Verbot für Pigmente Grün und Blau in Tattoofarben
"Musste Farben entsorgen"

- Harry Heimgartner, Berufsgruppensprecher der Kärntner Tätowierer.
- Foto: MeinBezirk.at
- hochgeladen von Birgit Gehrke
Seit 1. Jänner 2023 gibt es ein Verbot für die Pigmente Grün und Blau, die in beliebten Tattoofarben vorhanden sind. Wie geht die lokale Tattooszene mit diesem Verbot um?
VILLACH. Seit vielen Jahren arbeitet Anita Sinko Benke als Tätowiererin. Aktuell ist sie im Villacher Tattoo Studio „Tattoo Tatau“ tätig. Schon Ende 2021 gab es Einschränkungen hinsichtlich der Nutzung der Tattoofarben. „Damals hatte ich aber noch Hoffnung, dass es eine Lösung gibt, jetzt ist es mit dem Verbot der „Farbstoffe Pigment Blue 15:3“ und „Pigment Green 7“ ganz übel“, sagt Sinko Benke. Wie viele Leute in der Branche versteht sie das Verbot nicht. „Die Farben können zu kurzfristigen Allergien führen, aber das kann zum Beispiel auch bei Salben passieren. Die Pigmente Grün und Blau sind etwa auch in Make-up oder in der Zahnpasta vorhanden und gelangen so in kleinen Mengen in den Körper. Ich verstehe den Gedanken hinter dem Verbot nicht, es gibt eigentlich keine wissenschaftliche Grundlage dafür.“ Mit dem Verbot dieser Pigmente fehlen dann natürlich alle Farben in dem Spektrum: von violett bis türkis.
Kundschaft fällt weg
„Alternativen für diese Pigmente gibt es aktuell für mich nicht. Bei Farbtattoos darf ich nur noch rot, orange oder gelb benutzen. Ich weiss nicht, wann sich das wieder ändern wird. Ich musste alle diese Farben wegwerfen und habe dadurch natürlich Verluste. Schlimmer ist die Tatsache, dass ich die Kundschaft, die mit Farbtattoos bedient wurde, verliere. Viele weichen jetzt auf Länder aus, die nicht in der EU sind, etwa England, es wird einen Tattoo-Tourismus geben“, befürchtet Anita Sinko Benke. Außerdem: „Es wird auch das illegale Farbtätowieren zunehmen. Meine Farben wurden heuer jedenfalls bereits kontrolliert.“ Sabine Marie Edlbauer von Indigena Tattoo in Villach sagt zu dem Thema: „Grundsätzlich gilt in Österreich die rapex Pflicht. Das heißt, alle Farben, die auf dieser Liste stehen sind nicht erlaubt. Eine ständige Kontrolle und Überprüfung sind daher verpflichtend. Ich zum Beispiel nehmen nur österreichische vegane geprüfte schwarze Farben."
"REACH-konforme" Farben
Eine Frage dominierte das letzte Jahr die Szene: Wann werden Farbhersteller wieder REACH-konforme Farben im Repertoire haben? „Mittlerweile haben die Farbproduzenten nachgezogen, es gibt wieder Farben am Markt“, informiert Harry Heimgartner, Berufsgruppensprecher der Kärntner Tätowierer. Für ihn ist es ein Rätsel, wie die Farbhersteller ohne Farbpigmente eine Farbe herzustellen. Eines steht fest: Das Geschäft mit den Tattoofarben ist ein Milliardengeschäft und die Nachfrage nach den Kunstwerken auf der Haut ist ungebrochen.
Es fehlt an den Farbnuancen
Was nicht vergessen werden darf: Rund 60 Prozent der Farben beinhalten die Farbpigmente Grün und Blau, die eine neue Rezeptur benötigen. „Bis es diese in allen Farbnuancen geben wird, wird es wohl noch ein wenig dauern“, sagt Heimgartner. Der erfahrene Klagenfurter Tätowierer lobt die Berufsgruppe und pocht darauf, dass sich die heimische Szene an die gesetzlichen Vorgaben hält. Denn die Strafen sind hoch: Es drohen Geldstrafen bis zu 20.180 Euro, im Wiederholungsfall bis zu 40.375 Euro. Bei möglichen Kontrollen müssen die Tätowierer vorweisen können, dass sie REACH-konformen Farben verwenden.


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