St. Veit ist ein sagenhafter Bezirk

- Sagenumwoben: Burg Hochosterwitz
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Sagenexperte Wilhelm Kuehs erklärt, welche Sagen im Bezirk verborgen sind - und welchen Bezug sie zur heutigen Zeit haben.
Wer taucht nicht gerne ab in die Welt der Feen, Riesen und Zwerge? In die Welt der Ungeheuer, der tapferen Helden und der schlauen Bauern, die regelmäßig dem Teufel höchstpersönlich eins auswischen? Wilhelm Kuehs ist schon seit Jahrzehnten fasziniert von dieser Welt. Jetzt präsentiert der Schriftsteller und Kulturwissenschafter sein Buch "Sagen aus Kärnten, Friaul und Slowenien". Der WOCHE gab er einen Einblick in die Sagenwelt des Bezirks St. Veit.
Die bekanntesten Sagen aus dem Bezirk St. Veit sind wohl die rund um die Heilige Hemma und die der Belagerung der Burg Hochosterwitz durch Margarete Maultasch. Dass in jeder Sage zumindest ein Fünkchen Wahrheit steckt - damit diese Aussage stimmt, muss man sich zumindest im Falle von Margarete Maultasch gewaltig strecken. "Margarete Maultasch hat versucht, mit politischen Mitteln Einfluss in Kärnten zu bekommen - allerdings hat sie nie militärische Aktionen in Kärnten gesetzt", erklärt Kuehs. Die List mit den Lebensmitteln, die die hungernden Burgbewohner den Besatzern vor die Füße geworfen haben um diese zu zermürben, ist nicht so einzigartig, wie man glauben möchte. "Im Alpen Adria-Raum stößt man in Sagen hin und wieder auf genau dieses Motiv."
Wissenschaftlich unbestritten ist allerdings die Existenz von Hemma von Gurk, der Kirchen- und Klostergründerin - wahrscheinlich die schillerndste Sagenfigur des Bezirks. "Im Zuge der Heiligsprechung sind allerdings viele Dokumente über Hemma verschwunden, im Gegenzug sind viele Fälschungen aufgetaucht", sagt Kuehs. Mit der Zeit enstanden immer mehr Sagen - so suchte Hemma von Gurk in Sagen mehrmals Bergknappen heim, die ein frevelhaftes Leben führten. In Hüttenberg führte das der Sage nach dazu, dass man anstatt Gold plötzlich nur mehr Eisen gewinnen konnte. Bekannt ist auch die Sage von jenem gierigen Bauarbeiter, der mehr Lohn wollte und den Hemma in ein Gefäß voller Gold greifen ließ - doch so sehr er sich auch bemühte, mehr als seine Tageslosung bekam er nie heraus.
Die Gier ist überhaupt ein besonders häufiges Motiv in Sagen. Mit den strengen Moralvorstellungen aus dem Mittelalter, wo man Gier als Sünde ansah, hat das aber nicht wirklich etwas zu tun. "Manche Sagenmotive reichen bis nach 3.000 vor Christus zurück. Die Gier ist eine davon. Damals hatte man die Vorstellung, dass man umso besser lebt, wenn das soziale Gefälle in einer Gemeinschaft gering ist. Extremer Reichtum war ebenso unerwünscht wie Armut", sagt Kuehs und kann auch für dieses Beispiel eine Sage aus St. Veit nennen. Sie handelt von einem Fassbinder, der von einer Saligen Frau für sein Handwerk belohnt wurde: Jeden Tag durfte er auf der Burg Liebenfels eine handvoll Münzen aus einem Fass auf Schloss Liebenfels mitnehmen. Zur Zeit des St. Veiter Wiesenmarktes griff er jedoch einmal öfter zu - und vorbei war es mit dem Schatz. Kuehs: "Ein Sinnbild für heute - denn die Gier hat ja auch zu der Krise geführt, unter der wir heute leiden."



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