Schließung im April
Lorenz Böhler-Personal protestiert vor dem Spital
Aufgrund der überstürzten Schließung des Lorenz Böhler-Krankenhauses hagelt es derzeit von allen Seiten Kritik. Die Belegschaft hielt deswegen am Mittwochmorgen einen kurzen Warnstreik ab, bei der auch Ärztekammer Wien-Präsident Johannes Steinhart anwesend war.
WIEN/BRIGITTENAU. Wie angekündigt, versammelten sich am Mittwochmorgen Teile des Personals des Traumazentrums Wien in der Brigittenau, ehemals bekannt als Lorenz Böhler-Unfallkrankenhaus, vor dem Spitalgebäude.
Hintergrund ist die überstürzte Schließung des Unfallkrankenhauses wegen eklatanter Brandschutz-Mängel. Erst vor rund einer Woche habe man erfahren, dass die groben Mängel im Brandschutzbereich nicht mehr durch andere Maßnahmen kompensiert werden könnten. Dazu äußerte sich der zuständige Sachverständige Erich Kern am Dienstag im Ö1-Morgenjournal (mehr dazu unten).
Geplant ist eine allmähliche Absiedlung des Krankenhauses bis Anfang April. Bis zur Schließung wird die Feuerwehr dort in Bereitschaft sein. Die stationären Leistungen werden während der Schließung im Traumazentrum Meidling und im AKH Wien erbracht. Laut der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA), die das Lorenz Böhler betreibt, laufen zudem Gespräche mit der Stadt Wien, um weitere Kapazitäten zu sichern. Eine Streichung von Stellen sei nicht geplant, wurde beteuert.
Halbstündiger Warnstreik
Die kurzfristige Entscheidung erwischte so ziemlich alle am falschen Fuß, allen voran die rund 500-köpfige Belegschaft und brachte der AUVA große Kritik ein. Nach Ansicht der Personalvertretung wäre eine längere Übergangsfrist möglich. Auch die Einholung weiterer Gutachten, um zu prüfen, ob die Schließung tatsächlich unabdingbar ist, wurden zuletzt verlangt.
Daher kündigte man bereits im Vorfeld einen kurzen Protest am Mittwoch an. So versammelten sich kurz nach 8 Uhr Teile des Personals, um gegen die Schließung des Traumazentrums zu demonstrieren. Unter dem Motto "Lasst uns arbeiten" hielt die Belegschaft dort einen etwa halbstündigen Warnstreik ab. Unterstützt wurde der Protest von der Wiener Ärztekammer und den Gewerkschaften "Vida" und "Gpa".
Steinhart: "Eine Zumutung"
Mit Transparenten und Bannern machten die Spitals-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter auf die chaotischen Zustände aufmerksam. Für das Personal sowie Patientinnen und Patienten erzeuge das Ende des Unfallkrankenhauses im 20. Bezirk vor allem Unsicherheit, so Johannes Steinhart, Präsident der Ärztekammer Wien, der das Personal unterstützt und dort eine Ansprache hielt. "Es ist eine Zumutung", schildert Steinhart die Vorgehensweise hinter dem Böhler-Aus.
"Das Lorenz Böhler aufzugeben ist nicht nachvollziehbar und wird meiner Meinung nach auch zu Verunsicherungen in der Bevölkerung führen", so Steinhart im Interview mit "Heute". Zu den Plänen, das Lorenz Böhler-Personal vorübergehend auf das AKH und die UK Meidling zu verteilen, pocht der Wiener Ärztekammer-Präsident auf Klarheit: "Wo werden sie untergebracht, wo ziehen sie um, wie sind die Operationen zu gestalten?" Was seiner Meinung nach auch nicht zu unterschätzen sei, sei das hochkarätige, eingespielte Expertenteams an OP-Betrieben. Da müsste man Rücksicht darauf nehmen, dass dieses mit "Hochleistung" arbeitende Gefüge bestehen bleibe.
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