2017 hat schon begonnen
Runde Zahlen helfen manchmal bei der Orientierung. Vor zweihundert Jahren machte ein prominenter Steirer seine bemerkenswerten Reisen nach England. In Deutschland schrieb ein Forstbeamter strampelnd Geschichte.
Was hat das mit uns zu tun? Wir stehen an der Schwelle zur Vierten industriellen Revolution, ohne daß derzeit all zu klar wäre, was das meint. Wozu also der Blick in die Vergangenheit?
Wie erwähnt, es geht dabei um Orientierung. Jede neue Technologie schafft Verunsicherung. Die Adaptionsphasen sind meist von erheblicher sozialer Unruhe begleitet. Da kann es anregend sein, historische Erfahrungen zu beachten.
In der Kooperation dreier oststeirischer Dörfer wird das schon eine Weile bearbeitet. Albersdorf, Hofstätten und Ludersdorf haben darin Berührungspunkte, das Stichwort lautet „Dorf 4.0“. Ein Albersdorfer EU Kulturprojekt wurde eben abgeschlossen. Ein nächstes beginnt im Jänner in Ludersdorf.
Nun aber zu den genannten runden Zahlen. Im Jahr 1817 erhielt der Forstbeamte Karl Freiherr von Drais ein Patent für seine „Laufmaschine“. Damit begann die Erfolgsgeschichte des Fahrrades. Mit diesem Prozeß entstanden auch einige Grundlagen für die Entwicklung des Automobils.
Das hat seine besonderen historischen Momente in der Steiermark. Dazu etwas Fundamentales. In den Jahren 1815/16 bereiste Erzherzog Johann England, um die Errungenschaften der damals führenden Industrienation kennenzulernen. Dabei wurde er in Birmingham von James Watt empfangen.
Watt hatte mit seinen Verbesserungen der Dampfmaschine die Erste Industrielle Revolution eingeleitet. Hier berühren sich Weltgeschichte und Regionalgeschichte. Später, unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg, setzte in Graz die Zweite Industrielle Revolution erkennbar ein.
So ließ beispielsweise Johann Puch eine neue Halle bauen, die eine technische Innovation aufnahm. Automaten und Halbautomaten machten eine bisher nicht bekannte Art der Serienfertigung von Fahrzeug-Komponenten möglich. Es wurden auch erste Lehrwerkstätten eingerichtet.
Einige Jahrzehnte später setzte bei uns die Dritte Industrielle Revolution ein. Sie ereignete sich ganz wesentlich in den 1970er Jahren, als Computer-Systeme die Arbeitswelt durchdrangen, um in den 1980er Jahren auch in den privaten Haushalten anzukommen.
Diese Digitale Revolution haben die meisten von uns unmittelbar miterlebt. Es hat sie aber diese Gesellschaft noch keineswegs bewältigt. Und schon zeichnet sich „Industrie 4.0“ ab.
Das sind Zusammenhänge, denen 2016 ein EU Kulturprojekt gewidmet war, das in der Verantwortung von Robert Schmierdorfer, Bürgermeister der Gemeinde Alsbersdorf-Prebuch, lag. Dabei entstanden unter anderem Grundlagen für ein anschließendes LEADER-Projekt, das der Unternehmer Ewald Ulrich trägt; mit Unterstützung des Ludersdorfer Bürgermeisters Peter Moser.
Der Ausgangspunkt für dieses nächste Vorhaben ruht nun unter anderem auf einem Projekt, das von einem Pionier der Digitalen Revolution mitgestaltet wird. Hermann Maurer, Informatiker, heute Emeritus an der TU Graz, gehört zu den profunden Kennern und Kritikern solcher Entwicklungen.
Von Maurer stammt der Projekttitel des Vorhabens, das angelegt ist, überregionale Wirkung zu entfalten: „Mensch und Maschine“ (Virtualität und erfüllte Symbiose). So ist in diesem Beispiel kollektiver Wissens- und Kulturarbeit nun auch das alte Denkschema „Zentrum/Provinz“ ausgeräumt, denn da entfaltet sich – mediengestützt – eine völlig andere Arbeitssituation.
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