"Kriegskind" mit Karriere
Murat Selimagic wird der erste Moslem im Villacher Gemeinderat sein. Sein Werdegang ist beeindruckend.
VILLACH (kofi). Weit über 100 Kandidaten finden sich auf den Listen der insgesamt acht wahlwerbenden Parteien für den Villacher Gemeinderat. Zu den spannendsten gehört Murat Selimagic. Der 40-Jährige kandidiert auf Platz 8 der ÖVP-Liste, die zuletzt bei neun Mandaten hielt und laut Umfragen am 1. März auf einen Zuwachs hoffen darf. Selimagic kann also fast fix mit einem Mandat rechnen.
Er wäre damit der erste muslimische Mandatar der Draustadt. Angesichts des steigenden Moslem-Anteils in der Bevölkerung eine logische Entwicklung.
Werdegang
Ungewöhnlich und beeindruckend ist sein Werdegang. Der gebürtige Bosnier kannte Kärnten nur vom Urlaub. Da seine Eltern getrennt lebten, besuchte er als Kind seinen in Villach arbeitenden Vater immer im Sommer. Bis zum Juli 1991. Da eskalierte der Jugoslawienkrieg derart, dass ihn sein Vater nicht mehr in die Heimat zurückreisen ließ. „Zu gefährlich“, erinnert sich Selimagic.
Lehre und Matura
Seither lebt er in Villach, ist mittlerweile auch österreichischer Staatsbürger. Der ehrgeizige junge Mann absolvierte zunächst trotz anfänglicher Sprachschwierigkeiten die Zimmererlehre mit Auszeichnung, schloss dann die Polierschule ab und holte die HTL-Matura nach. 2009 machte er sich im Bau-Management selbstständig, arbeitet heute erfolgreich in Österreich, Serbien, Kroatien und Slowenien.
Gemeinsame Feste
Nebenbei – Selimagic ist Vater zweier Kinder – hat der 40-Jährige den Verein „Vivo“ ins Leben gerufen, der sich um ein friedliches Miteinander verschiedener Volksgruppen in Villach kümmert. „Denn leider bleiben die Serben gerne unter sich und die Bosnier auch“, sagt Selimagic. Langsam trägt seine Arbeit Früchte: „Seit einiger Zeit veranstalten wir gemeinsame Feste.“ Auf die Frage, was das seiner Meinung nach größte Problem für das friedliche Miteinander verschiedener Gruppen sei, antwortet er: „Es ist immer die Religion.“ Im Gemeinderat will sich Selimagic, ob seiner Lebensgeschichte, bei den Themen Integration und Wirtschaft einsetzen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.