Ein "Piefke" im Ösiland

Pfarrer Peter Gabriel vor „seiner“ evangelischen Kirche in Hallein. Er ist Deutscher.
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  • hochgeladen von Theresa Kaserer-Peuker

Peter Gabriel, Halleins evangelischer Pfarrer (seit 2006), ist Deutscher. Anfangs hatte er mit dem österreichischen Akzent so seine Probleme: Fisolen, Karfiol ...? Was ist das? Mittlerweile kennt er sich aus mit Austrizismen und möchte aus Hallein nicht mehr weg.

HALLEIN. „Die meisten Menschen vergessen, dass die Deutschen die größte Ausländergruppe in Hallein sind“, sagt Gabriel, der in Delmenhorst (bei Bremen) aufgewachsen ist, „und nicht die Türken. Die kommen erst auf Rang drei, nach den Ex-Jugoslawen.“

Der Grund, warum viele Deutsche nach Österreich auswandern? „Die Arbeit, wie meist bei allen anderen.“ Ihn selber hat die Liebe in die Tennengauer Bezirkshauptstadt verschlagen, mit seinem Partner lebt er fix zusammen - als evangelischer Pfarrer darf er ja eine Liebesbeziehung führen.

Ein „Piefke“ im Ösiland
Dass er homosexuell ist, damit hatten die Halleiner von Anfang an keine Probleme: „Ich wurde von der Pfarrgemeinde gewählt. Sie hätten sich ja auch für den zweiten Kandidaten entscheiden können“, sagt er. Dass er Deutscher ist, damit kommt die Bevölkerung auch klar: „Ab und zu werde ich schon als „Piefke“ bezeichnet, aber wenn, dann ist das nur scherzend gemeint“, erklärt der Pfarrer. Dass Deutsch nicht gleich Deutsch ist, merkte er schnell an der Sprache: „Mir sind besonders im Umgang mit Jugendlichen, beim Schulunterricht, die Sprachunterschiede sehr bewusst geworden“, betont er. Gabriel ist nämlich auch für den evangelischen Schulunterricht in Hallein zuständig. „Meine Schüler fragten mich: „Wie reden denn Sie?“ und ich sagte: „Wie redet denn IHR?“ Aber mittlerweile verstehen wir uns sehr gut.“

Aus Hallein will er nicht mehr weg, die österreichische Staatsbürgerschaft hat er dennoch nicht. „Warum sollte ich wechseln? Ich finde es in Zeiten der EU antiquiert, diese zu wechseln. Wenn man seit mehreren Jahren den festen Wohnsitz in einem Land hat, hier lebt, arbeitet und Steuern bezahlt, dann sollte man auch das Recht haben, das Parlament mitwählen zu dürfen.“ Außerdem kostet der Wechsel der Staatszugehörigkeit rund 800 Euro. Dass er die Regierung nicht mitwählen darf ärgert Gabriel: „Ich kenne viele Deutsche, die hier leben und deren Kinder in Österreich geboren sind, die aber trotzdem die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Diese Kinder können, auch wenn sie immer schon hier wohnen, zur Schule gehen, arbeiten, nie wählen, nicht zum Bundesheer oder Zivildienst gehen, außer sie wechseln die Staatszugehörigkeit. Das finde ich nicht in Ordnung.“

Migranten im Rathaus?
Peter Gabriel engagiert sich in dem Integrationsprojekt „Zusammenleben in Hallein“. Gemeinsam arbeiten hier Menschen mit verschiedenstem Migrationshintergrund daran, das Zusammenleben der Kulturen zu verbessern. Was er vermisst? Gemeindevertreter mit Migrationshintergrund.

Integration hat für ihn hauptsächlich mit Begegnung und Kennen lernen zu tun. Er selbst sieht andere Religionen als Bereicherung: „Es ist interesssant zu sehen, wie der andere eine Sache sieht. Es ist wichtig, sich in der Unterschiedlichkeit zu akzeptieren und zu respektieren. Es könnte ja herauskommen: Wir beide nehmen unser Gegenüber ernst und können uns gegenseitig achten. Ein Österreicher kann doch nicht z. B. die Moslems kritisieren, wenn sie ihre Religion ernster nehmen als er selbst. Viele Österreicher klagen über den Werteverfall, haben Angst vor einer „Islamisierung“, sind aber selbst aus der Kirche ausgetreten und wissen gar nicht mehr, warum die Christen Weihnachten überhaupt feiern. Was viele vergessen: Die Kirche hilft, Werte überhaupt erst zu vermitteln!“

Der Mensch lernt durch Erfahrung
Gabriel selbst versucht das auch seinen Schülern beizubringen: „Ich gehe mit ihnen auch in Moscheen, erzähle ihnen über andere Religionen, helfe ihnen andere zu verstehen und zu akzeptieren. Der Mensch lernt durch Erfahrung, nicht durch Erzählung. Für die Jugendlichen ist das außerdem sehr spannend.“ Wichtig sei im Umgang miteinander eines ganz besonders: „Nicht was ist der andere, sondern wie ist er. Das ist die Frage. Egal ob Mann oder Frau, hetero oder schwul, Türke, Afrikaner oder Österreicher. Es darf keine Selektion auf Grund von Vorurteilen geben. Gott ist in jedem Menschen, der Mensch ist das Ebenbild Gottes, egal welche Kultur, welche Hautfarbe er hat. Jeder ist Gottes Geschöpf!“

Portrait von Theresa Kaserer

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