Die magische Kraft der Bücher
Welttag des Buches - Mittwoch, 23. April 2025

- Sir Kristian Goldmund Aumann
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Im Jahr 1995 erklärte die UNESCO den 23. April zum „Welttag des Buches“.
"Im Mittelpunkt stand das Wort; und Wort an Wort gereiht ward es zu einer lyrischen Verführung. Lesen lädt den Geist zum Träumen ein." – Sir Kristian Goldmund Aumann, Poet
Die Ursprünge dieses Welttags gehen auf den Todestag zweier herausragender Autoren zurück: William Shakespeare und Miguel de Cervantes, sowie auf den Namenstag des heiligen Georg. In Katalonien werden an diesem Tag Bücher auf den Straßen verschenkt und es werden Feste rund um das Buch gefeiert. Aus dieser wunderbaren Tradition heraus; und um die Bedeutung des Buches als Bindeglied zwischen Vergangenheit und Zukunft zu würdigen wurde der „Welttag des Buches“ - der inzwischen weit mehr als nur eine Brücke zwischen Generationen und Kulturen ist - zum Feiertag für das Lesen, für Bücher und für die Rechte von Autor*innen.
Der Lesende
Ich las schon lang. Seit dieser Nachmittag,
mit Regen rauschend, an den Fenstern lag.
Vom Winde draußen hörte ich nichts mehr:
mein Buch war schwer.
Ich sah ihm in die Blätter wie in Mienen,
die dunkel werden von Nachdenklichkeit,
und um mein Lesen staute sich die Zeit. –
Auf einmal sind die Seiten überschienen,
und statt der bangen Wortverworrenheit
steht: Abend, Abend… überall auf ihnen.
Ich schau noch nicht hinaus, und doch zerreißen
die langen Zeilen, und die Worte rollen
von ihren Fäden fort, wohin sie wollen…
Da weiß ich es: über den übervollen
glänzenden Gärten sind die Himmel weit;
die Sonne hat noch einmal kommen sollen. –
Und jetzt wird Sommernacht, soweit man sieht:
zu wenig Gruppen stellt sich das Verstreute,
dunkel, auf langen Wegen, gehn die Leute,
und seltsam weit, als ob es mehr bedeute,
hört man das Wenige, das noch geschieht.
Und wenn ich jetzt vom Buch die Augen hebe,
wird nichts befremdlich sein und alles groß.
Dort draußen ist, was ich hier drinnen lebe,
und hier und dort ist alles grenzenlos;
nur dass ich mich noch mehr damit verwebe,
wenn meine Blicke an die Dinge passen
und an die ernste Einfachheit der Massen, –
da wächst die Erde über sich hinaus.
Den ganzen Himmel scheint sie zu umfassen:
der erste Stern ist wie das letzte Haus.
Rainer Maria Rilke, September 1901, Westerwede
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