Pension nach 30 Jahren
"Frau Hotko, mein Rücken zwickt"

- Sie hat auch bei den zahlreichen Fläschchen den Durchblick.
- Foto: Niklas Varga
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Fast 30 Jahre lang hat sie die Wiedner mit Medikamenten versorgt. Jetzt ist es Zeit zu gehen. Der bz-Wiener Bezirkszeitung hat Apothekerin Elfriede Hotko die lustigsten Geschichten aus drei Jahrzehnten Einhorn Apotheke erzählt.
WIEN/WIEDEN. Elfriede Hotko hat ihre Kassa schon oft geöffnet: Mal für Stammkunden, Mal für Touristen und einmal bereits für einen Räuber. Gleich im ersten Jahr nach der Übernahme der Apotheke zum Einhorn 1992 wurde sie Ziel eines Raubüberfalls, bei dem der Täter mit Pumpgun und Bombenattrappe 16.000 Schilling aus der Apotheke trug.
"Das war damals schon wirklich aufregend", erinnert sich die 68-Jährige, die sich mit Ende August in den Ruhestand verabschiedet hat. 15 Jahre lang hatte die in Simmering wohnhafte Hotko davor in der Apotheke zur Heiligen Elisabeth gearbeitet: "Ich wollte etwas mit Wissenschaft und Menschen machen und da hat sich Pharmazie angeboten."
Wer glaubt, dass das Apotheker-Dasein ein langweiliges ist, der täuscht sich. "In fast 30 Jahren erlebt man die skurrilsten Geschichten", erzählt Hotko. Für das Wohlbefinden der Kunden scheut die Apothekerin dabei keine Mühen: "Eine Zeit lang waren ganz viele Russen hier zu Besuch und haben in unserer Apotheke gekauft. Ich habe dann selbst einen Russischkurs besucht, um zumindest die Grundbegriffe zu erlernen."
Herausforderungen als Apotheker
Doch so sehr man sich auch bemüht, hin und wieder treten dann doch Verständigungsprobleme auf. "Wenn zum Beispiel slawische Kinder mit den Wünschen ihrer Eltern gekommen sind: Dort steht das Wort 'Kerzen' für Zäpfchen und 'Gamüntee' steht für Kamillentee. Aber sehr unangenehm war mir, als ich vor Jahren das leise gemurmelte Wort 'Präservativ' als Blasentee verstand und diesen dem verdutzten Kunden in die Hand drückte", grinst Hotko.

- Direkt auf der Magaretenstraße liegt mit der Einhorn Apotheke ein magisches Plätzchen.
- Foto: Niklas Varga
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An krimineller Energie mangelt es in Magareten offensichtlich nicht, denn es blieb im Laufe der Zeit nicht bei dem einen Raubüberfall. "Einmal sind zwei Männer reingekommen: Der eine hat uns abgelenkt und irgendwas gefragt und in der Zwischenzeit hat der andere das Vichy-Regal leergeräumt", erinnert sich Hotko.
Generell scheint die 68-Jährige das Abenteuer zu lieben: In ihrer Pension möchte sie reisen, fotografieren und weitere Fremdsprachen lernen. Dabei spricht sie neben Russisch bereits Englisch, Französisch und Italienisch. "Und auch Spanisch versuche ich gerade zu lernen", erzählt sie glücklicherweise in Deutsch.
Die Zeit ist reif
Nach 30 Jahren in der Apotheke zum Einhorn wird Elfriede Hotko ihre Mitarbeiter, aber auch ihre Kunden vermissen: "Es war eine wunderschöne Zeit, aber irgendwann ist dann auch der Moment gekommen, einen Schlussstrich zu ziehen." Die Übernahme der 1782 gegründeten Apotheke ist bereits geregelt. Elisabeth Rosensteiner-Schindler wird künftig die Agenden leiten.
Die über 200 Jahre alte Apotheke hat etwas sehr besonderes: "Wir besitzen einen der wenigen Apotheken Automaten in Österreich. Darin befinden sich ganz alltägliche Dingen wie Zahnbürste, Zahnpasta oder auch Kondome", erzählt Hotko. Aber auch die Räumlichkeiten selbst sind sehenswert: "Wir sind halt noch eine echte Apotheke und vermitteln nicht das Flair eines Supermarktes wie es die Neueren tun."

- In einem der wenigen Apotheken Automaten können alltägliche Produkte gekauft werden.
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Dass Kundenzufriedenheit oftmals auch belohnt wird, wurde Hotko von einem ihrer skurrilsten Kunden vermittelt: "Es gab jemanden, der ist immer gekommen und wollte mir unbedingt Bussis auf die Hand geben", erzählt sie lachend und ergänzt: "Das waren aber immer sehr feuchte Küsse."
In Zukunft wird die Neo-Pensionistin wohl seltener von zufriedenen Kunden abgebusselt. Denn nach 30 Jahren im Dienste der Wiedner wird sich künftig ihre Kollegin um aufgeblähte Bäuche, kratzende Hälse und zwickende Rücken kümmern.




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