Legionellen
Die Gefahr aus dem Wasserhahn

- Nach längerer Abwesenheit erstmal genügend Wasser rinnen lassen.
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Birgit Erian aus Puch bei Villach ist Wasser-Gutachterin beim Land Kärnten. Als Expertin kennt sie sich mit den gefürchteten Legionellen gut aus und verrät im Interview, was zu tun ist.
VILLACH. Von grippeartigen Beschwerden bis hin zu schweren Lungenentzündungen können Legionellen unterschiedliche Krankheitsbilder verursachen. Sie sind weltweit verbreitete Umweltkeime, die in geringer Anzahl natürlicher Bestandteil von Oberflächengewässern und Grundwasser sind. Probleme bereiten sie, wenn sie sich im Warmwassersystem vermehren – das passiert auch in unserer Region immer wieder. Birgit Erian: „Betroffen können alle Leitungen sein, unabhängig ob alt oder neu und egal, welche Art von Werkstoff. Betroffen sind vor allem Warmwasserleitungen, die selten gebraucht werden: etwa in leer stehenden Wohnungen, Ferienwohnungen/-häusern, selten gebrauchten Duschen in Sportanlagen, sämtlichen Totleitungen, in schlecht geplanten oder überdimensionierten Installationssystemen, nicht gewarteten Aufbereitungsanlagen (z.B.: private Entkalkungsgeräte) oder aufgrund zu niedriger Boilertemperaturen. Es können auch Kaltwasserleitungen betroffen sein, wenn sie gleich neben Warmwasserleitungen ohne ausreichender Isolierung installiert wurden. Zuständig für die Legionellenprävention im Haus ist der Hausbesitzer, nicht der Wasserversorger“, erklärt Erian.
Rückkehr aus dem Urlaub
Sollte man das Wasser bei längerer Abwesenheit, etwa im Urlaub, besser erstmal rinnen lassen? „Ja. Ab drei bis vier Tagen Abwesenheit kann es nicht schaden, ab einer Woche wird es auf alle Fälle empfohlen. Bakterien vermehren sich unter optimalen Bedingungen mit einem potentiellen Wachstum“, so Erian. Bei einer thermischen Desinfektion von Warmwassersystemen muss der Boiler gemäß ÖNORM mindestens auf 70 Grad aufgeheizt werden (wichtig ist, dass das Rohrleitungssystem für diese Temperaturen ausgelegt ist) und anschließend muss die Entnahmestelle für mind. drei Minuten gespült werden. Erian: „Falls 70 Grad nicht erreicht werden können, dann geht es auch bei 65 Grad und zehn Minuten ausrinnen. Anschließend sollte man ebenso die Kaltwasserleitung gut ausrinnen lassen.“
Wasser merklich abkühlen
Wenn das Wasser aus dem Hahn, obwohl auf kalt gestellt, länger warm bleibt – ist das ein schlechtes Zeichen? „Innerhalb von 60 Sekunden sollte das Wasser merklich abkühlen. Im Sommer ist das aufgrund der Bodenerwärmung nicht immer möglich, aber Kalt- und Warmwasserleitungen sollten immer gut voneinander isoliert sein“, erklärt Erian. Kann auch Duschen bei Wasser mit Legionellen gefährlich werden? Dazu Erian: „Legionellen sind nur pathogen bei Einatmen. Sie können theoretisch ohne Probleme getrunken werden. Eine Krankheit kann auftreten, wenn Legionellen in die Lunge gelangen. Es kommt auch darauf an, wer duscht und ob zur Risikogruppe gehört. Legionellen können bei allen aerosolbildenden Einheiten in die Lunge aufgenommen werden (Whirlpool, Dampfbad…).“


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