Wahlbeisitzer im Dienste der Demokratie
Weil jede Stimme zählt
Seit 33 Jahren ist Sepp Zuckerstätter aus der Donaustadt als Wahlbeisitzer im Einsatz.
DONAUSTADT. Ohne sie wären demokratische Wahlen, wie wir sie kennen, nicht möglich. Wahlbeisitzer sorgen dafür, dass es beim Gang zur Wahlurne mit rechten Dingen zugeht. Einer von ihnen ist der Donaustädter Sepp Zuckerstätter. Seit 33 Jahren verbringt der gebürtige Salzburger Wahlsonntage mit dem Auszählen von Stimmen. Begonnen hat er als Wahlbeisitzer im 9. Bezirk. Seit 21 Jahren versieht der 53-Jährige seinen Dienst in der Donaustadt. Genauer gesagt in der Volksschule am Kaisermühlendamm, in dessen Nähe er auch wohnt.
"Ich war immer schon politisch interessiert und auch als Studentenvertreter aktiv. Als ich mit 20 Jahren von der SPÖ als Wahlbeisitzer nominiert wurde, habe ich die Aufgabe gern übernommen", so Zuckerstätter. An sich kann jeder Wahlbeisitzer werden - eine Parteimitgliedschaft ist dafür nicht notwendig. Trotzdem gibt es bei jeder Wahl einen Mangel an Wahlbeisitzern- und zeugen. Eine Tatsache, die den Donaustädter ärgert. "Meistens fehlen gerade die Wahlbeisitzer jener Parteien, die sich im Anschluss an die Wahl über deren Ausgang beschweren."
Nicht spektakulär, aber wichtig
Die Arbeit eines Mitglieds der Wahlkommission ist laut Zuckerstätter "zwar nicht sehr spektakulär, um nicht zu sagen langweilig, aber sehr wichtig". Dienstbeginn ist bereits um 6 Uhr. Bevor die Wahllokale aufsperren, werden alle Anwesenden vereidigt und es wird geprüft, ob die Wahlurne tatsächlich leer ist. Dann heißt es warten. Jede Person wird anhand des Wählerverzeichnisses erfasst und vor Abgabe der Stimme ins Abstimmungsverzeichnis eingetragen. Die Frage nach dem Lichtbildausweis gehört mit zu den Aufgaben von Wahlbeisitzern. Denn nur, wenn man sich eindeutig ausweisen kann, darf man seine Stimme abgeben. Eine Ausnahme wäre, wenn drei Mitglieder der Wahlkommission die betreffende Person zweifellos identifizieren könnten. "So etwas gibt es in kleinen Dörfern, aber in Wien eher selten" lacht Zuckerstätter.
Nachdem man seinen Stimmzettel in die Wahlurne geworfen hat, sollte man sich vergewissern, dass man seinen Lichtbildausweis wieder hat. Das ist einmal schief gegangen, wie sich Zuckerstätter erinnert: "Im 9. Bezirk hat ein Wähler seinen Pass in der Eile mitsamt dem Stimmzettel in die Urne geworfen. Weil diese versiegelt ist, musste derjenige bis 17 Uhr warten, bis er seinen Pass wieder hatte."
Was bei Wahlen immer wieder für Verwirrung sorgt, ist der Unterschied zwischen Wahlinformation und Wahlkarte. Während erstere jeder stimmberechtigte Bürger nach Hause geschickt bekommt, muss man eine Wahlkarte erst anfordern. Ein wichtiger Hinweis des Profis: "Wer eine Wahlkarte beantragt hat, aber trotzdem im Wahllokal seine Stimme abgeben will, darf das nur dann tun, wenn er die Wahlkarte bei sich hat. Sonst kann man nicht nachvollziehen, ob derjenige bereits gewählt hat."
Wahlen im Zeichen von Corona
Auch die Wien-Wahl steht heuer ganz im Zeichen von Corona. Um zu gewährleisten, dass die Maskenpflicht sowie der nötige Abstand im Wahllokal eingehalten werden, sind zusätzliche Ordner anwesend. Außerdem sorgt eine Plexiglasscheibe zwischen den Wahlhelfern und Wählern für mehr Schutz. "Wenn möglich, sollte man außerdem einen eigenen Kugelschreiber mitnehmen", so Zuckerstätter.
Was trotz Covid-19 gleich bleibt, ist die Art der Stimmenauszählung nach Schließung der Wahllokale. Um sicherzugehen, dass jede Partei- und Vorzugsstimme richtig gezählt wird, gibt es mindestens zwei Zähldurchläufe. Nach eineinhalb Stunden wird das Ergebnis ans Bezirksamt übermittelt. Anschließend werden alle Stimmzettel inklusive Wahlprotokoll, Wähler und Abstimmungsverzeichnis archiviert. "Falls es Einsprüche gibt, kann man hier alles nochmal nachzählen und kontrollieren", so der Donaustädter.
Wenig Geld, große Verantwortung
Um ca. 20 Uhr ist auch für die Wahlbeisitzer Schluss. Als Entlohnung gibt es nur einen kleinen Geldbetrag. Trotzdem steht für Sepp Zuckerstätter fest, dass er auch bei den kommenden Wahlen im Einsatz sein wird: "Weil eine Demokratie nunmal von korrekt abgehaltenen Wahlen lebt und ich so meinen Beitrag dazu leisten kann."
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