt sich die SPÖ ja selbst das Ziel, den Verkehr bis 2030 zu halbieren. Das muss ich der Bevölkerung dann aber auch klar kommunizieren. Wir müssen weniger auf das Auto zurückgreifen, die Öffis und Radwege müssen ausgebaut werden. Der SPÖ werfe ich also vor, dass sie der Bevölkerung keinen konkreten Plan mitteilt, wie die ohnehin nicht sehr ambitionierten Klimaziele erreicht werden sollen. Es geschieht sogar das Gegenteil.
Inwiefern?
Ich denke da etwa aktuell an die Wagramer Straße und die Kagraner Brücke. Mit immens viel Geld wird ein Radweg gebaut – an sich ja eine gute Sache. Doch anstatt einfach eine Spur dem Radverkehr freizugeben, wird nun ein Grünstreifen geopfert, damit den Autofahrern ja kein Fahrstreifen verloren geht. Hier gibt es einfach das Signal: Hey Leute, nehmt weiter einfach das Auto, wenn ihr im Bezirk unterwegs seit.
Dazu passt auch das Thema Stadtstraße. Diese wurde von Ihnen schon häufiger kritisiert..
Ja, das ist eines meiner Lieblingsthemen (lacht). Wir Grünen in der Donaustadt sind da natürlich dagegen. Wir brauchen nicht mehr Verkehr und auch keine Verkehrsentlastung durch eine neue Straße. Jede neue Straße erzeugt wieder neuen Verkehr. Da gibt es immer wieder Argumente, die einem die Haare aufstellen lassen müssten. Ähnliches passierte ja schon bei der Südost-Tangente und der S1. Die immer neu versprochene Verkehrsentlastung ist aber niemals eingetreten. Jetzt sollen der Lobautunnel und die Stadtstraße für Entlastung sorgen – so funktioniert das aber nicht. Man lernt nicht aus der Geschichte. Man sollte mehr auf den Öffi-Verkehr schauen und auch die Querverbindungen zwischen dem 21. und 22. Bezirk ausbauen. Das ist die Zukunft.
Beim Thema Mobilität sehen Sie also noch viel Arbeit auf den Bezirk zukommen. In diesem Jahr gab es hier schon einen großen Einschnitt. Das Parkpickerl ist seit März Realität, wie bewerten Sie die Situation seither?
Das Parkpickerl ist natürlich gut – besser als nichts, aber es gibt noch Luft nach oben. Das Problem ist, dass die Donaustadt für das Pickerl zu groß ist. Man müsste es viel kleinteiliger gestalten. Da rufe ich wieder jenes Modell in Erinnerung, für das wir Grüne uns starkgemacht haben. Also ein Grätzl-bezogenes Parkpickerl. Das ist natürlich für jemanden, der mit dem Auto hin und her fahren will, eine Einschränkung. Damit kann ich den Verkehr innerhalb des Bezirks natürlich deutlich einschränken. Man muss der Bevölkerung vermitteln, dass das Auto nicht mehr das Verkehrsmittel der Zukunft ist. Langfristig brauche ich für die Wege in der Stadt kein Auto mehr, da gibt es genug Alternativen.
Welche Themen möchten die Grünen auf Bezirksebene in diesem Jahr noch angehen?
Wir wollen einerseits kleine Detailverbesserungen – also Wünsche, die uns aus der Bevölkerung erreichen. Diese wurden und werden in den BV-Sitzungen eingebracht. Daneben gibt es noch ein paar größere Themenfelder. Beim eben angesprochenen Parkpickerl warten wir beispielsweise noch auf die Anfragebeantwortung, was der Bezirk mit den frei gewordenen Flächen zu machen gedenkt. Hier war ja immer vorgesehen, dass mehr Grünflächen, Radwege und Gehsteigen entstehen. Also, dass man die frei gewordenen Parkplätze nicht stehen lässt, damit die Menschen nicht mit ihren Autos aus den Garagen anrücken. Dann wäre der gewonnene Platz verloren. Leider muss ich immer wieder sehen, dass wir Grüne hier oft auf verlorenem Posten stehen und keine Unterstützung von anderen Parteien bekommen.
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