Terroranschlag in Kaisermühlen: So lief die Übung für den Ernstfall
Bei Katastrophen muss das Team zur "Identifikation von Katastrophenopfern" vor Ort sein sein. Das wurde gestern in der Donaustadt geübt.
DONAUSTADT. Aus der Ferne mag es fast echt aussehen. Das Absperrband der Polizei, die Mediziner in weißer Schutzkleidung, die Menschen, die verstreut auf dem Asphalt liegen – der Ort eines Verbrechens. An diesem Tatort gibt es jedoch kein Blaulicht, keinen Rettungswagen und keine Opfer – es ist eine Übung des DVI-Teams.
Die DVI, kurz für „Desaster Victim Identification“ – „Identifikation von Katastrophenopfern“ – stellt sicher, dass die Identität von Opfern eines Unglücks oder Anschlags festgestellt wird und die Angehörigen informiert werden können. Dies funktioniert etwa per Fingerabdruck-, per DNA- oder per Zahnanalyse.
In Kaisermühlen übte das österreichische DVI-Team am Dienstag für den Ernstfall. Das Szenario: Ein Anschlag auf einen Bus der Wiener Linien. Blutig geschminkte Laiendarsteller stellten sich tot, Arbeitsschritte von der Trage bis zum Obduktionstisch wurden simuliert. Im Anschluss folgte eine fiktive Pressekonferenz.
220 Spezialisten
Die Übung ist Teil eines dreiwöchigen Ausbildungsprogrammes, an dem rund 250 Fachleute aus Österreich, Deutschland und der Schweiz teilnehmen. Das österreichische DVI-Team entstand 2002 – aus einer Notwendigkeit, wie Harald Stöckl vom Bundesministerium für Inneres erzählt: In den späten Neunziger- und frühen Zweitausenderjahren habe es mehrere Katastrophen gegeben – aber kein DVI-Team.
Zuerst waren Kollegen aus Deutschland eingesprungen – bald entschied man sich jedoch, ein österreichisches Pendant zusammenzustellen: Eine Gruppe aus Spezialisten, die – wenn sie gebraucht werden – zusammengerufen werden können, um Identifikationsarbeit zu verrichten. 220 Mitglieder können derzeit im Falle einer Katastrophe mobilisiert werden.
Als im Jahr 2004 ein Tsunami Südostasien traf und über 200.000 Opfer zur Folge hatte, war die österreichische Gruppe im Einsatz. Zum letzten Mal aktiviert wurde sie, als 2015 im Burgenland 71 Menschen in einem Schlepperfahrzeug ums Leben kamen.
Eine schwierige Arbeit
Für die Mediziner kann ein solcher Einsatz eine enorme Belastung darstellen – auch psychisch. „Die Arbeit an den Leichen ist eine sehr schwierige Arbeit“, so Stöckl. Aus diesem Grund sei eine psychologische Betreuung für die Einsatzkräfte besonders wichtig. Auch würden die Teammitglieder einander ablösen, um eine Dauerbelastung zu vermeiden.
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