Gottfried Wagner
Seit 60 Jahren hat er Kamm und Schere in der Hand

- Stolz: Der Salon wird nunmehr in zweiter Generation geführt. Der Jubilar (links)
- Foto: Wagner für Haare
- hochgeladen von Alexandra Wrann
Was für ein Berufsjubiläum, seit 60 Jahren nunmehr hat Gottfried Wagner schon Kamm und Schere in der Hand. Nun feiert er das runde Jubiläum gemeinsam mit seinem 74. Geburtstag.
VILLACH. „Ich hätte früher nie gedacht, dass ich einmal so lange arbeiten würde. Aber es macht mir einfach große Freude und ich kann es mir heute gar nicht anders vorstellen", sagt Gottfried Wagner rückblickend auf sechs spannende Jahrzehnte seiner Berufslaufbahn.
Geboren am 11.11., Lehre begann am 11.11.
Geboren wurde Gottfried Wagner am 11.11.1946 in Burgau in der Oststeiermark. Er wuchs mit drei Geschwistern am elterlichen Bauernhof auf, wo bereits in jungen Jahren nach der Schule am Nachmittag oder an Wochenenden kräftiges Mithelfen angesagt war. Doch die Arbeit in der Landwirtschaft war nicht sein Lebenstraum, er war neugierig was es sonst noch gab und wollte bereits in jungen Jahren hinaus in die Welt. Ein erster Türöffner dafür war seine Anna Tant‘. Sie stellte ihm ihren Friseur vor, denn dieser war auf der Suche nach einem Lehrling. So dauerte es nicht lange, bis Wagner genau an seinem 14. Geburtstag, am 11.11.1960, seine Lehre als Friseur begann.
Die Ausbildungszeit
Während der Ausbildung sorgte die mehrmalige Teilnahme beim internationalen Frisurenwettbewerb, der jährlich im Rahmen des Austrian Hair Congress in den Wiener Sophiensälen stattfand, für regelmäßigen Nervenkitzel. Nach drei Jahren Lehrzeit in Neudau arbeitete er nach Lehrabschlussprüfung als Friseur in Feldbach, mit kurzer Unterbrechung zur Ableistung des Grundwehrdienstes.
Erfahrungen gesammelt
1966 ging Gottfried Wagner für drei Monate nach Imst in Tirol, ehe er für ein dreiviertel Jahr in einem Friseurbetrieb in München arbeitete. Anschließend finanzierte er sich selbst eine Ausbildung an einer Friseurakademie in Duisburg. Dort lernte er die Schwester seines späteren Chefs kennen, was ihn in einen Friseursalon nach Tiel in den Niederlanden brachte. Bereits damals zeigten sich seine Freude an Weiterbildung und der bis heute bestehende Antrieb immer besser zu werden. Er bildete sich nicht nur fachlich weiter, nun galt es außerdem eine neue Sprache zu lernen. In Tiel lernte er auch seine spätere Frau Doortje kennen.
Bis August 1970 blieb Gottfried Wagner in den Niederlanden, zuerst in Tiel und das letzte Jahr in Utrecht. Mit 24 Jahren kehrte er in die Steiermark zurück, mit viel Wissen und Erfahrung im Gepäck – aber auch mit seiner Doortje, die er 1971 in Graz heiratete. Im selben Jahr legte erfolgreich seine Meisterprüfung ab. Nach zwei Jahren in Betrieben in Graz folgte der nächste große Schritt, der Schritt in die Selbstständigkeit.
In die Selbstständigkeit
Gottfried Wagner wurde ein Geschäftslokal in Villach angeboten. Er schaute sich die Baustelle des damals in dieser Form neuartigen Objekts an, dem ersten Einkaufszentrum in Kärnten. Aufgrund seiner Erfahrungen wusste er, das wird funktionieren. Und so wurde wenig später, am 12. Oktober 1972, der bis heute bestehende Familienbetrieb im damaligen Coop-Einkaufszentrum im Süden Villachs eröffnet – bereits damals mit einer Besonderheit: einem Salon der auch montags geöffnet hatte. Jeweils in den Sommermonaten von 1977 bis 1982 wurde darüber hinaus eine Saison-Filiale in Drobollach betrieben.
Das Unternehmen wuchs
Seitdem ist viel passiert. Das Unternehmen wuchs von drei auf heute 15 Mitarbeiter an. Wagner machte sich nicht nur als Qualitätsbetrieb einen Namen, sondern setzte sich von Beginn an als Lehrbetrieb ein. Aber es waren nicht immer nur leichte Jahre. Die in wirtschaftliche Schieflage gekommene Konsumgenossenschaft als damaliger Vermieter und der in den 1990er Jahren renovierungsbedürftige Standort zehrten oft an den eigenen Kräften.
Stets gut gelaunt und auch körperlich fit hielt Wagner gemeinsam mit seiner Frau Doortje dem entgegen. Vielmehr wurde noch eines draufgelegt. Es wurde laufend in den Betrieb investiert, bereits Anfang der 1990er Jahre wurde im Salon mit einer Computerkassa gearbeitet und wenig später setzte Wagner weitere Akzente, beispielsweise mit dem Einsatz von Lichtenergie zur natürlichen Anwendung für Haarbeauty-Behandlungen.
Sportlich aktiv
Vor nunmehr 15 Jahren folgte der nächste Meilenstein. Wagner übersiedelte im Herbst 2005 nur wenige Schritte weiter in den Neubau des Atrio Villach und startete noch einmal neu durch. Auch außerhalb des Salons fällt der sportliche Meisterfriseur immer wieder auf – als Teilnehmer bei verschiedensten Laufwettbewerben in Kärnten. Zudem setzte er sich regelmäßig als Sponsor für regionale Sportveranstaltungen ein. Aber auch über den eigenen Betrieb hinaus engagiert sich Gottfried Wagner für sein Handwerk – so war er zB von 2005 bis 2020 Mitglied im Ausschuss der Landesinnung der Kärntner Friseure.
Bis heute der Kunst am Haar gewidmet
Etwas macht Wagner ganz besonders stolz: Seit 2016 führen Tochter Marlies und Schwiegersohn Klaus Kleinberger in zweiter Generation das Familienunternehmen. Das ist aber noch lange kein Anlass für ihn kürzer zu treten. Ganz im Gegenteil: Heute genießt Gottfried Wagner umso mehr seine Zeit im Salon. Er kann sich ganz auf seine Leidenschaft konzentrieren und ist als Meisterfriseur auch heute noch bis zu 40 Stunden pro Woche für seine Kunden da. Der Lockdown im Frühjahr war in 60 Jahren Berufserfahrung das erste Mal, dass er gezwungen war, für längere Zeit Kamm und Schere beiseite zu legen. Aber es tat seiner Motivation trotzdem keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil: Gottfried Wagner freut sich auch weiterhin für schöne Haare zu sorgen.
Sein Erfolgsrezept
Sein Erfolgsrezept für die vergangenen 60 Berufsjahre und für alle weiteren, die noch dazukommen mögen, benennt Gottfried Wagner kurz und knapp: „Einfach immer in Bewegung bleiben.“
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