„Discovering Hands“: Hände, die einfach mehr sehen

Emine Cam nimmt sich viel Zeit für ihre Patientin: Am Beginn der Untersuchung steht das Kennenlernen.
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  • Emine Cam nimmt sich viel Zeit für ihre Patientin: Am Beginn der Untersuchung steht das Kennenlernen.
  • hochgeladen von Anna-Claudia Anderer

DÖBLING. Von einer Behinderung zur Begabung: Das Programm „Discovering Hands“ nutzt den feinen Tastsinn sehbehinderter Frauen zur Früherkennung von Brustkrebs. „Die Frauen tasten wesentlich besser als wir. Das ist bewiesen“, sagt Michael Medl, Gynäkologe im Brustzentrum der Privatklinik Döbling. „Sie können schon winzige Veränderungen von nur wenigen Millimetern ertasten. Das ist selbst für Spezialisten wie uns in dem üblichen Zeitrahmen nicht möglich“, so Medl. Drei Millimeter war der kleinste Knoten, den Emine Cam je ertastete. Als eine der ersten hat die 28-Jährige, die blind ist, ihre Ausbildung zur „Medizinischen Tastuntersucherin“ vor zwei Jahren abgeschlossen.

„Medizin hat mich immer interessiert, doch es war mir nicht möglich, etwas in dieser Richtung zu machen“, erzählt Cam. Elf Monate wurde sie in medizinischen Grundlagen und klinischer Brustuntersuchung ausgebildet, auch ihren Tastsinn konnte sie weiter verfeinern. Jetzt arbeitet sie Hand in Hand mit dem Arzt, der fixer Bestandteil der Untersuchung bleibt.

Teamwork und Klebestreifen

Während der Arzt aber nur wenige Minuten für die Untersuchung zur Verfügung hat, nimmt sich die Tastuntersucherin zwischen 30 und 45 Minuten Zeit. "Zuerst untersuche ich die Dame im Sitzen", erklärt Cam. Im Liegen werden dann die fünf so genannten Dokumentationsstreifen angebracht. Sie teilen die Brust in vier Zonen und sind mit Punkten versehen, Zentimeter für Zentimeter. „Damit wissen wir genau, an welcher Stelle die Gewebeveränderung ist, falls wir eine finden“, sagt Cam.

Dokumentationsstreifen machen den Untersuchungsbefund exakt nachvollziehbar. Die abschließende Diagnose stellt der Arzt. "Die Tastuntersuchung ist kein Ersatz für die Mammographie, sondern ein Zusatzangebot", betont Medl.

„Wir wollen, dass der Beruf 'Medizinische Tastuntersucherin' in Österreich anerkannt wird. Das ist noch nicht der Fall“, sagt Marisa Mühlböck, Geschäftsführerin von „Discovering Hands“ Österreich. Obwohl der Mehrwert ein dreifacher sei: für den Arzt, der unterstützt wird, für die Patientin, die von einem zusätzlichen Angebot profitiert und für die Tasterin, die in den Arbeitsmarkt integriert wird.

Wer sich für die Untersuchungen an der Privatklinik Döbling interessiert, erfährt mehr auf www.ambulatorium-doebling.at/discovering-hands

Zur Sache:

Jährlich erkranken rund 5.000 Frauen in Österreich an Brustkrebs. Je früher der Tumor erkannt wird, desto größer die Heilungschancen. Mit dem Programm "Discovering Hands" wird der oft stark ausgeprägte Tastsinn blinder und sehbehinderter Menschen zur Früherkennung von Brustkrebs genutzt.

Emine Cam nimmt sich viel Zeit für ihre Patientin: Am Beginn der Untersuchung steht das Kennenlernen.
Eine sinnvolle Maßnahme, von der Patientin, Tasterin und Arzt profitieren. "Ich habe als Arzt nur wenige Minute Zeit für die Untersuchung".
Patientin Sonja Kral schätzt Zuwendung und Zeit, die Emine Cam für sie aufbringt. "Die Untersuchung ist sehr angenehm und tut nicht weh".
Arbeiten im Team: "Die Frauen haben mehr Zeit für die Untersuchung als wir Ärzte", sagt Gynäkologe Michael Medl und ist auch von der Methode überzeugt.
Marisa Mühlböck von "Discovering Hands" zeigt an einer Kette, wie klein die Knoten sind, die Blinde ertasten können.
Die Kette macht es deutlich: So klein sind die Knoten, die Blinde ertasten können.

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