Role-Models motivieren
Mit der Lehre zur Karriere

Dieter Geisberger, Sabra Ibrahim, Seda Türkoglu, Edith Konrad, Ferdinand Tiefnig, Florian Reitsammer (v. l.) | Foto: LEADER Oberinnviertel-Mattigtal
  • Dieter Geisberger, Sabra Ibrahim, Seda Türkoglu, Edith Konrad, Ferdinand Tiefnig, Florian Reitsammer (v. l.)
  • Foto: LEADER Oberinnviertel-Mattigtal
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Drei junge Menschen aus dem Bezirk Braunau haben ihre Berufung zum Beruf gemacht. Jetzt wollen Seda, Simon und Ibrahim als Role-Models andere motivieren, es ihnen gleich zu tun und einen zukunftsträchtigen Beruf zu erlernen.

BEZIRK. Die drei jungen erfolgreichen Braunauer Seda, Simon und Ibrahim sind ein Teil des Leader Projekts der Region Mattigtal. Als Role-Models wollen sie andere dazu motivieren, es ihnen gleich zu tun und einen zukunftsträchtigen Beruf zu erlernen.

Schweißen in Afghanistan gelernt

Ibrahim Saber, einer der Role-Models-Pioniere in Braunau, hat die Lehre zum Schweißer in der Firma Hammerer Aluminium Industries (HAI) in Ranshofen absolviert und die Lehrabschlussprüfung mit Erfolg bestanden. Vor ein paar Jahren hat er noch nicht einmal genau gewusst, wo Österreich liegt. Der Krieg in Afghanistan hat den jungen Mann vor sechs Jahren aus seiner Heimat vertrieben. In Österreich angekommen, lernte er in kürzester Zeit Deutsch und holte den Pflichtschulabschluss nach. 2017 begann er bei HAI die Schweißerlehre. Mit Fleiß und Zuverlässigkeit überzeugte er genauso wie mit Können.
„Ich habe zuhause in Kabul beim Nachbarn das Schweißen gelernt“, erzählt er. Der kleine Betrieb neben dem Geschäft seiner Eltern in der afghanischen Hauptstadt war sein liebster Spielplatz, wenn er nicht zur Schule musste oder den Eltern im Geschäft an die Hand ging. 

„Natürlich kann man das Schweißen in Afghanistan nicht mit hier vergleichen.“

In Afghanistan gibt es keine Maschinen und große Geräte dafür und auch keinerlei Sicherheitsvorkehrungen. Deshalb war er auch schwer beeindruckt, als er zum ersten Mal in seiner Firma in die Produktion schauen durfte. Sein Können hat der junge Afghane bereits beim oberösterreichischen Lehrlingswettbewerb, wo er dritter wurde, und beim Skills Austria Wettbewerb mit dem vierten Platz unter Beweis gestellt.

Erfahrungen in Japan gesammelt

Der Bäckermeister Simon Sailer ist 25 Jahre alt und bereits Chef von 64 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Mauerkirchen. Sein liebster Spielplatz als Kind war die Backstube. Dort durfte er, im Gegensatz zu anderen Kindern, die sich in der Sandkiste vergnügten, mit Mehl, Wasser, Germ und verschiedenen Teigen hantieren. „Cool war, dass daraus was Echtes zum Essen entstand und ich immer gelobt wurde für die Produkte, die spielerisch entstanden“, erinnert er sich. Nach drei Jahren Konditoren-Lehre in Salzburg, einem halben Jahr daheim im elterlichen Betrieb und sechs Monaten Auslandserfahrung beim Bäcker- und Konditor-Onkel in Fukuoka in Japan hat er die Meisterprüfung abgeschlossen und den Betrieb in Mauerkirchen übernommen. Im Sommer 2022 richtet er gerade die neue Produktionsstätte im benachbarten Moosbach ein. Einem modernen Bau mit bestens ausgestatteten Arbeitsräumen und sogar Wohnmöglichkeiten für Beschäftigte, die längere Anfahrtszeiten haben. Oder für die japanischen Austauschlehrlinge, die im Betrieb sind und das österreichische Handwerk lernen. „Am Anfang ist das Arbeiten hier für die Japaner eine kleine Herausforderung“, schmunzelt der Chef, der beide Arbeitswelten – die heimische und die japanische wie aus der Westentasche kennt.

„In Japan wird alles quasi mit dem Lineal, gemacht. Liegt eine Rosine nicht richtig, wird diese so lange verschoben, bis bei den Rosinen-Stollen alles in einer perfekten Reihe ist“, weiß Simon

Er erzählt auch, dass im Ostasiatischen Inselstaat die Regelungen in der Arbeitswelt ganz andere sind. Extrem lange Arbeitstage und maximal zwei Wochen Urlaubsanspruch sind Gang und Gäbe. Und die Vorlieben der Kundinnen und Kunden für scharfes Gebäck mit Chili und Curry unterscheiden sich ebenfalls gravierend von den österreichischen. „Mit Vanille-Pudding brauchst du dort nichts füllen“, musste er ganz schnell lernen. Ähnlich wie auch Ibrahim heimste Simon bei den österreichischen Lehrlings-Meisterschaften, den Euro-Skills und auch bei internationalen Bewerben Medaillen ein. Die Goldmedaille bei den Berufseuropameisterschaften "Euro Skills", die 2021 in Graz stattfanden, macht ihn besonders stolz.

Mut zur Selbstständigkeit

Seda Türkoglu, deren Familie Wurzeln in Ankara hat, begann 2013 mit der Friseurinnen-Lehre und ist heute erfolgreiche Unternehmerin, der man den Spaß an der Arbeit ansieht. Für sie ist ihr Beruf auch gleichzeitig Berufung. Für Seda gibt es nichts schöneres, als anderen Menschen eine neue Frisur zu verpassen und sie mit glücklichem Lächeln das Geschäft verlassen zu sehen. Eine Bestätigung, dass sie alles richtig macht, sind die vielen Stammkunden, die sie hat. Die Eltern seien anfangs mit ihrer Lehrwahl gar nicht glücklich gewesen, gesteht sie. „Viel lieber hätten sie auch ihr Mädel so wie die Jungs der Familie nach der Pflichtschule in einer weiterführenden Schule gesehen,“ erinnert sich die Neukirchnerin zurück. Sie hat sich aber durchgesetzt und allen bewiesen, dass sie zu den Top-Friseurinnen in Österreich aufsteigen kann. Das eigene Geschäft ist derzeit die Krönung von Können. 

„Ausdauer, Beharrlichkeit, ja, und auch Mut gehört dazu“, sagt Seda

Mit ihren erfolgreichen Teilnahmen an insgesamt 15 Wettbewerben und Berufsmeisterschaften hat sie ihr Talent längst unter Beweis gestellt. Sie war Staatsmeisterin und holte sich bei den Euro Skills 2021 die „Medaillon für Excellence“. Von der Innung wurde sie mit dem „Minerva-Award“ ausgezeichnet.

Projekt Role-Model

„Der Role Model Pool wird im Rahmen des Projektes `BerufsAusbildung im Dialog‘ aufgebaut“, berichtet Dieter Geisberger. Das Ausbildungszentrum Braunau, hat die Verantwortung für diesen Projektteil übernommen und will mit AustrianSkills zusammenarbeiten.
Schulen und Organisationen, die im Feld der Berufsorientierung arbeiten aber auch Firmen können über das ABZ die Role-Models für Veranstaltungen anfragen.

„Ziel des Projektes ist es, die Menschen der LEADER-Region und vor allem die Eltern und Jugendlichen am Übergang von der Schule in die Arbeitswelt zu stärken, damit sie den für sie bestmöglichen Ausbildungs- oder Berufsweg einschlagen können“, sagt Ferdinand Tiefnig, Obmann des Leader-Vereins Oberinnviertel-Mattigtal.

Je nach Zeit und Thema erzählen die erfolgreichen jungen Frauen und Männer bei Veranstaltungen über ihre Erfahrungen und wollen dadurch andere Motivieren, in ähnliche Fußstapfen zu treten.

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