Unsere Wirtschaft
Talsohle durchschritten, aber Unsicherheiten bleiben
Die Corona-Krise hat die Unternehmen in der Oststeiermark schwer getroffen. Ob Umsatz, Auftragslage, Investitionen oder Beschäftigung: die Konjunkturdaten liegen im neuen Wirtschaftsbarometer der WKO Steiermark auf einem historischen Tiefstand – aber mit ersten Aussichten auf Besserung. Bei den Geschäftserwartungen zeigen die Trendpfeile für die kommenden Monate nämlich nach oben. Eine Stimmungsaufhellung, die sich auch bei der Einschätzung des Wirtschaftsklimas widerspiegelt. Während der Negativsaldo hier aktuell noch bei ‑76,4 Prozentpunkten zu liegen kommt – 80,8 Prozent sehen gegenüber dem Vorjahr eine Verschlechterung, 4,5 Prozent eine Besserung – beträgt der künftige Erwartungssaldo nämlich –23,3 Prozentpunkte. Das ist zwar noch immer ein klarer Minuswert, aber auf deutlich höherem Niveau als im Frühjahr 2020. Ein Zeichen dafür, dass die wirtschaftliche Talsohle durchschritten sein könnte. „Unternehmer sind grundsätzlich dem Optimismus verpflichtet, müssen aber natürlich auch realistisch bleiben. Darum braucht es weitere Konjunkturimpulse, um Arbeitsplätze und damit Wohlstand im Land weiter zu sichern“, betont Regionalstellenobmann Vinzenz Harrer.
Die Konjunktur in der Steiermark ist aktuell noch immer von Corona und den dadurch ausgelösten Maßnahmen geprägt – das zeigen die Zahlen des aktuellen Wirtschaftsbarometers der WKO Steiermark deutlich. Nach einem durchwegs positiven Start ins Jahr 2020 wurde die oststeirische Wirtschaft durch das Virus jäh gebremst. Eine konjunkturelle Vollbremsung, die die Saldenwerte zum bisherigen Geschäftsverlauf nahezu durch die Bank rot eingefärbt hat. Im Detail: Gesamtumsatz (‑16,3 Prozentpunkte), Auftragslage (‑38), Investitionen (‑12,8) und Beschäftigung (‑0,2) sind im Minus. „Damit haben sich die Erwartungen aus unserer Frühjahrsumfrage leider erfüllt“, erklärt Regionalstellenobmann Vinzenz Harrer, der aber auch von einem „ersten Silberstreif am Konjunkturhimmel“ zu berichten weiß. Denn beim Ausblick auf die Geschäftserwartungen der kommenden Monate zeigen die Trendpfeile wieder nach oben. So steigt die Umsatzerwartung von zuletzt ‑43,1 Prozentpunkten auf ‑27,5, die Auftragslage von ‑45,7 auf ‑13,9, das Preisniveau von ‑18,9 auf ‑11,9, die Investitionen von ‑57 auf +4,8 und die Beschäftigung von ‑51,9 auf ‑30,8 Prozentpunkte. „Damit bleiben zwar die Saldenwerte überwiegend im Minusbereich, zeigen aber einen Aufwärtstrend. Kommen keine weiteren einschneidenden Corona-Maßnahmen, könnte die wirtschaftliche Talsohle durchschritten sein“, zeigt sich Vinzenz Harrer vorsichtig optimistisch. Denn die Entwicklung sei noch von vielen Unsicherheiten geprägt. Das zeigt auch die Einschätzung des allgemeinen Wirtschaftsklimas: Hier beträgt der Saldowert aktuell ‑76,4 Prozentpunkte, steigt aber in den Erwartungen für die kommenden Monate auf ‑23,3 Prozentpunkte.
„Die Regierung hat in der Krise entschieden gehandelt. Gemeinsam mit den Sozialpartnern wurden viele Maßnahmen gesetzt, die noch schlimmere wirtschaftliche Auswirkungen verhindert haben. Auf dieser Basis können wir jetzt – wenn wir die Pandemie in den Griff bekommen – den wirtschaftlichen Restart schaffen“, ist Vinzenz Harrer überzeugt. Insgesamt 820 Unternehmerinnen und Unternehmer haben in der Steiermark an der großen Konjunkturumfrage teilgenommen. „Sie spiegelt sämtliche Branchen, Regionen und Betriebsgrößen wider und bietet dazu auch einen Überblick zur Wirksamkeit der bisherigen Corona-Maßnahmen“, erklärt Regionalstellenobmann Vinzenz Harrer.
So schätzen die oststeirischen Unternehmen die Geschäftsentwicklung ein
UMSATZ - Die ökonomischen Auswirkungen der Corona-Krise für die steirische Wirtschaft sind enorm und spiegeln sich in den Umsatzzahlen der oststeirischen Unternehmen wider: 48,1 % der befragten Betriebe verzeichneten in den vergangenen 12 Monaten Umsatzrückgänge, 31,8 % wiesen ein Umsatzplus auf (Saldo bisher: ‑16,3 Prozentpunkte). Die Einschätzungen in Bezug auf die künftige Entwicklung fallen im Oktober 2020 ebenfalls negativ aus (Erwartungssaldo: ‑27,5 Prozentpunkte), eine rasche und nachhaltige Erholung ist damit nicht zu erwarten: 49,6 % rechnen mit Umsatzrückgängen und lediglich 22,2 % erwarten eine Verbesserung ihrer Umsatzsituation. In der Oststeiermark bleibt die Skepsis in der Unternehmerschaft auch im Herbst stark ausgeprägt.
Auftragslage - In puncto Auftragslage zeigt sich ein ähnliches Bild: Auch in diesem Bereich kam es seit Beginn der COVID-19-Pandemie zu klaren Rückgängen (Saldo bisher: ‑38 Prozentpunkte). Auch die Erwartungen erweisen sich im Saldo als negativ (‑13,9 Prozentpunkte), wenngleich eine leichte Saldoverbesserung gegenüber dem ersten „Lockdown“ im Frühjahr zu verzeichnen ist. Knapp jeder Dritte rechnet mit sinkenden Auftragszahlen in den kommenden 12 Monaten, 17,8 % gehen von einer Verbesserung aus und 27,3 % können die weitere Auftragsentwicklung nicht abschätzen.
Preise - Preisseitig hat die Corona-Krise vorerst einen dämpfenden Effekt (Saldo bisher: 0,2 Prozentpunkte), der sich in den kommenden 12 Monaten fortsetzen dürfte. Der Preis-Erwartungssaldo fällt mit ‑11,9 Prozentpunkten abermals negativ aus: Nur 8,9 % rechnen künftig mit steigenden Preisen, 20,9 % gehen hingegen von einem sinkenden Preisniveau aus. 40 % erwarten keine wesentlichen Änderungen und 30,1 % zeigen sich unentschlossen.
Investitionen - Nachdem die Investitionsneigung aufgrund der vorherrschenden Verunsicherung im Laufe des Jahres bereits stark nachgelassen hat, ist auch nun keine klare Trendumkehr in Sicht: 21,5 % möchten ihr Investitionsvolumen ausweiten, 16,7 % planen eine Reduktion. Saldiert sind die Erwartungen mit 4,8 Prozentpunkten nur leicht positiv. Als Hauptmotiv für Investitionen wird von gut jedem zweiten Unternehmen ein Ersatzbedarf angegeben.
Beschäftigung - Der oststeirische Arbeitsmarkt wird durch die „Corona-Maßnahmen“ nachhaltig in Mitleidenschaft gezogen werden. Gut jedes dritte Unternehmen erwartet einen Personalabbau in den kommenden 12 Monaten, lediglich 5,7 % planen zusätzliche Beschäftigte einzustellen. Der Erwartungssaldo bleibt damit klar negativ bei ‑30,8 Prozentpunkten. Ein rascher Rückgang der Arbeitslosigkeit auf das Vorkrisenniveau rückt somit zusehends in weite Ferne.
Wirtschaft fordert eine zusätzliche Milliarde
für kommunales Investitionsprogramm
Damit diese negativen Aussichten zu keinem weiteren Arbeitsplatz- und damit Wohlstandsverlust werden, brauche es zusätzliche konjunkturbelebende Maßnahmen, ist Regionalstellenobmann Vinzenz Harrer überzeugt: „Wir müssen die Abwärtsspirale durchbrechen und die Konjunkturlok wieder in Fahrt bringen. Dafür braucht es zum einen wieder Vertrauen und Planbarkeit, zum anderen investitionsfördernde Impulse. Die Politik hat in der Krise schnell und entschieden reagiert, selbiges erwarten wir uns jetzt auch für den wirtschaftlichen Restart“, betont Vinzenz Harrer. Die Experten der WKO Steiermark haben dafür ein entsprechendes Maßnahmenpaket geschnürt, hier die wichtigsten Kernpunkte im Überblick:
• MEHR FAIRNESS: Vollständige Kosten-Entschädigung bei Quarantäne-Bescheiden
• Aufgrund der Fülle an Corona-Fällen bekommen Unternehmen von den Bezirkshauptmannschaften oftmals nur mehr mündliche Bescheide bzw. zwischen den Corona-Tests und der Bescheiderstellung vergehen meist mehrere Tage. Für beide Fälle wird eine Kostenübernahme durch die öffentliche Hand gefordert.
• MEHR SICHERHEIT: Vertrauen aufbauen durch wirtschaftliche Hilfestellung
• Weiterführung der wirtschaftlichen Unterstützungen (Härtefallfonds, Fixkostenzuschuss, Stundungen etc.)
• Keine neuen Steuern und Belastungen, wie die Nova-Änderung
• Klare Perspektiven für alle Branchen der gewerblichen Wirtschaft
• MEHR INNOVATION: Gezielte Maßnahmen als Motor des Aufschwungs
• Wiedereinführung des Investitionsfreibetrags
• Digitalisierungsinfrastruktur vorantreiben: Breitbandausbau gehört forciert
• Digital Innovation Hub-Süd implementieren
• MEHR KONJUNKTURIMPULSE: Zusätzliche Maßnahmen der öffentlichen Hand
• Thermische und energetische Sanierung förderungstechnisch und steuerlich
vorantreiben
• Schwellenwertverordnung temporär auf 300.000 Euro anpassen
• Zusätzliche Milliarde für kommunales Investitionsprogramm
So wirksam sind die bisherigen Corona-Hilfsmaßnahmen
Abgefragt wurde im Rahmen des Wirtschaftsbarometers auch die Wirksamkeit der bisherigen Corona-Hilfsmaßnahmen. Die gewerblichen Unternehmen in der Steiermark sehen demnach vornehmlich die Investitionsprämie (60,5 %) und die Corona- Kurzarbeit (52 %) als Schwerpunktmaßnahmen im Zusammenhang mit der Krisenbewältigung. Es folgen mit einigem Abstand Kreditgarantien und Haftungen (20 %), Corona-Hilfsfonds (18,9 %), die Verbesserung der Abschreibungsmethoden (17,7 %) sowie Stundungen von Steuern und Abgaben (17,6 %). In den kommenden sechs Monaten planen die befragten steirischen Betriebe – insbesondere mittelständische und Großunternehmen – vor allem die Investitionsprämie (70,1 %) in Anspruch zu nehmen. An zweiter Stelle rangieren die verbesserten Abschreibungsmethoden (32,2 %), gefolgt von der Corona-Kurzarbeit (27,8 %) und dem Corona-Hilfsfonds (21,5 %). Der Bereich Kreditgarantien und Haftungen ist für 18,8 % von Bedeutung, während Stundungen von Steuern und Abgaben für 15,3 % auch weiterhin als Maßnahme von Relevanz ist.
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