Welt-Frühgeborenen-Tag 17. November
Kleine Helden im LKH Villach

- Ganz wichtig für Frühchen ist der Körperkontakt mit den Eltern.
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Am 17. November ist Welt-Frühgeborenen-Tag. Am LKH Villach arbeiten etwa Abteilungsvorstand Prim. Robert Birnbacher und Krankenpflegerin Ingrid Guggenbichler mit Frühchen.
VILLACH. Wenn die Schwangerschaft weniger als 37 Wochen dauert, spricht man von einer Frühgeburt. „In Österreich kommt etwa jedes zehnte Neugeborene zu früh auf die Welt. International gesehen gibt es eine leichte Tendenz zu mehr Frühgeburten weil unter anderem Zwillingsschwangerschaften durch künstliche Befruchtung zunehmen“, sagt Prim. Dr. Robert Birnbacher. Medizinisch gesehen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr viel getan. „Manche Kinder aus der 24. Schwangerschaftswoche werden erfolgreich betreut. Es ist aber trotzdem nicht unser Ziel, Rekorde zu brechen, sondern dass möglichst viele Kinder gesund ins Leben kommen. Aber die Überlebenschancen sind sehr stark gestiegen“, so der Primar.
Normale Lebensqualität
Nach dem schwierigen Start gehe es auch darum, dass später eine normale Lebensqualität und -erwartung erreicht wird. „Auf der einen Seite ermöglicht das natürlich die Technik und die moderne Medizin. Es gibt schonendere Formen der Beatmung oder perfekt abgestimmte Infusionen und Ernährung. Neben der Technik ist die sorgfältige Pflege und individuelle Betreuung ausschlaggebend.“ Eine zentrale Rolle spielen hier die Eltern – Hautkontakt, Körperkontakt und Stimme beeinflussen die medizinische Behandlung positiv. So werden die Babys auf die nackte Haus der Eltern gelegt, die sogenannte Känguru-Methode, die einen wesentlichen Beitrag leistet. „Da haben wir in Villach sicher eine Vorreiterrolle. Es gibt keine Besuchszeiten, die Eltern können jederzeit kommen und auch über Nacht bleiben.“
Aufholbedarf
Frühchen haben in ihrer Entwicklung einen Aufholbedarf. Birnbacher: „Meist ist dieser Prozess im 2. Lebensjahr abgeschlossen. Die Kinder werden bei uns weiter betreut, wir beobachten ihre Entwicklung ganz genau. Wir hatten ein Baby das unter 400 Gramm wog. Heute ist das Kind sechs Jahre alt und hat es nicht nur geschafft, es ist gesund.“ Ab dem Zeitpunkt, wo ein Kind die Temperatur selbst halten kann, die Atmung reif ist und es vom Gewicht her zunimmt ist die kritische Zeit überstanden und das Baby darf mit seinen Eltern nach Hause.
Überlebenstrieb
Ingrid Guggenbichler kümmert sich im LKH Villach als diplomierte Krankenpflegerin um Frühchen. Seit vielen Jahren ihr Traumberuf, auch sie hier viele Höhen und Tiefen miterlebt. „Am wichtigsten ist ein empathisches Arbeiten und der Respekt vor den kleinen Lebewesen, die viel zu früh auf diese Welt gekommen sind. Ganz wichtig ist es auch die Eltern ins Boot zu holen und sie in die Pflege zu integrieren, dass sie einfach die Angst vor den Winzlingen verliert.“ Was Guggenbichler fasziniert ist der „wahnsinnige Überlebenstrieb. Auch wenn sie winzig und zart sind, es sind richtige Kämpfer, kleine Helden. Sie müssen schon viel aushalten.“ Auch für die Eltern ist sie da. „Man begleitet die Familie oft über mehrere Wochen. Angst ist natürlich ein ständiger Begleiter und das eine oder andere Schicksal lässt einen nicht mehr los. Die Eltern sind auch oft zerrissen, die Zeit ist eine Herausforderung auch für die Partnerschaft oder wenn zu Hause die Geschwisterkinder warten.“
Kleidung für Frühchen
Seit einigen Jahren näht Guggenbichler Kleidung für die Frühchen. „Für so kleine Kinder kann man ja nichts fertiges kaufen, also verwendet man oft Kleidung, die zu groß ist. Meine genähte Kleidung bleibt für die Frühchen im Krankenhaus.“ Auch wenn die Arbeit manchmal belastend ist, man bekommt viel zurück: „Bei den Nachsorgeuntersuchungen sehen wir die einstigen Frühchen immer wieder. Oder wir bekommen Fotos zugeschickt. Man ist dann einfach selbst immer froh darüber ein gesundes Kind zu Hause zu haben. Das alleine zählt.“


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