Kulturpolitik
Funkenflug II
Was für eine Tiefe! Damit meine ich diese Metapher: Funkenflug. In Europas Mythologie war es Prometheus („Der Vorausschauende“), von dem die in Finsternis und Kälte getauchte Erde wieder erhellt wurde. Er stahl den Göttern das Feuer, brachte es den Menschen, nahm dafür eine entsetzliche Strafe auf sich.
Die „Aufklärung“ des 18. Jahrhunderts gilt als eine der wichtigsten geistesgeschichtlichen Epochen Europas. Das englische Wort dafür lautet „Enlightment“, was auch Erleuchtung bedeutet. Wenn unser Geist Funken schlägt, stellen wir uns diese zum Beispiel als „Gedankenblitze“ vor.
Es geht bei diesen Bildern immer um die Möglichkeiten geistiges Dunkel aufzuhellen. Kaum etwas steht dem so sehr entgegen wie Phrasendrescherei. Sie ahnen nun vielleicht, ich bin nicht bloß mit Wissens- und Kulturarbeit befaßt, sondern auch in Geschichte vernarrt.
Sagt Ihnen der Begriff „Rauchkuchl“ etwas? Eine klassische Kochstelle in den Häusern unserer Vorfahren. Offenes Feuer im Haus. Eine ständige Quelle der Gefahr. Darin steckt auch der Hinweis, daß wir den Küchenherd noch nicht gar so lange kennen.
Es gibt solche Herde erst seit dem 18. Jahrhundert, in dem jene solide und geschlossene Form entwickelt wurde, die viele von uns zum Beispiel noch als Tischherd kennen und manche von uns in ihrer Freizeit aus Passion immer noch gerne verwenden.
Wozu erzähle ich das in einer kulturpolitischen Glosse? Kulturschaffende, die ihre Leute nicht kennen, die Geschichte ihrer Gegend nicht kennen, nicht einmal mit der speziellen Vorgeschichte ihres Metiers vertraut sind, nutzen dem Gemeinwesen wenig. Phrasendreschei. Posieren.
Sollten sie einfach genial sein, dann könnte es genügen, daß ihr kultureller Beitrag nur davon handelt, was gerade in ihnen vorgeht. Wenn Sie also ihr Inneres in einem kulturellen Prozeß nach außen kehren und einem Publikum anbieten, dann mag das bewegend sein; fall Sie – wie erwähnt – ungefähr ein Genie sind.
Aber Genies kommen bei uns erfahrungsgemäß nur selten vor. In der Oststeiermark hab ich noch nie eines kennengelernt. Wer also, wie ich zum Beispiel, kein Genie ist, wird sich in der Wissens- und Kulturarbeit auf Wissenserwerb und auf die zähe Arbeit an kulturellen Vorhaben konzentrieren müssen.
Nebenher könnte man etwas über unsere Leute und deren Geschichte, also über unsere Geschichte, herausfinden, damit das alles auf eine sinnvolle Art zusammenfindet. Die schlechte Nachricht: Es macht Arbeit und braucht Zeit.
Eine Glosse zum aktuellen Projekt von Kunst Ost.
Siehe „Prisma: eine Quest“: Link
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