Innenamt zum Krieg in Nahost
Erhöhte Bedrohunglage auch für Österreich

- Aus dem Innenministrium von Gerhard Karner heißt es: "Die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) beobachtet laufend nationale und internationale Entwicklungen, nimmt Lagebeurteilungen und Gefährdungseinschätzungen vor und stellt diese den Landespolizeidirektionen zur Verfügung."
- Foto: Martin Baumgartner
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Nachdem die USA wichtige Nuklearanlagen im Iran angegriffen hat, hat der Iran am Montag als Vergeltung für die Bombardierung seiner Atomanlagen US-Militärstützpunkte in Katar und dem Irak in einer Operation mit dem Namen „Verheißung des Sieges“ angegriffen. Das Innenministerium in Österreich gibt keine Informationen preis, wie Menschen hierzulande geschützt werden.
ÖSTERREICH. In einer koordinierten Großoperation griffen US-Bomber in der Nacht zum 22. Juni 2025 zentrale iranische Nuklearanlagen an – der Einstieg Washingtons in den Krieg an der Seite Israels. Der weitere Konfliktverlauf hängt nun von der Reaktion des iranischen Regimes ab, so das österreichische Verteidigungsministerium. Doch was bedeutet die Eskalation der Lage für die Sicherheit der Österreicherinnen und Österreicher?
Aus dem Innenministerium hieß es auf Anfrage von MeinBezirk, dass es aktuell für Österreich, wie für viele andere europäische Staaten, eine "erhöhte Bedrohungslage, jedoch keine konkrete Gefährdung" gebe. Diese Einschätzung der Lage bestehe bereits seit dem 7. Oktober 2023 (Terrorangriff der Hamas auf Israel). Und weiter heißt es: "Die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) beobachtet laufend nationale und internationale Entwicklungen, nimmt Lagebeurteilungen und Gefährdungseinschätzungen vor und stellt diese den Landespolizeidirektionen zur Verfügung. Gerade dabei ist der enge Kontakt zu Sicherheitsbehörden im Ausland von entscheidender Bedeutung."
Ziel sei es, durch eine kontinuierliche Lagebeobachtung und Anpassung der Sicherheitsmaßnahmen sowie die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern und gezielten Präventionsstrategien ein Höchstmaß an Sicherheit für die Menschen in Österreich zu gewährleisten.
Innenministerium verrät keine Details
Die neuen Entwicklungen in Zusammenhang mit dem Iran, Israel und den USA werden analysiert und die notwendigen Ableitungen für die österreichischen Sicherheitsbehörden getroffen. Konkrete – sichtbare sowie auch verdeckte – Sicherheitsmaßnahmen werden aus taktischen Gründen nicht kommuniziert.
Laut Oberst des Generalstabsdienstes Markus Reisner, Leiter des Instituts für Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie, befinde sich eine große Anzahl an US-Basen im Irak, in Bahrain, Kuwait, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Diese liegen in unmittelbarer Reichweite iranischer Raketen und Drohnen oder können direkt von den vom Iran unterstützten Proxies attackiert werden. Letztere haben bereits wiederholt amerikanische Stützpunkte in den Jahren 2023 und 2024 angegriffen. Der Militärexperte:
"Sie sind in der Lage, mit relativ einfachen Drohnen und Raketen amerikanische Ziele effektiv zu treffen. Vorsorglich haben die USA daher viele der Basen vor dem Angriff evakuiert. Kann sich das iranische Regime halten und tatsächlich zum Schlag gegen US-Basen in der Region ausholen, werden die USA an der Seite Israels immer weiter in den Krieg hineingezogen, womit auch die Unterstützung für die Ukraine schwinden wird. Dies begünstigt wiederum die Fortführung des russischen Angriffskrieges".

- Oberst des Generalstabsdienstes Markus Reisner, Leiter des Instituts für Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie.
- Foto: bundesheer.at
- hochgeladen von Mag. Maria Jelenko-Benedikt
Was konkret geschehen ist
In den frühen Morgenstunden des 22. Juni 2025 griffen sieben amerikanische B-2A-„Spirit“-Bomber im Rahmen der Operation „Midnight Hammer“ die drei zentralen Nuklearfertigungsstätten des Iran – Fordow, Natanz und Isfahan – an. Dabei wurden vierzehn GBU-57A/B-„Massive Ordnance Penetrator“ (MOP) „Bunkerbrecher“-Bomben, dreißig BGM-109-„Tomahawk“-Marschflugkörper und weitere Präzisionswaffensysteme eingesetzt. Die hohe Eindringtiefe der GBU-57A/B wird durch die schiere Masse der Bombe selbst, den stark dimensionierten Sprengkopf und die Gravitationsbeschleunigung während der Flugbahn erzielt. Ziel der USA war es, durch den Einsatz der GBU-57A/B möglichst große Schäden in den unterirdischen iranischen Anlagen zu verursachen. Erste vorliegende Fotos zeigen punktgenaue Treffer in den iranischen Nuklearfertigungsstätten. Insgesamt waren 125 US-Flugzeuge sowie mehrere Schiffe der US Navy (darunter U-Boote) an der Gesamtoperation beteiligt.
Einschätzung eines Experten
Für Walter Posch vom Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement der Landesverteidigungsakademie (LVAk/IFK) steht fest: Die jüngste Eskalation zwischen Israel und dem Iran markiert eine neue Stufe im Nahostkonflikt. Lange vorbereitete israelische Operationen, internationale Spannungen und das Scheitern diplomatischer Bemühungen um das iranische Nuklearprogramm führten zur aktuellen Lage.
Der Iran verfüge laut Posch über keine Atomwaffen, sondern über ein ziviles Nuklearprogramm im Rahmen des Atomwaffensperrvertrags (Non-Proliferation Treaty, NPT). Die Atomenergiebehörde (IAEA) kritisiert mangelnde Transparenz bei Irans Urananreicherung. Israel warnt seit Jahren vor möglichem Waffenbau, das 2015 geschlossene Nuklearabkommen sollte dem entgegenwirken, wurde jedoch 2018 von den USA aufgekündigt. Der Iran ist nach Einschätzung von Posch geostrategisch isoliert und geschwächt, sein regionales Netzwerk zerschlagen. Trotz Rückschlägen bleibe Teheran militärisch handlungsfähig. Ein US-Angriff auf Atomanlagen könnte das Programm verzögern, aber nicht stoppen. Verhandlungen lehnt Iran nur bei anhaltenden Angriffen ab – ein Rückzug scheint derzeit für keine Seite möglich.
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