"Mein Leben mit Jack Unterweger"
Bianca Mrak erzählt von ihrer Liebesbeziehung mit dem neunfachen Serienmörder.
BEZIRK (sawa). Ende Juni ist es 19 Jahre her, dass sich Jack Unterweger in seiner Zelle erhängt hat. Die BEZIRKSBLÄTTER haben mit seiner damaligen Freundin Bianca Mrak, die seit etwa zwei Jahren nahe Hainburg wohnt, gesprochen.
BEZIRKSBLÄTTER: In einem Wiener Lokal haben Sie Unterweger 1991 kennengelernt: Wie war diese erste Begegnung?
Bianca Mrak: Ich hatte damals extreme Schwierigkeiten mit meiner Mutter. Ich wollte einfach weg. Jack hat sich meine Probleme angehört und mir angeboten, bei ihm zu wohnen. Er war mein Rettungsanker.
Wussten Sie damals, dass Sie mit einem verurteilten Mörder sprechen?
Ja, das wusste ich.
Wussten Sie auch, dass er zu dieser Zeit ein gesuchter Serienmörder war?
Nein, wir haben erst in der Schweiz bei Fluchtbeginn über diese Vorwürfe gesprochen.
Sie waren drei Monate mit ihm liiert: Wie war diese Beziehung?
Jack war krankhaft eifersüchtig. Worauf weiß ich nicht. Er ist schließlich mehrmals fremdgegangen, nicht ich.
Wie hat sich diese Eifersucht geäußert?
Er hat mich ständig kontrolliert. Er hat mein gesamtes Privatleben in Beschlag genommen.
Wenn Sie Jack Unterweger mit einigen Worten beschreiben müssten, welche wären das?
Er war dominant, aber auch großzügig. Er war verständnisvoll, aber auch verlogen und manipulativ.
1992 sind Sie mit ihm geflüchtet: Wie war das damals?
Ich war in der Schweiz für ihn arbeiten. Er kam mich besuchen, fuchtelte mit seiner Pistole herum, murmelte etwas von Prostituiertenmorden und meinte nur, er bringt sich jetzt um. Ich habe schlussendlich dann gesagt: "Passt, dann hauen wir gemeinsam ab."
Also war die Flucht Ihre Idee?
Ja. Er wollte sich umbringen und tat mir leid.
Und er hatte behauptet, er wäre unschuldig?
Bis zum Schluss hat er das gesagt. Die ersten Zweifel kamen bei mir erst viel später.
Wann später?
Die Polizei hat mir Tatort-Fotos mit strangulierten, verwesten Leichen gezeigt. Danach war ich felsenfest davon überzeugt, dass Jack alle diese Frauen umgebracht hat. Jacks Anwalt überzeugte mich wiederum von seiner Unschuld. Ich war hin- und hergerissen. Bis heute weiß ich nicht, ob er es war.
Sie hatten nach seiner Festnahme also nach wie vor Kontakt?
Ja, ich habe ihn besucht. Dauernd sind Briefe von ihm gekommen, ich soll dieses und jenes erledigen. Nach einem Jahr habe ich das dann beendet, weil Jack auch noch aus dem Gefängnis mein Leben kontrollieren wollte.
1994 - kurz nach dem Urteil – hat er Selbstmord begangen: Was ging da in Ihnen vor?
Es hat mich nicht berührt. Ich wusste es, er hat es in einem Brief angekündigt. Aus heutiger Sicht war es das Beste.
ZUR SACHE:
1974 wurde Jack Unterweger wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach 16 Jahren Haft wurde er vorzeitig entlassen. Dann begann eine Serie an Prostituierten-Morden. Nachdem sich die Indizien gegen ihn verdichtet hatten, floh er mit seiner damals 18-jährigen Freundin Bianca Mrak nach Miami. 1992 wurde die Beiden verhaftet und nach Österreich ausgeliefert. Die Kriminalgeschichte endete 1994 mit Jack Unterwegers Freitod.
Die mittlerweile 39-jährige Bianca Mrak lebt seit über zwei Jahren zusammen mit ihren beiden Hunden beinahe "undercover" in einem Häuschen nahe Hainburg. Obwohl sie schon mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen hat, lässt sie diese - wie das BEZIRKSBLÄTTER-Interview zeigt - nicht ganz los. Nach den Turbulenzen ihres Erwachsenwerdens ist sie froh, ihre neue Heimat bei uns gefunden zu haben: "Die Leute sind hier viel offener und netter."
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