Buch-Tipp
Ein Leben für die Polizei
Wenn man schon mit fünf Jahren weiß, dass man Polizist werden will und der Traumberuf dann Wirklichkeit wird, hat man viel zu erzählen.
WIEN. Die Fragen stellen wir! So, oder ähnlich fällt wohl in jedem Verhör einmal ein Satz, um vorlaute "Gesprächspartner" daran zu erinnern, dass sie der Arm des Gesetzes erreicht und wer hier das Sagen hat. "Die Fragen stellen wir!" ist auch der Titel des Buches, in dem Johann Veith, Wiener, Jahrgang 1946, Leitender Kriminalbeamter im Ruhestand, Erinnerungen und Anekdoten seiner Dienstzeit ebenso humorvoll wie informativ erzählt.
"Ich hatte eigentlich gar nicht vor, ein Buch zu schreiben, man hat mich dazu erst überreden müssen", erzählt Veith. "Ich habe bei einem Geburtstagsfest mit Kollegen und Freunden von früher erzählt und alle fanden´du musst ein Buch schreiben´." Nicht einfach, denn Veith hatte sich zumindest in seinen frühen Dienstjahren keine Aufzeichnungen gemacht. „Damit habe ich erst später als Kriminalbeamter begonnen.“ Dass er im Buch auch alte Zeitungsberichte zu seinen eigenen Erinnerungen eingebaut hat, macht Spaß beim Lesen und aus den Geschichten eine spannende Sammlung authentischer, Wiener Polizeigeschichte. Vieles davon, auch mit welch wenigen Mitteln, dafür aber mit viel Gespür, Mut und Einsatz die Polizei, allen voran der pensionierte Kriminal Obst. Veith Verbrechen aufgespürt und oftmals verhindert hat, erstaunt uns heute in einer Zeit, wo Handys, Internet, schneller Zugriff auf Datenbanken und DNA Analyse längst zum Polizeialltag gehören.
Stärke ist keine Frage der Größe
„Da für mich feststand, dass ich Polizist werden will, fragte ich als Bub in unserem Wachzimmer, ob ich ein bisschen zusehen kann bei der Polizeiarbeit“, erinnert sich Veith. Er durfte und hat sogar am Gürtel helfen dürfen, die Kreuzung zu regeln. Nach Pflichtschule und Bundesheer trat er 1967 bei der Wiener Polizei ein. „Ich war eigentlich ein paar Zentimeter zu klein, aber das wurde mir nachgesehen, weil ich schon seit deinem 12. Lebensjahr Kampfsport betrieben habe, sehr stark und durchtrainiert war.“ Nach Judo, Jiu Jitsu, Boxen und Ringen wurde Karate sein Sport und er legte 1971 als erster in Österreich die Prüfung zum 2. Dan ab. Übrigens: Auch die Selbstverteidigungskurse für Frauen gehen auf seine Initiative zurück. Vom Dienst als Uniformierter im Polizeiwachzimmer wechselte Veith bald zur Kriminalpolizei, er machte die Matura nach, absolvierte die Offiziersausbildung und wurde erst stellvertretender, dann Leiter der Kriminalabteilung Wien-Penzing.
1987 gründete er mit einem „Aufstellungsstab“ die österreichweite Terrorermittlungsgruppe EBT im Innenministerium und war bis zu seinem Ruhestand deren stellvertretender Leiter. Mit 66 Jahren schloss Veith an der Donau-Universität Krems das Masterstudium „Human rights“ mit Auszeichnung ab. „Aus Interesse und zum Gehirntraining“, wie er lachend zugibt.
Seit 31 Jahren in Penzing
Im 14. Bezirk, wo er seit 31 Jahren lebt, war und ist er bis heute bekannt-berüchtigt für sein kriminalistisches Gespür, seine Verhaftungserfolge und seine unüberwindliche Armwinkelsperre, die manchen Riesen, der meinte, bei der Verhaftung rabiat werden zu können, zu Fall und hinter Schloss und Riegel gebracht hat. „Hätte ich gewusst, dass Sie der Veith sind, ich wär gleich mitgekommen!“ hat er nicht nur einmal gehört. Aber bei Johann Veith „menschelt“ es auch sehr, hat er doch auch immer die Ruhe bewahrt, vermittelt und sogar geholfen, eine Ehe zu retten, und manch Lebensmüden vom Selbstmord abgehalten. Nachzulesen im Buch, übrigens auch was es mit dem hartnäckigen Gerücht auf sich hat, dass er sogar mit dem Funkgerät zu Bett ging.
Zum Buch:
"Die Fragen stellen wir! Polizeigeschichten und Anekdoten" ist im Verlagshaus Hernals erschienen und um 19,90 Euro im Buchhandel erhältlich.
Mehr zum Buch und nächste Lesungen auf: www.verlagshaus-hernals.at
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