Fehlalarme bringen Einsatzkräfte ans Limit

Foto: Geiring
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Die FF muss immer vom Ernstfall ausgehen. Auch wenn von 50 Alarmmeldungen zwei ernst zu nehmen sind.

BRAUNAU, SIMBACH (gei). Kaum hat Fabian L. am Donnerstagmorgen seinen Arbeitsplatz erreicht, geht auch schon der Piepser los. Genauso wie bei seinen anderen Kameraden, lässt er nun alles stehen und liegen und eilt mit dem Auto ins Feuerwehrgerätehaus am Laaber Holzweg 46. Jetzt heißt es schnell umziehen, rein in die Schutzkleidung und schon geht es mit dem Einsatzfahrzeug mit Martinshorn und Blaulicht zum Einsatzort. Im speziellen Fall löste die Brandmeldeanlage im Braunauer Krankenhaus St. Josef aus. Der Rauchmelder im Keller hat angeschlagen - Feueralarm! Nach einigen Minuten sind die Einsatzkräfte vor Ort und gehen der Sache auf den Grund. Am Ende stellt sich heraus, dass bei Wartungsarbeiten im Untergeschoss feiner Staub den Alarm auslöste. Also keine Personen in Gefahr - ein typischer Fehlalarm. Nun geht es wieder zurück ins Feuerwehrgerätehaus und anschließend gleich wieder an die Arbeitsstelle. Fabian L. ist froh, dass er auf einen Arbeitgeber zählen kann, der nichts gegen ein unerwartetes Fernbleiben im Rahmen von Feuerwehreinsätzen einzuwenden hat, allerdings müssen die eineinhalb Stunden selbstverständlich nachgearbeitet werden. Nur zwei Tage später, ein fast ähnliches Szenario. Doch diesmal ist es 23 Uhr und eine Brandmeldeanlage in der Industriezeile hat angeschlagen. Und wieder spielt sich der gleiche Vorgang ab, wie zwei Tage zuvor. Als man der Ursache auf den Grund geht, stellt man auch hier einen Fehlalarm fest.

Einsatzstärke sinkt

Egal ob durch Feinstaub, durch Wartungsarbeiten oder auch bewusst herbeigerufene Brandmeldealarme, diese Einsätze sorgen bei den Ehrenamtlichen zunehmend für Frust. Bei den sogenannten Täuschungsalarmen, so der Fachbegriff für die Fehlalarme durch Brandmeldeanlagen (BMA), geht es nicht nur um Zeit und Geld, sondern auch darum, dass die ohnehin schon sehr geringe Einsatzstärke der Freiwilligen dadurch noch weiter sinkt, da man wieder umsonst seine lebensrettende Hilfe angeboten hat. Besonders ärgerlich ist dies, wenn vorsätzlich oder aus Unachtsamkeit die Alarme ausgelöst wurden. Laut Kommandant Klaus Litzlbauer muss die Feuerwehr Braunau im Jahr durchschnittlich knapp 50 BMA-Einsätze abwickeln. "Meist sind es Fehl- oder Täuschungsalarme, allerdings kommt es in drei bis fünf Fällen im Jahr auch zu einer Rauchentwicklung beziehungsweise zu Entstehungsbränden", erläutert Litzlbauer. Auch er kann bestätigen, dass die Motivation der Mannschaft bei solchen Einsätzen sinkt und immer weniger wird. "Leider ist es so verdammt wichtig, dass immer genügend Personal vor Ort ist. Aber es passiert im Jahr meist zwei- bis dreimal, dass innerhalb einer Nacht zwei oder sogar mehrere Alarme eintreffen, da ist dann mindestens ein BMA dabei. Es ist dann doch logisch, dass dabei auch die Freiwilligen ihre Grenzen haben", so der Kommandant. Bei den Asylunterkünften in Braunau sind interne Brandmeldeanlagen verbaut, die somit keine zusätzlichen Alarme verzeichnen, was für die Ehrenamtlichen eindeutig zur Belastungsprobe werden würde.

Sicherheit der Bewohner gefährdet

Anders sieht es in der Nachbarstadt Simbach aus. Schwerpunkt der BMA-Einsätze ist hier das Postgebäude am Bahnhofsplatz, das seit Dezember 2015 als Unterkunft für bis zu 70 Asylbewerber dient. Die Simbacher Feuerwehr wurde im Jahr 2016 bereits 31-mal mit Stichwort "ausgelöste Brandmeldeanlage" zu verschiedenen Objekten im Stadtgebiet alarmiert. Allerdings hatte es kein einziges Mal wirklich gebrannt. Allein 18-mal wurden die Ehrenamtlichen in die Asylbewerberunterkunft gerufen. Simbachs Kommandant Markus Pilger kennt das Problem seines Braunauer Kollegen: „Es finden sich zwar aktuell immer noch genügend freiwillige Feuerwehrleute, die auch nachts dafür aufstehen oder am Tag ihren Arbeitsplatz verlassen, doch wird die Bereitschaft bald schwinden, wenn die Serie an Falschalarmen nicht bald abreißt" Rückt aber die Feuerwehr nicht mit voller Personalstärke, sondern nur unterbesetzt aus, dann kann sie bei einem echten Brand auch keine wirksamen Löschmaßnahmen ergreifen oder Menschenrettungen durchführen. „Mit den vielen Falschalarmen verschlechtert sich so über kurz oder lang sogar die Sicherheit der Bewohner im Gebäude“, befürchtet er.

Die eigentlichen Vorteile einer Brandmeldeanlage werden ad absurdum geführt, da der Sinn und Zweck einer BMA-Anlage eigentlich sein sollte, in sensiblen und besonders schützenswerten Gebäuden wie großen Industriebetrieben, Krankenhäusern, großen Pflegeheimen oder Versammlungsstätten bei Brandausbruch ein rasches Eingreifen der Feuerwehr zu ermöglichen. Eine Alarmierung durch eine Brandmeldeanlage stellt zudem einen qualifizierten Notruf dar. "Aus diesem Grund ist die Feuerwehr daher verpflichtet, immer von einem Ernstfall auszugehen und daher mit ausreichender Personalstärke und Sondersignalen (Blaulicht und Martinshorn) anzurücken, um den Brandalarm zu verifizieren", so Pilger. Im Simbacher Postgebäude wurde aufgrund der Nutzungsänderung durch ein Ingenieurbüro auch der Brandschutz überprüft und als Kompensationsmaßnahme eine automatische Brandmeldeanlage installiert.

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