Erasmus
Warum für Nicole Mayr ihr Austausch Glück im Unglück war
Ein Jahr arbeitete eine Währingerin bei einem EU-Projekt in Budapest. Wie es dazu kam, war wohl Schicksal.
WIEN/WÄHRING. 432,9 Kilometer oder besser gesagt knappe 4,5 Autostunden prägten Nicole Mayrs Leben. Denn vor rund fünf Jahren ging es für sie von Linz nach Budapest zu ihrem ersten Auslandsaufenthalt. Mayr war Teil des Europäischen Solidaritätskorps, ein EU-Programm, bei dem 18- bis 30-Jährige bei Freiwilligen- und Beschäftigungsprojekten für zwei bis zwölf Monate mithelfen.
Von Jugendzentren bis zu diversen Kulturveranstaltungen – die möglichen Aufgabengebiete und Projekte könnten unterschiedlicher nicht sein. Die Wahl-Währingerin entschied sich 2019 für ein Café, wo ehemalige Drogenabhängige freiwillig mitgearbeitet haben und so in den Alltag integriert wurden. "Ich habe zwölf Monate dort mitgearbeitet. Einerseits hab ich gekellnert, aber andererseits auch Veranstaltungen mitorganisiert", sagt Mayr. Um Unterkunft und Verpflegung muss man sich beim Aufenthalt übrigens nicht kümmern, denn das wird übernommen und organisiert. Obendrauf gibt es auch noch ein Taschengeld.
Für jeden möglich
"Der Hauptgedanke der EU ist es, dass für jede Person zwischen 18 und 30 Jahren ein Aufenthalt im Ausland ermöglicht wird, unabhängig von der eigenen finanziellen Situation. Egal, ob man es sich leisten kann oder nicht", sagt die mittlerweile 22-Jährige.
Das Angebot nehmen viele junge Menschen an, die es vor allem in größere Städte zieht. Einsam ist man nie, schon allein deswegen, weil alle Freiwilligen in Wohngemeinschaften untergebracht wurden. So konnten Kontakte schnell geknüpft werden. "Vor allem bei Projekten in Hauptstädten wie eben in Budapest sind auch viele andere Freiwillige dort. Daraus entsteht eine internationale Community."
Zehn bis zwölf Freiwillige waren in einer Gruppe. Gemeinsame Ausflüge zum Balaton-See inklusive Übernachtung unter freiem Sternenhimmel oder gemeinsame Karaoke-Veranstaltungen im Café mit den Einwohnern zählten zu Mayrs Höhepunkten ihrer Zeit in Budapest.
Dass es für sie in die ungarische Hauptstadt ging, war aber eher Glück im Unglück. Eigentlich wollte die Studentin ans Meer oder in den Norden: "Während dem Maturastress ging die Projektsuche ein bisschen unter, sodass nicht mehr allzu viele Angebote übrig waren. Meine Mama stammt aus Ungarn und im Rahmen des Projekts wird auch ein Sprachkurs bezahlt. So konnte ich mein Ungarisch wieder auffrischen und auch meine Oma besuchen."
Bereut hat sie ihre Entscheidung nicht. Von Kommentaren, wie eine Erasmus-Erfahrung sei ein verlorenes Jahr, empfiehlt Mayr Abstand zu nehmen. "Man kann sehr viel dazulernen, wenn man die eigene Komfortzone verlässt und sich auf Neues einlässt."
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