Reportage
Die WOCHE zu Besuch im Infineon Reinraum

(v. li.) Hans Truppe (Infineon) Alexandra Wrann (Woche), Caspar Busse (Süddeutsche Zeitung) im Reinraum Infineon Villach | Foto: Truppe
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  • (v. li.) Hans Truppe (Infineon) Alexandra Wrann (Woche), Caspar Busse (Süddeutsche Zeitung) im Reinraum Infineon Villach
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VILLACH (aw). Schon vor dem eigentlichen Abenteuer könnte so manch eine(r) scheitern: Kein Schmuck, kein Make-up, kein Nagellack. Im Falle von Letzterem gibt es aber einen "Notfallplan", statt einem gibt es dann zwei Paar Handschuhe. 

Das Bekleidungs-Prozedere

Wie das Outfit (s. Foto) erahnen lässt, dauert es eine Zeitlang, bis man korrekt und in richtiger Reihenfolge bekleidet ist. Aber es lohnt sich. Wann sonst bekommt man die Möglichkeit einen Reinraum der Klasse 10 zu betreten? Sofern man nicht bei Infineon arbeitet, vermutlich nie. 

365 Tage im Jahr

Zum Vergleich: in Operationssälen herrscht eine Reinheitsklasse 10.000. Die Raumtemperatur beträgt konstant 22 Grad, die Luftfeuchtigkeit ist 42 Prozent, es besteht ein ständiger Luftaustausch. Produziert wird 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag. "Die Produktion herunterzufahren wäre ein zu großes Risiko", erklärt Hans Truppe, Projektleiter bei Infineon.
150 Personen sind ständig im Reinraum beschäftigt, gearbeitet wird in drei Schichten. Die Mindestanforderung ist ein Lehrabschluss. Viele der Mitarbeiter sind bereits seit vielen Jahren hier, Truppe selbst seit fast zwei Jahrzehnten. 

Unzählige Arbeitsschritte

Die Arbeitsabläufe sind hochautomatisiert. Das Endprodukt quasi fast unerschwinglich für den Normalverbraucher. So kommt eine Box mit Siliziumscheiben, je nach Ausführung, auf etwa den Preis eines Einfamilienhauses.
Hergestellt werden über 1.500 verschiedene Produkte, sie brauchen, je nach Ausführung, bis zu maximal 70 Tage in der Produktion.
Die rund 1.000 Arbeitsschritte sind hochpräzise und genau getaktet. "Wenn alles stimmt, und davon gehe ich aus, wird diese Box in zwei Sekunden abgeholt werden", sagt Truppe. In diesem Moment kommt der "Transporter" in Form eines Roboters am Plafond um die Ecke gebogen, macht Halt, holt die Box ab. Perfektes Timing.

Investition

Die Technologie ist erstaunlich. Und es wird weiter am Standort investiert. Im Sommer wurde daher der Ausbau der Entwicklungs- und Fertigungsaktivitäten für Siliziumkarbid bekanntgegeben.

Zur Sache

Im Jahr 2017 wurden auf rund 1.600 Anlagen 14,3 Mrd. Chips produziert. Die neuen Chips gehören mit 60 Mikrometern (0,06 Millimeter) zu den weltweit dünnsten ihrer Art. Zum Vergleich: 100 Nanometer, das ist 700 Mal kleiner als der Durchmesser eines menschlichen Haares. Am Standort in Villach wird in Reinräumen bis Klasse 1 gearbeitet. Das bedeutet, dass in 28 Litern Luft maximal ein Staubteilchen über 0,5 Mikrometer Durchmesser zulässig ist. Zahlen: Über 1.500 Anlagen, 22.200 m² Reinraumfläche, bis zu 1.000 Einzelarbeitsschritte, 800.000 Waferbewegungen/Tag.

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