Gehörlosenverband
Offene Ohren für Gehörlose Lift-Benutzer

- Der Aufzug soll Menschen mit Gehörbeeinträchtigungen in Notsituationen helfen.
- Foto: Gehörlosenverband Tirol
- hochgeladen von Daniela Haindl
In Zusammenarbeit mit dem Gehörlosenverband Tirol hat View Elevator in Friedburg einen barrierefreier Aufzugsnotruf geschaffen. Unterstützt wird dabei mit Gebärdensprache.
FRIEDBURG. In einem Aufzug stecken zu bleiben ist ein sehr unangenehmes Erlebnis für viele Menschen. Besonders für Gehörlose ist eine solche Notlage aber schwierig zu bewältigen, da im Lift nur über eine Sprechverbindung mit Außen Kontakt aufgenommen werden kann. Wenn das Gesagt dann nicht verstanden wird, kann das zu großen Problemen führen.
Mit einem Aufzugsnotrufsystem, das auf die Bedürfnisse von Menschen mit Hörbehinderungen zugeschnitten ist, kann Abhilfe geschaffen werden. View Elevator in Friedburg hat in Kooperation mit dem Gehörlosenverband Tirol das erste Notrufsystem mit Gebärdensprachen-Unterstützung entwickelt.
Visueller Dialog
Nach dem Zwei-Sinne-Prinzip wird einerseits die Kommunikation ermöglicht und ein visueller Dialog mit leicht verständlichem Text und Symbolunterstützung angeboten. Es können sowohl Menschen mit Lese-Schwäche als auch nicht-deutscher Muttersprache profitieren: Für den Notfall-Dialog stehen zwölf Sprachen zur Auswahl. „Wir freuen uns, dass die Bewohnerinnen und Bewohner des Gehörlosenzentrums TIROL jetzt nicht mehr angstvoll vermeiden, den Aufzug zu benutzen“, strahlt Verbandsleiterin Monika Mück-Egg.
Zwei-Sinne-Kommunikation
Durch Drücken der Notruftaste wird eine Verbindung zur Notrufzentrale hergestellt. Gleichzeitig springt auf dem Bildschirm die Notfallkommunikation an und es erscheinen Fragen, die mit „Ja“ und „Nein“ beantwortet werden können. Gebärdensprachvideo-Einblendung ergänzen die Kommunikation mit Sicherheitshinweisen und Rückmeldung, dass die Nachricht empfangen und weitergeleitet wurde.
Aktuelle Richtlinien schließen Gehörlose aus
In aktuellen Richtlinien und Informationen zur barrierefreien Gestaltung von Aufzügen ist immer noch von "Notruftelefonen" die Rede. Selbst die in der EN 81-70 für Hörbehinderte lediglich vorgeschlagene induktive Höranlage, richtet sich eigentlich an schwerhörige Menschen. Gehörlose bleiben auch in diesem Fall weiterhin ausgeschlossen, obwohl der tatsächliche Stand der Technik - wie das VIEW System beweist - längst Aufzugsnotruf nach dem Zwei-Sinne-Prinzip ermöglicht.
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