Karriere mit Lehre
Mit Praxiswissen und Durchhaltevermögen ganz nach oben
Vom Lehrling zum Chef: Roland Tiefenböck, Geschäftsführer der Firma rt-cad, im Interview.
UTTENDORF (ebba). Die Firma rt-cad mit den Tochtergesellschaften rt-mold und rt-plast in Uttendorf entwickelt und produziert anspruchsvolle Kunststoffteile für Fahrzeugtechnik, Elektroindustrie und Luftfahrt. Geschäftsführer ist Roland Tiefenböck – einer, der „Karriere mit Lehre" machte.
Herr Tiefenböck, wie haben Sie sich vom Lehrling zum Geschäftsführer hochgearbeitet?
TIEFENBÖCK: Nach der Hauptschule besuchte ich ein Jahr lang die HTL Braunau. Ich hab dann aber abgebrochen und mich für eine Lehre als Werkzeugbautechniker entschieden. Nach dreieinhalb Jahren in meinem Lehrbetrieb wechselte ich in den elterlichen Betrieb und war dort drei Jahre als Werkzeugbauleiter beschäftigt. Nachdem ich den Meister in der Tasche hatte, leitete ich die Werkzeugbaukonstruktion in einem Unternehmen in Steindorf bei Straßwalchen, bis ich mich 1997 selbstständig machte. Sozusagen als „One-Man-Show“ bot ich 3D-Konstruktion als Dienstleistung an und zeigte damit Mut zum Risiko. Zu der Zeit nahm ich auch den ersten Kredit auf.
Hat es sich ausgezahlt?
Das hat es. Innerhalb weniger Jahre haben wir uns vom Konstruktionsbüro zum produzierenden Betrieb weiterentwickelt. 2005 wurde rt-cad zur GmbH umformiert. Drei Jahre später begannen wir damit, Kunststoffteile zu produzieren. 2010 wechselten wir den Standort von Mattighofen nach Uttendorf. Mittlerweile haben wir schon fünf Mal erweitert. Der aktuelle Zubau, eine Halle in der Größe von 3.000 Quadratmetern, wird in den nächsten zwei bis drei Monaten fertiggestellt. Aus der One-Man-Show ist ein Unternehmen mit 110 Mitarbeitern geworden. Wir beliefern namhafte oberösterreichische Industrieunternehmen wie KTM, Fronius, FACC und Palfinger mit unserer Dienstleistung.
Was meinen Sie, wie groß ist die Bedeutung des Lehrbetriebes für eine erfolgreiche Berufslaufbahn?
Es ist der Einstieg ins Berufsleben. Was man daraus macht, muss man aber selber in die Hand nehmen. Wer Durchhaltevermögen zeigt, schafft es in jeder Branche.
Kann das, was Sie geschafft haben, jeder Lehrling schaffen oder braucht es dazu bestimmte Voraussetzungen, Eigenschaften und Skills?
Durchhaltevermögen, Liebe zum Beruf, gesunden Hausverstand … und naja, Rechnen sollte man schon ein wenig können.
War es immer schon Ihr Ziel, ein eigenes Unternehmen aufzubauen?
Es war schon immer ein Ziel, mich hochzuarbeiten. Ich bin in einem Unternehmen groß geworden. Das hat mir natürlich dabei geholfen.
Was raten Sie Lehrlingen, die Ambitionen haben, Karriere zu machen?
Wichtig ist, dass sie sich motivieren und begeistern können. Daher sollte man sich möglichst viel anschauen, etwa im Rahmen von berufspraktischen Tagen. Man sollte genau wissen, was man in seinem Beruf macht. Und wenn der Wille da ist, kann man es auch als Lehrling in die Führungsetage schaffen. Auch bei uns werden Abteilungsleiterposten an Personen ohne Hochschulabschluss vergeben. Mir ist das sogar lieber, weil diese Leute über Praxiswissen verfügen.
Bilden Sie selbst auch Lehrlinge aus?
Ja, aktuell sechs. Und wir sind regelmäßig auf der Suche nach neuen Lehrlingen. Unser Ziel ist es, vier bis fünf Lehrlinge pro Jahr aufzunehmen. Wir bilden Kunststofftechniker, Werkzeugbautechniker und fallweise auch Bürokaufmänner/frauen aus.
Auf den Punkt gebracht: Was spricht für eine Lehre?
Man verdient schon früh sein eigenes Einkommen. Es ist der Schritt in die Unabhängigkeit. Weg von der Schulbank hin zur Werkbank, kann man seine Kreativität ausleben. Und durch den Praxisbezug sind vielerorts die Aufstiegschancen sogar höher, als mit einem Hochschulabschluss.
ZUR SACHE
Am Freitag, 7. Februar 2020, von 13 bis 17 Uhr, und am Samstag, 8. Februar, von 9 bis 13 Uhr, finden bei rt-cad die "Lehrlings-Infotage" statt. Hier können sich interessierte Jugendliche vor Ort über die Lehrberufe informieren.
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