AMS Bezirksstellenleiter Josef Zeichen
"Die Generation hat andere Erwartungen ans Berufsleben"
Auf 177 Lehrstellensuchende kommen derzeit 94 Lehrstellen. Doch es ist notwendig hinter die Zahlen zu blicken, sagt AMS Bezirksstellenleiter Josef Zeichen.
BEZIRK VILLACH. Das Thema Lehre ist ein komplexes, nicht nur in Villach. In vielen Branchen wird über zu wenige Lehrlinge geklagt, andere Branchen sind besser bedient.
Wichtig sei es, aber auch immer hinter die Zahlen zu blicken, die Hintergründe zu verstehen, betont AMS-Bezirksstellenleiter Josef Zeichen. "Es gibt viele Faktoren, die hier zusammenspielen." Zum einen gebe es die demographische Entwicklung, "wir haben geburtenschwächere Jahrgänge, sogar Schulen kämpfen um die Kinder.“ Auf der anderen Seite stünden gesellschaftliche Entwicklungen: "Die Ansprüche an das Berufsleben haben sich schlicht und ergreifend geändert", sagt Zeichen im Hinblick auf Stichworte wie Work-Life-Balance, Freizeitgestaltung und Entlohnung. "Hier wird sich bei beiden Seiten eine Veränderung abspielen müssen. Sonst werden uns die Jugendlichen irgendwann ganz abhanden kommen."
Weniger Suchende
Dem gegenüber stehen die Fakten. So kommen derzeit auf 177 Lehrstellensuchende (-12,2 %) 94 offene Lehrstellen (+13,3 %), eigentlich ein Überangebot. „Das sind die Zahlen, aber wenn man hinsieht, merkt man schnell, dass das sehr branchenspezifisch ist.“
Während es im Einzelhandel und Bürobereich traditionell einen Pool an Lehrlingen gebe, würden diese besonders im Tourismus und der Technik fehlen. Dazu komme die starke Selektion einiger Betriebe. "Auch das muss gesagt werden. Nur weil es Lehrlinge gibt, werden diese nicht auch immer schnell vermittelt." Viele Unternehmer würden sich die "Rosinen herauspicken". „Die Betriebe wollen die Besten der Besten. Das wollen natürlich die Schulen ebenso ... "
Besser vernetzt
Die Jugendlichen ihrerseits wären viel besser vernetzt als früher, meint Zeichen. "Heute weiß jeder alles über das Unternehmen, welche "cool" sind und welche nicht. Man tauscht sich aus und hat hohe Erwartungen an seinen Arbeitsplatz.“
Lösungsansatz
Den Lösungsansatz sieht Zeichen auf beiden Seiten. "Zum einen sollten sich Betriebe auf die geänderten Umstände einstellen, respektieren, dass sich die Zeit im Wandel befindet." Zum anderen sei auch der Lehrling an sich gefordert, "die Unternehmen wollen keine 08/15-Lehrlinge, die arbeiten, weil sie "müssen". Da braucht es schon mehr, um auch einen Spitzenjob zu bekommen."
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