Corona-Pandemie
Trauriges Tröten
Ich kam an jenem Freitag von einem Arbeitsessen heim und sah die verstummte Weltverbesserungsmaschine wie einen gestrandeten Wal vor dem Gleisdorfer Rathaus. Da hatte ich kurz ein beklommenes Gefühl. Was ist mit den Leuten? Sind sie alle weggeschafft worden? Es hieß doch kürzlich noch in ohrenbetäubender Lautstärke: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Freiheit klaut!“ Das Tröten ist verebbt.
Dann dämmerte mir: Vielleicht ist heute der Ebenenwechsel vollzogen worden. Es war ja eigentlich all die Monate klar, daß Mobilisierung und Protestzüge in den Straßen erst der Auftakt sind. Phase eins. Man wollte die Menschheit aufrütteln, sie bewegen, sich an ihre Bürgerrechte zu erinnern. Um dieses Aufwachen zu bewirken, war sehr viel Lärm nötig. Woche für Woche zwei Dröhnungen. Doch Trommeln und Tröten sind noch kein wirksames politisches Handeln.
Phase zwo
Inzwischen sind ganz offiziell etliche Volksbegehren im Gange, wie man sie auf oesterreich.gv.at gelistet findet. Ich hab das in der vorigen Glossen schon ausgeführt. Das reicht von „COVID-Maßnahmen abschaffen“ bis zu „Nehammer muss weg“, auch wenn der gerade zu neuen Ehren gekommen ist.
Phase zwo bedeutet nun: politische Basisarbeit. Also etwa möglichst paarweise von Tür zu Tür zu gehen und die gute Nachricht zu verbieten. (Die Zeugen Jehovas haben das zu einem Erfolgsmodell gemacht.) Die Botschaft lautet eventuell: „Bürger und Bürgerin, beteiligt Euch! Nur so geht Bürgerbeteiligung!“ Vielleicht auch gleich Unterschriften sammeln, egal wofür. Und Infos verteilen. (Und Kekse?)
Eventuell kleine Anreize schaffen, wo es doch nun diesen neuen Gleisdorfer Kulturverein gibt. Also beispielsweise: ein Gutschein für einen Schnupperabend „Baby-Yoga“, wahlweise „Hunde-Yoga“. Freikarten für einen Vortragsabend „Radikale Rohkost“ oder „Kinder hätscheln statt hauen“. Für alte weiße Männer wie mich könnte eine Einladung zum Senioren-Nachmittag reizvoll sein oder ein Einführungsabend „LineDance light“ für betagte Leute mit abgenutzten Kniegelenken.
Gemeinwesenarbeit
Ja, so könnte es gehen. Darum steht die Weltverbesserungsmaschine still vor dem Rathaus. Die Lautsprecheranlage ist abgeschaltet, aber für alle Fälle noch betriebsbereit. Auf der Ladefläche warten Lunch-Pakete in Jutesäcken, um von eifrigen Tür-zu-Tür-Gehern nach jeweils zwei bis drei Stunden Missionsdienst abgeholt zu werden. Butterkekse, Banane und ein Schokoriegel. Tee wird nach Bedarf ausgeschenkt.
So entfaltet sich im Raum Gleisdorf eine soziokulturelle Gemeinwesenarbeit, die uns Irrwege ausschlagen läßt, die uns Wahrheiten anbietet, uns und unseren Kindern wie Enkelkindern Freiheit verspricht, bevor wir hier eventuell zu einer Kolonie Chinas werden, weil ein realitätsbezogenes politisches Engagement derzeit in vielen Lagern allerhand Fragen offen läßt.
Ich hab übrigens nicht vergessen, daß wir bei diesen Leuten mehr als einmal die Standarte von Rußlands Präsident Putin gesehen haben. Wir sollten auch noch ausführlicher darüber reden, was Neofaschismus ist und wie er sich mitteilt…
+) Übersicht: Zur Pandemie-Debatte
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