Tourismus mit Weitblick
Gottfried Math: „Wir Steirer schauen über den Tellerrand hinaus“

Gottfried Math, Österreich-Chef des Reise-Riesen TUI, hat den Weitblick und kennt auch die Steiermark ganz gut.  | Foto: STG/Jesse Streibl
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  • Gottfried Math, Österreich-Chef des Reise-Riesen TUI, hat den Weitblick und kennt auch die Steiermark ganz gut.
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Er ist der vielleicht profilierteste Touristik-Fachmann des Landes. Gottfried Math, Österreich-Chef des Reise-Riesen TUI, hat den Weitblick und kennt nicht nur die große weite Welt sondern auch die Steiermark ganz gut. Wir sprachen mit dem gebürtigen Gleisdorfer und Gleichenberg-Absolvent über die Rückkehr der Reiselust, die touristischen Chancen der Steiermark und die besten Weine des Landes.

  • MeinBezirk.at: Wenn wie in der Pandemie keine Flieger aufsteigen und alles zusperrt - was macht das aus jemandem wie Ihnen, der davon lebt, Urlaubsträume zu verkaufen?

Gottfried Math: Uh, das war eine ganz schwierige Situation. Dieser Stillstand hat uns natürlich voll getroffen. Das war eine globale Krise. Wir waren kleinere Krisen aus der Vergangenheit gewohnt, z. B. 9/11 oder die Aschewolke, der Tsunami, verschiedene Erdbeben. Das waren einigermaßen lokal begrenzte Ereignisse. Aber so etwas hat es ja noch nie gegeben, so eine globale Krise. Und das hat die gesamte Reisebranche natürlich voll getroffen.

  • Wird bei den steigenden Preisen Urlaub machen ein Luxusgut? Und: Kann man in Zeiten wie diesen überhaupt noch sorgenfrei Urlaub machen?

Das finde ich schon. Also man kann sorgenfrei Urlaub machen. Ich verstehe das mit den erhöhten Kosten durch die Inflation. Mehr als die Hälfte unserer Kunden buchen z. B. einen „All-Inclusive-Urlaub“. Das bedeutet Budgetsicherheit für den Kunden. Wir müssen schauen, dass wir unseren Kunden einen sorgenfreien Urlaub ermöglichen können, und dass die Kunden in ihrer Freizeit unbeschwert ihren Urlaub verbringen können. Das ist unsere Aufgabe, sie sozusagen von den Alltagssorgen wegzubekommen, damit sie eine schöne Zeit verbringen können.

  • Zeit, über die Steiermark zu reden. Sie haben einst in einem oststeirischen Top-Hotel gearbeitet, kennen die Bedürfnisse der Gäste. Was schätzen die Urlauber bei uns, was haben wir, was andere nicht haben?

Wir haben eine hervorragende Kulinarik. Wir haben eine Herzlichkeit, wir haben eine Gastfreundschaft. Wir sind sehr gesellig, wir sind bodenständig und traditionsbewusst. Aber auf der anderen Seite auch sehr, sehr innovativ. Wir schauen auch über den Tellerrand hinaus. Und das zeigt sich auch in der Qualität, die sich vor allem in den letzten Jahren total weiterentwickelt hat – sei es in der Gastronomie, Hotellerie. Ich denke an eine ausgezeichnete Jause in einer Buschenschank, ich denke an den steirischen Backhendl-Salat in einem Wirtshaus oder sogar an ein Degustationsmenü in den diversen ausgezeichneten Hauben-Lokalen.

  • Als Österreich-Chef des weltweit größten Reiseanbieters haben Sie die schönsten Ziele im Programm. Was bieten Sie in der Steiermark an?

Die Steiermark ist ein schönes Ziel. Ich glaube, wir haben von A bis Z, sprich von Admont bis Zeltweg, Hotels im Programm.

  • Die Steiermark ist das Lieblings-Urlaubsland der Wiener. Warum mögen uns gerade die Wiener so besonders?

Ich glaube das geht zurück in die Geschichte, das hat eine lange Tradition. Die Sommerfrische der Wiener in der Steiermark. Die Kur vielleicht in Bad Gleichenberg, vielleicht das Skifahren am Stuhleck oder das Bergsteigen im Gesäuse. Und schön langsam hat sich dann auch dieser Familienurlaub in der Oststeiermark entwickelt. Ich glaube für die Wiener macht das schon sehr viel aus. Dazu kommt natürlich die Nähe der Steiermark zu Wien – einmal über den Semmering, einmal über den Wechsel. Man ist sehr schnell im Urlaubsort und dann auch sehr schnell im Urlaub. Und dazu kommt ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Und der steirische Menschenschlag hat glaube ich auch Auswirkungen.

  • Wenn Sie Freunde, die noch nie in der Steiermark waren, fünf Plätze nennen müssten, die sie gesehen haben sollten: Was raten Sie ihnen?

Fünf Plätze? Das wird schwierig, weil es gibt zig Plätze, die ich empfehlen könnte. Aber ich fange einmal beim höchsten Berg in der Steiermark, dem Dachstein, an. Mit der Hängebrücke, mit dem Sky-Walk. Das ist glaube ich schon ein Ziel, wo man hingehen muss. Für mich ist auch die Riegersburg wichtig, die gehört sicher dazu. Dann gefällt mir das Lipizzaner-Gestüt in der Weststeiermark sehr, sehr gut. Die südsteirische Weinstraße gehört natürlich dazu. Und zum Schluss Graz, die Grazer Innenstadt, der Blick vom Schlossberg runter auf die Altstadt und die Umgebung. Also das hat schon etwas für sich.

  • Sie sind Gleichenberg-Absolvent. Weltweit finden sich in Top-Betrieben ehemalige Schüler der renommierten Tourismus-Schmiede. Eine immerwährende Referenz?

Ja, finde ich schon. Der Anspruch der Schule finde ich ist sehr, sehr hoch, die Ausbildung ist hervorragend. Und an dieser Tourismusschule Bad Gleichenberg gibt es seit einigen Jahren den steirischen Tourismus-Panther, eine Auszeichnung für steirische Betriebe aber auch für die internationale Karriere. Es gibt einen eigenen Panther, eine eigene Kategorie für die internationale Karriere. Und da gibt es genügend Kandidaten, die hier ausgezeichnet werden können. Also, die Steirer sind in der Welt angekommen, die sind gefragt und arbeiten in Top-Betrieben. Ich finde schon, das spricht für sich.

  • Sie sind auch ausgebildeter Sommelier, kennen die steirische Weinszene. Wo sehen Sie unsere Weine auf der Weltkarte?

Wie bei den Touristikern sind glaube ich auch die Weine in der Top-Liga angekommen. Vor allem die steirischen Weißweine sind sicher top. Das zeigen ja auch einige internationale Auszeichnungen, insbesondere wenn ich an den Sauvignon Blanc denke. Da haben unterschiedliche Winzer auf internationalen Verkostungen Siege geholt. Also das zeigt schon, dass der steirische Wein im Spitzenfeld mitmischt. Und das Schöne dabei ist, dass die junge Generation hier jetzt auf einem Top-Level aufbauen kann. Und ich denke, wir werden noch einige Siege holen und noch einige schöne Weine sehen.

  • Welcher Wein ist für typisch steirisch?

Ich will das jetzt nicht an einem Wein festmachen. Es gibt für mich mehrere, die typisch steirisch sind. Angefangen vom Welschriesling über den Muskateller – natürlich der Sauvignon Blanc. Aber auch der Traminer gehört dazu. Und für die Weststeiermark natürlich der Schilcher. Der ist auch typisch für die Steiermark.

  • Zuletzt: Wo machen Sie eigentlich Urlaub?

Spannende Frage. Weil ich ja beruflich schon sehr viel unterwegs bin, genieße ich ausgedehnte Radtouren und Wanderungen in der näheren Umgebung von mir zu Hause. Im Winter gehe ich gerne in Österreich Skifahren.

Ein Interview in Kooperation mit dem Standortmarketing Steiermark.

Word-Rap mit Gottfried Math:

Lebensmotto? Den eigenen Visionen folgen.
Irdisches Glück? Eine gesunde Familie.
Hauptcharakterzug? Geduld.
Gab oder gibt es ein Vorbild? Nein.
Ihr größter Fehler? Kenn ich keinen.
Welche Gabe möchten Sie haben? Ein guter Rhetoriker zu sein.
Lieblingsbuch? Keines, ich lese sehr viel Fachliteratur.
Lieblingsmaler? Picasso.
Lieblingsessen? Schnitzel.
Typisch steirisch? Kernöl, Kren, Geselligkeit.
Das Grüne Herz bedeutet für mich… Heimat.

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