"Manchen hilft Reden, manchen Schweigen"

Das Kriseninterventionsteam des Bezirks Braunau ist rund um die Uhr im Einsatz. | Foto: OÖRK
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BEZIRK (höll). Schock, Sprachlosigkeit und unfähig einen klaren Gedanken zu fassen: Nach schrecklichen Ereignissen stehen Menschen ihrem Schicksal oft ohnmächtig gegenüber. In solchen Ausnahmesituationen hilft das Kriseninterventionsteam (KI-Team) des Bezirks Braunau. Sie leisten psychosoziale Erste Hilfe. Und das pro Jahr etwa 70 Mal.

"Bei Suizid, Suchaktionen, Unfall oder Tod eines Kindes, nach Überfällen und notärztlicher Versorgung sind wir für die Angehörigen und Betroffenen da", erklärt Franz Ginzinger. Er ist Koordinator des 13-köpfigen KI-Teams im Bezirk Braunau. Gerufen werden die ausschließlich freiwilligen Helfer direkt von den Einsatzkräften vor Ort. "Wir erhalten dann einen Notruf und versuchen so rasch wie möglich am Einsatzort zu sein." Auch, wenn die Polizei eine Todesnachricht überbringen muss, kommen die KI-Mitarbeiter zum Einsatz. "Unsere Aufgabe ist die Akutbetreuung. Ziel ist es, unmittelbar Betroffene vor Ort nach außergewöhnlichen, belastenden Ereignissen nicht alleine zu lassen und ihnen ein größtmögliches Gefühl von Sicherheit zu geben", berichtet Ginzinger.

Die Arbeit in der Krisenintervention fordert den Helfern einiges ab: "Wir sind auch nur Menschen und fühlen mit den Betroffenen. Das kann man nicht einfach ablegen, wenn man wieder nach Hause fährt. Meistens sind wir zu zweit bei einem Einsatz und setzen uns anschließend noch zusammen um über das Geschehene zu sprechen. Das hilft uns sehr." Feingefühl, Verschwiegenheit, ein Mindestalter von 30 Jahren und ein Auswahlgespräch sind Voraussetzungen für die Mitarbeit in der Krisenintervention: "Wir sind ein starkes, gesundes und eingespieltes Team. Das ist ganz wichtig für unsere Arbeit", betont der 48-jährige KI-Koordinator.

Durchschnittlich drei Stunden dauert ein Einsatz: "Man darf nicht vergessen: Es handelt sich hier um eine Akutbetreuung und keine Therapie. Den richtigen Zeitpunkt zu finden, um sich zu verabschieden, ist manchmal nicht so einfach. Das lernt man erst mit der Erfahrung." Jeder Einsatz sei anders, so Ginzinger: "Wenn man losfährt, weiß man nie, was auf einen zukommt."

Neben den Angehörigen betreut das Team auch die "Unfallverursacher" und immer öfter ÖBB-Lokführer: "Kommt es zu einem Unfall auf den Gleisen, dann sind wir zur Stelle. Im Bezirk Braunau war das heuer schon zweimal der Fall." Ebenfalls gerufen werden KI-Mitarbeiter nach Wohnungsbränden und Großschadensereignissen: "Verlieren die Menschen ihre Lebensgrundlage stehen sie der Situation oft ohnmächtig gegenüber. Wir versuchen dann, ihnen die Handlungsfähigkeit zurückzugeben." Generell gehe es bei der KI vor allem darum,für die Betroffenen da zu sein: "Manche wollen reden, manche schweigen. Unsere Aufgabe ist es, die Menschen in ihrer Situation Halt zu geben."

Seit 15 Jahren bietet das Rote Kreuz die Krisenintervention an. Freiwillige Helfer werden immer gesucht und können sich in der Bezirksstelle des Roten Kreuzes melden.

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