Schispringen in Bischofshofen
Heute findet in meinem Heimatort der abschließende Bewerb der Vierschanzentournee statt. Mit ziemlicher Sicherheit wird einer der beiden führenden Österreicher die Gesamtwertung gewinnen. Fernab von solchen Spitzenleistungen erinnere ich mich an ein Jugenderlebnis vor vielen Jahren. Mein Bruder, sein Freund und ich wollten unbedingt auch einmal von einer Schanze springen. Wir suchten uns die sogenannte Jugendschanze aus. Mit einer möglichen Sprungweite von etwas über 40 m ein war dort ein durchaus passabler Hupfer möglich. Die Schanze schien präpariert, unbenützt und lud so richtig zum gewünschten Abenteuer ein.
Voller Tatendrang schulterten wir unsere Alpinschier und stapften neben der Schanze Richtung Anlauf hoch. Einer von uns blieb im Bereich des Vorbaues zurück, um zu kontrollieren, ob der Weg nach unten auch frei sei. Ein weiterer stand neben der Anlaufspur, um das Freigabesignal des ersten nach oben weiterzuleiten. Soweit so gut und durchaus durchaus vorbildlich. Es war an mir, den ersten Sprung zu wagen.
Da steht man nun in der Anlaufspur. "Soll I, soll I net, soll I soll I net!" Der anfängliche Mut sank parallel zur ursprünglichen Abenteuerlust und machte zunehmend purer Angst Platz. Die Anlaufspur erschien immer länger und länger.
Mein Bruder, der in der Anlaufspur stand - vermutlich selbst mit voller Hose - spornte mich an, den Versuch zu wagen.
Irgendwann sagte ich mir: "Jetzt oder nie!" und warf mich in die Spur. Mitten im Anlauf schrie dann mein Bruder - obwohl er mich vorher angestachelt hatte - aus irgendeinem Grund laut auf:
"Heinz tuas nit!"
Das war genau das, was ich gebraucht hatte. Wer selbst schon einmal über eine Schanze gesprungen ist, weiß, dass ich den "point of no return" schon überschritten hatte und es keinen Weg zurück mehr gab. Der vergebliche Versuch meines Bruders, den Sprung mit lautem Schreien abzubrechen, machte meine Knie zusätzlich weich. Ich habe dann die Absprungkante sicher nicht getroffen. Jedenfalls war ich weder zu früh noch zu spät beim Absprung, sondern bin einfach drübergefahren. Vermutlich habe ich sogar versucht, den Sprung durchzudrücken und somit zu vermeiden. Ich brauchte auch den Sprung nicht "wirken lassen" wie es Andy Goldberger manchmal erklärt. Meine Angst hat mich genügend beschäftigt. Jedenfalls gab es keine wesentlichen Probleme in der Luft, sondern nur eine ziemlich lange und rasante Fahrt über den Schanzenvorbau und den langen Auslauf. Doch:
Ich hatte es geschafft und stellte fest, dass das alles gar nicht so schlimm war.
Anschließend sind wir alle oft und mit zunehmender Begeisterung gesprungen.
Keiner von uns ist ein toller Schispringer geworden.
Doch rückblickend betrachtet: Am schönsten war es, sich zu überwinden, die Angst zu besiegen und sich diesem inneren Kampf zu stellen.
Im Leben gibt es auch so manches, was uns Angst machen kann. Es gibt aber Möglichkeiten, die Angst zu besiegen. Beten ist eine davon, Ziemlich sicher sogar die beste Möglichkeit.
https://www.lds.org/scriptures/pgp/js-h/1.16?lang=deu#15
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