Aufregung
Dreck, Schmutz und Staub statt Luxuswohnungen am Alsergrund

Baustelle statt Luxus – die Hörlgasse 7 ist vieles, nur nicht nobel und glamourös.  | Foto: Anna-Marie Dóczy
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Staub, Dreck und Löcher statt Luxus und Glamour: In der Wiener Hörlgasse 7 bewegt sich seit zwei Jahren nichts mehr, hier waren Luxuswohnungen geplant. Der Konkurs eines Unternehmens der LNR-Gruppe führte laut Baupolizei zu den Umständen. Den verbliebenen Mieterinnen und Mietern macht aktuell vor allem der Winter sorgen.

WIEN/ALSERGRUND/NEUBAU. "Sie sind gut beraten, unsere Presseaussendungen vollständig und sinnerfassend zu lesen, dies beantwortet dann nämlich auch alle Ihre Fragen. Zu anderen undifferenzierten Vorwürfen wird darüber hinaus keine Stellungnahme abgegeben", so klingt es, wenn man die LNR Real Estate GmbH um eine Stellungnahme bittet.

Derzeit arbeitet das Unternehmen rund um Lukas Neugebauer an mehreren großen Luxus-Immobilienprojekten in Wien. Eines davon ist die Hörlgasse 7. Diese seit gut zwei Jahren stillstehende Baustelle wird in oben genannter Presseaussendung übrigens nicht erwähnt. Links-Bezirksrat Kurto Wendt sagte gegenüber MeinBezirk, dass damals sämtliche Mieterinnen und Mieter mit befristeten Verträgen gekündigt wurden. Lediglich vier unbefristete Wohnungen seien noch in Benutzung. In einer von ihnen lebt Wendt mit seiner WG.

"Luxus über den Dächern Wiens"

In dem restlichen Gebäude sollen Luxuswohnungen entstehen. "Luxuriöses wohnen über den Dächern Wiens" verspricht die LNR auf ihrer Website. Auch der Projektzeitraum wird dort beschrieben: April 2021 bis Dezember 2022. Aktueller Projektstatus: laufend. Mehrere Millionen sollen die Wohnungen kosten, einige sind auch schon verkauft. Mehr als eine Baustelle ist an der Adresse aktuell jedoch nicht vorzufinden.

Ein neuer Balkon entsteht direkt vor Wendts Wohnung. | Foto: Fabian Franz/MeinBezirk
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Eine Situation, welche die restlichen Mieter des Gebäudes stark belastet. Im Treppenhaus stehen überall die Leitungen raus und die Fenster lassen sich dort nicht öffnen. Nasse Decken aufgrund von Bauarbeiten in der darüberliegenden Wohnung, Risse an den Wänden und Mäuse gehören mittlerweile ebenfalls zum Alltag. MeinBezirk war vor Ort und konnte sich ein Bild von der Situation machen.

Baupolizei Hände gebunden

MeinBezirk fragte auch bei der MA 37 (Baupolizei) nach, was sie zu dem Projekt sagt. Leiter Gerhard Cech erklärt, dass aufgrund eines Konkursverfahrens der LNR Development GmbH, einem Unternehmen der LNR-Gruppe, die Arbeiten derzeit stillstehen. Von dieser Pleite spricht die LNR-Gruppe auch in der oben erwähnten Presseaussendung. Zur Hörlgasse selbst fiel dort kein Wort. Ebenso wenig wurde auf die Situation der Mieterinnen und Mieter eingegangen.

Mittlerweile sind die verlassenen Baustellenwohnungen behördlich versperrt.  | Foto: Fabian Franz/MeinBezirk
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Aus Sicherheitsgründen wurden die leer stehenden Wohnungen mittlerweile versperrt. Eine Baubewilligung für Balkone liegt seit dem 2. Juli vor. Der Bauträger habe vier Jahre Zeit, diese abzuschließen. Ein schnelleres Vorgehen könne man nicht erzwingen, erklärt Cech.

Einer dieser Balkone soll im Übrigen direkt vor Wendts Küchenfenster entstehen, ein Planungsschritt, der den langjährigen Mieter durchaus verwundert. Durch sein Fenster kommt man direkt auf den Balkon. Von dort aus hat man eine perfekte Sicht auf ein großes klaffendes Loch in der Außenhülle. Ein Umstand, der ihm aufgrund des herannahenden Winters Sorgen bereitet. Insgesamt drei solcher Löcher gibt es an dem Gebäude. Wendts Befürchtung: Die Leitungen könnten im Winter gefrieren. Hier beruhigt Cech jedoch: Man werde es nicht so weit kommen lassen und bei Gefahr zeitnah handeln.

Dreck und Staub sind Alltag

Die Situation für die verbliebenen Mieter bleibt jedoch verzwickt. Dreck und Staub sind weiterhin Alltag. Das möchte man nicht auf sich sitzen lassen: Die Einberufung einer Mieterversammlung sei in Planung. Ziel sei es, eine Zwangsverwaltung zu erwirken. Hier würde der Vermieter gezwungen werden, die Miete für Instandhaltungsarbeiten einzusetzen.

Aufgrund der Arbeiten lassen sich auch die Fenster im Treppenhaus nicht mehr öffnen. | Foto: Fabian Franz/MeinBezirk
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Eigentlich würde sich um Mängel am Gebäude die Hausverwaltung kümmern. Diese wurde laut Wendt jedoch nach der Übernahme durch die LNR Gruppe ausgetauscht. Aktuell zuständig: die "LNR Verwaltung". Laut Wendt sei diese nicht erreichbar. Auch einen kleinen Seitenhieb gegen Neugebauer persönlich kann Wendt sich nicht verkneifen: „Ob Lukas Neugebauer ein Verbrecher ist, müssen die Gerichte entscheiden. Jedenfalls ist er ein Verblecher, um es literarisch auszudrücken."

Arbeiten bei Projekt am Neubau

Während am Alsergrund alles stillsteht, laufen am Neubau die Arbeiten weiter. Dort will die "LNR Zollergasse 31 Projektentwicklung GmbH" luxuriöse Wohnungen namens "Telegraph Yards" umsetzen. Auf Nachfrage bei der MA 37 teilte man uns mit, dass es sich hier aktuell wohl nur um Fassadenarbeiten handelt.

Eine Baugenehmigung sei aber generell erteilt – die Arbeiten müssen innerhalb der nächsten vier Jahre starten. Auf der Website ist der Projektzeitraum auch hier mit 2021 bis 2022 angegeben. Projektstatus auch hier: laufend. Der Preis erneut mehrere Millionen, viele Objekte auch bereits verkauft.


Probleme erreichen politische Dimension

Die Hörlgasse hat neben Wendt persönlich nun auch seine Partei Links und die KPÖ, mit welcher man bei den Nationalratswahlen gemeinsam kandidiert, auf den Schirm gerufen. Gemeinsam fordern die Parteien mehr Mitspracherecht von Mieterinnen und Mietern. Auch härtere Sanktionen für Vermieterinnen und Vermieter werden hier gefordert. 

Angelika Adensamer (Links) fordert mehr Rechte für Mieterinnen und Mieter. | Foto: Links
  • Angelika Adensamer (Links) fordert mehr Rechte für Mieterinnen und Mieter.
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Auch dem Bezirk möchte die Partei hier mehr Kompetenzen geben. "Es braucht mehr Entscheidungsspielraum in den Bezirken, den Grätzln, in den Häusern selbst", fordert Links-Sprecherin Angelika Adensamer. "Die Mitsprache von Mieterinnen und Mietern bei allen Entscheidungen, die Heizung, Dämmung und Umbauten betreffen, muss radikal ausgebaut werden", konkretisiert sie ihre Forderung.

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