Ein Jahr Günther Albel: "Es sind schwierige Zeiten"
Seit einem Jahr ist Günther Albel Bürgermeister von Villach. Ein Zwischenbilanzgespräch über Asyl, die Therme Warmbad und Ummgangsformen.
VILLACH (kofi). Vor einem Jahr wurde Günther Albel Bürgermeister von Villach. Die WOCHE bat ihm zum Zwischenbilanz-Gespräch.
WOCHE: Ihr Debüt-Jahr war imposant. Asylfrage, Therme Warmbad, Leider-Nein-Einkaufszentrum in der Bahnhofstraße, Millionenschaden nach dem Hagel – bereuen Sie es schon, Bürgermeister geworden zu sein?
ALBEL: Keine Sekunde. Es sind schwierige Zeiten und ich nehme die Herausforderungen an.
Was war Ihre größte Aufgabe im ersten Jahr?
Der Jahrhunderthagel war wild, in Summe ist aber die Asyl-Herausforderung am größten. Denn diese Aufgabe bleibt uns als Gesellschaft erhalten.
Man hatte bisweilen das Gefühl, die Stadtpolitik war mit diesem Thema überfordert.
Wir waren nicht überfordert, wir wurden überfordert. Von einer schwachen EU und einem Innenministerium, das die Kommunikation verweigert hat.
Sie verwendeten den Begriff "Bananenministerium". Würden Sie das heute auch noch so formulieren?
Mir ist bewusst, dass diese Äußerung polarisiert. Tatsache ist, dass ich ein deutliches Signal gegen die unsägliche Drüberfahrpolitik der Innenministerin setzen wollte. Es wurden in der Flüchtlingsfrage ja Versprechen gebrochen und fixe Zusagen nicht eingehalten. Natürlich wollte ich niemanden persönlich beleidigen. Vielleicht war es aber gerade diese scharfe Wortwahl, die ein Umdenken in Wien eingeleitet hat.
Aber würden Sie es noch einmal sagen?
Rückwirkend betrachtet kann man alles anders machen.
Seit einem halben Jahr wird das Rettungspaket für die Therme Warmbad verhandelt. Warum dauert das so lange?
Wir sind noch nicht so weit, dass wir ein Ergebnis präsentieren können. Schließlich wollen wir keine schnelle Lösung, sondern die beste.
Woran spießt es sich?
Wir sind uns mit den Verhandlungspartnern grundsätzlich einig. Aber der Vertrag muss auch wasserdicht sein. Wettbewerbsregeln, Steuerrecht – es ist Vieles zu bedenken.
Wie teuer wird die Rettung der Therme? Medien berichten von bis zu 14 Mio. Euro.
Das hat eine Zeitung geschrieben. Ich habe diese Summe nie genannt. Es könnte auch deutlich weniger werden.
Was entgegnen Sie jemandem, der fragt, warum Steuerzahler eine Therme retten sollen, die defizitär ist und primär dazu dient, die Betten der umliegenden Privathotels zu füllen?
Wer meint, dass es nicht wert ist, 700 Arbeitsplätze in Warmbad erhalten zu wollen, soll mir das ins Gesicht sagen.
Sie haben zuletzt angekündigt, eine Klage gegen die FPÖ anzustreben, weil Parteichef Baumann behauptet hat, das Asylquartier Langauen würde die Stadt eine sechstellige Summe kosten. War das Theaterdonner?
Nein, wir prüfen das gerade. Die-se Unwahrheit geht weit über das in der Politik übliche Maß hinaus. Das ist Hetze. Langauen wird uns circa 15.000 Euro kosten. Mehr nicht.
Ihre Partei hat den Unternehmer Warmuth in zwei Aussendungen angegriffen. Er – als Vermieter – sei schuld, dass Billa den Hauptplatz verlassen hat. Auch nicht die feine Art.
Warmuth ist nicht nur Unternehmer, er ist auch Politiker.
Ist er nicht mehr.
War er aber. Und ich bin der Meinung, dass auch Unternehmer eine Verantwortung für Villach haben. Da gehören vernünftige Mietpreise dazu. Mieten wie in Hollywood sind unsinnig! Außerdem hat er zuerst die Stadt angegriffen und behauptet, die schlechte Kundenfrequenz sei schuld am Billa-Abgang.
Wie groß sind die Fußstapfen Ihres Bürgermeister-Vorgängers Helmut Manzenreiter?
Die Frage stellt sich nicht. Ich schaue nicht zurück und gehe meinen eigenen Weg.
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