"Das Projekt ist ein visuelles Abbild meiner Selbst"
Mit dem Funktionsraum 18 hat Discjockey Flo Plattner seine eigene Insel der Entschleunigung kreiert.
WÄHRING. Seit 25 Jahren legt Flo Plattner bereits auf. Vom Volksgarten bis zum Keller des Louvre in Paris war schon alles an Location dabei, was man sich vorstellen kann. Mit den Jahren tritt der Party-DJ, wie er sich selbst bezeichnet, etwas kürzer. Gerade im Frühling bleibt dann Zeit für andere Dinge: Wie für sein neuestes Projekt, dem Funktionsraum 18. Obwohl Plattner in Döbling geboren und aufgewachsen ist, fühlt er sich Währing mittlerweile zugehörig: "Ich bin irgendwie mit dem 18. verschmolzen." Besonders gefalle ihm der dörfliche Charakter des Grätzels. "Hier kennt man den Franzi vom Caféhaus, die Standler am Kutschkermarkt", so der 45-Jährige. Deswegen soll der von ihm gemietete und gestaltete Funktionsraum 18 eine Art Alltagsflucht sein, für jeden Währinger, der vorbeikommen mag.
Kind der 80er und 90er
Ausgestattet mit einem Theremin, Schwarzlicht und jede Menge Plasmakugeln spiegelt der Raum das Kind der 80er und 90er in ihm wieder: "Es ist ein Abbild meines Selbst, eine audiovisuelle Projezierung sozusagen", erklärt Plattner und schmunzelt. Das Besondere: Er lädt jeden ein, vorbeizukommen, der Interesse an dem Raum hat. Es gibt auch eine Virtual Reality Anlage, die man ausprobieren kann. Eine telefonische Voranmeldung wird jedoch empfohlen. Begonnen hat Plattner in der Werbebranche. "Ich habe mich nicht frei genug gefühlt." Zum Auflegen kam er aber durch reinen Zufall: "Ein Freund und ich waren im Volksgarten bei einer Imitationsveranstaltung. Wir hatten, als Edith Klinger und Toni Polster verkleidet, einen Karaoke-Song vorbereitet, doch der DJ hatte den falschen Song und das Mikro funktionierte nicht", erzählt Plattner.
Als Entschädigung für die schlechte Organisation durfte der Währinger eine halbe Stunde im Volksgarten auflegen. Mit alten Vinyl-Singles vom Kettenbrücken-Flohmarkt hat er den Club 30 Minuten zum Kochen gebracht – und damit auch seine Leidenschaft entdeckt. Mittlerweile ist er professioneller DJ, spezialisiert auf Hits der 70er und 80er. "Meine Aufgabe ist es, die Gäste zu begreifen und sie mit der Musik zu erfüllen, die sie brauchen!".
Ressourcenaustausch
Plattner erklärt, dass der Beruf des Discjockeys in seinem Fall das Privileg der Zeit mit sich bringt. So hat er genug Raum, auszuprobieren, was ihm gefällt und sich ständig weiterzubilden. Der Künstler interessiert sich vor allem für Psychologie und alles Zwischenmenschliche. "Das ist auch der Grund, warum ich angefangen habe, den Funktionsraum 18 zu gestalten", erklärt der DJ. "Ich finde es immer wieder spannend, welch unterschiedliche Menschen hereinkommen und wie verschieden ihre Reaktionen sind, wenn sie zum Beispiel in der Blackbox ein Bild malen."
Der umgestaltete Keller soll aber vor allem ein Raum der Kommunikation und des Ressourcenaustausches sein. Plattner verlangt kein Geld, wenn jemand im Funktionsraum 18 beispielsweise etwas vortragen oder etwas erleben möchte. Er baut eher auf interessante Gespräche und zwischenmenschliche Kontakte. "Ganz uneigennützig ist mein Gedanke natürlich nicht: Als DJ lebt man von Kontakten, so bekomme ich immer wieder Jobs vermittelt." Seine Philosophie: Lässt man die Geldgier außen vor, kann man sich anderen Menschen gegenüber viel besser öffnen und man profitiert voneinander.
Auf die Frage, ob der Beruf DJ nach 25 Jahren nicht irgendwann langweilig wird, grinst der erfahrene Discjockey und hält fest: "Nein absolut nicht. Auch wenn ich 'I will survive' schon 3000 Mal gespielt habe, es ist immer wieder spannend, wie unterschiedlich die Songs funktionieren."
Mehr Infos unter www.facebook.com/Funktionsraum18
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