Musikalisch verwurzelt
Lukas Meißl: "Heimat klingt nach Blasmusik"
Musiker und Kulturjournalist Lukas Meißl, geboren in Anger, spricht über seine musikalischen Wurzeln, die Liebe zum Jazz und sein neues Projekt "Great Austrian Songbook". Wie klingt Heimat für ihn, und was bedeutet es, als Musiker zwischen Tradition und Moderne zu stehen?
ANGER/WEIZ/STEIERMARK. Lukas Meißl, geboren und aufgewachsen in Anger, ist seit Jahren in der Musikszene aktiv. Dabei reicht sein Repertoire von den Klängen der Heimat bis zu komplexen Jazz-Kompositionen. Als Kulturjournalist ist er für Radio und Fernsehen in der Szene unterwegs. Schon in seiner Kindheit kam er mit Musik in Berührung: „Mein Papa hat in einer Band gesungen, die Oma hat daheim Chöre geleitet“, erinnert sich Lukas. Doch der Schritt in die professionelle Musik war nicht immer leicht. „Man hat mir oft davon abgeraten, professionell Musik zu machen. Mittlerweile haben sie akzeptiert, dass das geht“, erzählt er mit einem Lächeln.
Von der Volksmusik zum Jazz
Heimat hat für Lukas Meißl einen ganz eigenen Klang. „Für mich klingt Heimat nach Volksmusik, Blasmusik und Oberkrainer-Musik“, sagt er und erinnert sich an die zahlreichen Feste in Anger, bei denen er schon als Kind dabei war. Seine erste musikalische Erfahrung sammelte er in einer Oberkrainer-Gruppe, bei der er bereits mit 12 Jahren Akkordeon spielte. Doch die Liebe zum Jazz kam später: „Im BORG Birkfeld habe ich dann Jazz entdeckt. Da waren ein paar extrem motivierte Musiker in meiner Klasse, und wir haben gemeinsam experimentiert.“
Besonders prägend war für ihn ein Projekt mit Thomas Mauerhofer und Georg Gratzer, ebenfalls Musiker aus der Region. „Das war eine einzigartige Erfahrung, mit solchen Profis zu arbeiten“, berichtet Lukas. Auch die Schulband in Anger unter der Leitung von Gerhard Almer hatte großen Einfluss auf seinen musikalischen Weg. „Er hat uns vertraut und mir die Möglichkeit gegeben, Solostücke zu spielen. Das hat mir viel Selbstvertrauen gegeben.“
Freundschaft und Vertrauen in der Band
Heute steht Lukas Meißl auf Jazz-Bühnen und schätzt die besondere Verbindung zu seinen Bandkollegen. "Wir kennen uns schon seit vielen Jahren, haben teilweise auch miteinander studiert. Da hat sich eine Freundschaft entwickelt, die auf Vertrauen basiert", erzählt er. Das gemeinsame Musizieren sei eine Art Sprache, die sie verbindet. „Wenn man Jazz macht, dann hat man ein ähnliches Repertoire und eine eigene Art, sich auszudrücken.“
Neben der Musik ist ihm auch das Zuhören wichtig. „In unserer Gesellschaft geht das Zuhören leider oft verloren“, sagt Lukas und verweist auf die Schnelllebigkeit der digitalen Welt. Doch er glaubt fest daran, dass man durch aufmerksames Zuhören viel über andere Menschen lernen kann. „Ich finde es spannend, Lebensgeschichten zu hören und zu verstehen, warum Menschen so sind, wie sie sind“, betont er.
Obwohl Lukas in der digitalen Welt zu Hause ist, steht er modernen Entwicklungen kritisch gegenüber. Die Kurzlebigkeit und das „Wisch und weg“ der sozialen Medien sieht er als Herausforderung, vor allem für komplexere Musikstile wie Jazz. "Im Jazz dauern Stücke oft zehn Minuten und mehr, weil jeder seine Solos spielt. Diese Musik braucht Zeit zur Entfaltung", erklärt er.
Österreichische Klassiker neu interpretiert
Seine musikalische Leidenschaft lebt er aber auch in der Verbindung von österreichischer Musik und Jazz aus. Sein neuestes Projekt "Great Austrian Songbook" verbindet Traditionelles mit modernen Jazzarrangements. „Ich wollte eine Fusion schaffen, und so wurde etwa aus ‚Schifoan‘ von Wolfgang Ambros ein sozialkritisches Stück“, erzählt er begeistert. Auch andere österreichische Klassiker interpretiert er neu und verbindet sie mit Jazz. „Es ist spannend, aus alten Melodien etwas Neues zu schaffen.“
Gemeinsam mit seinen Musiker-Kollegen Maximilian Kreuzer am Bass, Andreas Reisenhofer an den Drums hat er seine ehemaligen Studienkollegen mit auf diese Reise genommen. Aber auch ehemalige Lehrer und musikalische Größen wie Ines Reiger am Gesang, Christian Bakanic am Akkordeon oder Peter Kunsek an der Klarinette sind zu hören.
„Das Album soll ein liebevolles, zum Teil ironisches, aber auch kritisches Auseinandersetzen mit dem Homo Austriacus sein“, meint Lukas Meißl. Symbolisch dafür steht die Figur am Cover des Albums, das der österreichische Karikaturist Gerhard Haderer beisteuerte und sämtliche Klischees, die im Rahmen der Stücke thematisiert werden, in höchster künstlerischer Güte und Detailverliebtheit vereint.
Erhältlich ist das Album "Great Austrian Songbook" auf Vinyl, CD sowie auf allen Streaming-Plattformen. Hier ein kleiner Vorgeschmack:
Lukas Meißl zeigt, dass die Musik für ihn weit mehr als nur ein Beruf ist. Sie ist ein Ausdruck seiner Wurzeln und eine Brücke in die Gegenwart. Und egal ob Volksmusik, Jazz oder einfach nur Stille – für ihn zählt, dass man wirklich hinhört.
Die nächsten Konzerttermine:
- 27. 10.: Bad Radkersburg, Jazzliebe Festival
- 28. 10.: Tube's Graz
- 29. 10.: Porgy & Bess Wien
- 31. 10.: Scaena Gamlitz
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