Arbeitsmarkt
Mehr Schließtage, weil der Gastronomie Personal fehlt
Laut Auskunft von Stefan Seilinger, stellvertretender Leiter des Arbeitsmarktservice (AMS) Braunau, sind derzeit im Bezirk 103 Stellen als Küchen- und Servicekräfte ausgeschrieben. Dazu kommen noch 43 offene Lehrstellen in der Gastronomie.
BEZIRK BRAUNAU. Wirtesprecher Herbert Karer schätzt die Zahl der tatsächlich offenen Stellen und Lehrplätze etwa doppelt so hoch ein, da nicht alle Betriebe ihre offenen Stellen beim AMS melden. Gesucht wird sowohl gelerntes als auch angelerntes Personal. „Der Lehrabschluss spielt eine untergeordnete Rolle, da die Nachfrage an Arbeitskräfte so groß ist und Fachpersonal meist sowieso nicht frei verfügbar erscheint“, sagt Seilinger.
Attraktiver Beruf
In seinem Gasthaus hat Karer alle Stellen besetzt. Im „Badhaus“ in Mattighofen sind insgesamt zwölf Mitarbeiter, davon zwei Lehrlinge, beschäftigt. Durch die Kurzarbeit ist es hier gelungen, das gesamte Team an der Stange zu halten. Doch Braunaus Wirtesprecher weiß, dass viele Betriebe ihre Öffnungszeiten reduziert und angepasst haben, um trotz der fehlenden Arbeitskräfte den Betrieb aufrechterhalten zu können. Er verwehrt sich gegen den Vorwurf der schlechten Bezahlung für die gesamte Gastronomiebranche. „Natürlich ist es von Betrieb zu Betrieb verschieden. Wenn das Team und die Trinkgeldaufteilung passt und man das gemeinsame Mittagessen und die freien Getränke aufrechnet, ist es ein attraktiver Beruf.“
Eigeninitiative zeigen
Der Badhaus-Patron hat gemeinsam mit weiteren Betrieben verschiedene Service- und Kochkurse angeboten, um pandemiebedingte Defizite bei den Lehrlingen auszugleichen. Grundsätzlich wäre noch ein Platz frei für Auszubildende, doch heuer fehlt es – wie auch bei den Praktikumsplätzen – an Schülern. Das soll sich mit Lehrlingsmessen und Präsentationen in Schulen wieder ändern. In seinem Gasthaus wurde der Lohn im Mai ums Doppelte als gesetzlich vorgeschrieben erhöht, um die Belastung der steigenden Preise abzufedern. „Für mich ist das Wichtigste, die Mitarbeiter zu halten“, sagt Karer. Für ihn ist es eine Freude, wie viel Spaß sein junges Team bei der Arbeit hat und wie sie sich gegenseitig pushen.
Vorteile betonen
„Man hört immer nur die Nachteile und eine fehlende Work-/Life-Balance aufgrund unserer Arbeitszeiten und den Wochenenddiensten. Aber man hat eine lustige Arbeit, ist mit Leuten in Kontakt, bekommt ein Trinkgeld und sofort die Rückmeldung, wenn man gute Arbeit macht“, betont der Wirtesprecher. Laut einer Presseaussendung bieten von den 6.000 Gastro-Unternehmen in Oberösterreich die große Mehrheit sehr gute Arbeitsbedingungen und hält sich an alle – mitunter sehr komplexen - gesetzlichen Bestimmungen. „Sie schauen auf ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Alles andere wäre angesichts des akuten Personalmangels auch extrem kontraproduktiv“, so WKOÖ-Wirtesprecher Thomas Mayr-Stockinger. Er sagt weiters. „Ganz generell können die Bewerber aufgrund der zahlreichen offenen Gastronomie-Stellen in ganz Oberösterreich bewusst auswählen, wo, in welchem Segment und zu welchen konkreten Bedingungen sie in der Gastrobranche tätig werden wollen.“
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