Hoffnung auf Wandel
Wahl-Villacher aus Syrien über Machtwechsel
Der Machtwechsel in Syrien wirft viele Fragen auf. Amjad, ein 28-jähriger Exil-Syrer, der seit über 10 Jahren in Villach lebt, teilt seine Gedanken über die politische Situation und seine Hoffnungen für die Zukunft.
VILLACH. Der jüngste Machtwechsel in Syrien hat weltweit Aufmerksamkeit erregt. Baschar al-Assad, der das Land jahrzehntelang autoritär regierte, ist nach Russland geflohen. Nach Jahren des Bürgerkriegs und unermesslichem Leid stehen viele Syrer nun vor der Frage, wie es weitergehen kann – auch jene, die ihre Heimat verlassen mussten.
Zwischen Arbeit und Hoffnung
Amjad, ein 28-jähriger Syrer, der vor über zehn Jahren geflüchtet ist, beschreibt seine Eindrücke: „In Syrien ist das anders als hier in Österreich. Es gibt keine demokratischen Wahlen. Macht wird vererbt – wie bei Königen. Jetzt ist Assad der Flüchtling. Aber er hat ein Syrien ohne Geld, Arbeit oder Zukunftsperspektiven hinterlassen.“ Die Auswirkungen des Bürgerkriegs sind vielfältig: Millionen von Menschen sind geflüchtet, viele Städte liegen in Trümmern. Amjad erzählt von der schwierigen Entscheidung, sein Heimatland zu verlassen: „Ich bin mit meinem Bruder geflüchtet. Natürlich wäre ich lieber in Syrien bei meiner Familie, aber es gibt nichts mehr dort." Amjad hat in Österreich nicht nur eine neue Heimat, sondern auch berufliche Aufgaben gefunden. Er ist bei der Stadt Villach beschäftigt, im Sommer arbeitet er als Badeaufsicht am Panorama Beach in Drobollach und im Winter ist er als Eismeister bei der Eiszeit am Rathausplatz in Villach tätig. Dieser Job gibt ihm nicht nur Sicherheit, sondern auch das Gefühl, etwas zur Gesellschaft beizutragen. „Solange ich hier arbeiten kann und meine Steuern zahle, möchte ich bleiben“, erklärt er.
Neue Regierung, neue Hoffnung?
Mit dem Machtwechsel wächst die Hoffnung auf Stabilität. Dennoch bleibt die Lage kompliziert: „Es wird Jahre dauern, bis Geld da ist, um Syrien wiederaufzubauen“, sagt Amjad. Der Wiederaufbau sei eine Mammutaufgabe und viele Exil-Syrer sehen sich vor der Frage, ob und wann eine Rückkehr möglich ist. Amjad selbst fühlt sich in Österreich wohl, doch die Verbindung zur Heimat bleibt stark: „Heimat ist Heimat“, betont er mehrmals. Der Wunsch, eines Tages in ein sicheres und wiederaufgebautes Syrien zurückzukehren, bleibt bestehen. Der politische Wandel in Syrien hat für Amjad auch persönliche Erleichterung gebracht. „Ich schlafe seit dem Regierungswechsel etwas besser. Vorher hatte ich bei jedem Anruf Angst, dass meiner Mutter etwas passiert ist.“ Der Verlust seines Vaters, der während des Krieges krank wurde, zeigt die persönliche Tragweite des Konflikts. Amjad hofft auf eine bessere Zukunft für Syrien, auch wenn der Weg dorthin steinig ist: „So lange ich hier etwas leisten kann, möchte ich bleiben. Aber irgendwann hoffe ich, dass ich wieder in meine Heimat zurückkehren kann, zumindest für einen Urlaub.“
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