Kinderarzt im Interview
"Impfung ist bessere Variante als Erkrankung"

- Althofens Kinderarzt Martin Rupitz im Gespräch über empfohlene Impfungen.
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Keuchhusten, Masern, Schafblattern - Der Althofener Kinderarzt Martin Rupitz klärt über Impfungen gegen Kinderkrankheiten auf.
ALTHOFEN. Keuchhustenfälle sind in den letzten Jahren wieder im Anstieg. "Eine gewisse Impfmüdigkeit ist hier zu beobachten", berichtet Martin Rupitz, "sowohl bei Grundimmunisierung als auch bei Auffrischungsimpfungen". Vor allem beim Keuchhusten wäre es wichtig, eine hohe Durchimpfungsrate in der Bevölkerung zu erzielen. Auch wenn die Krankheit bei älteren Kindern und gesunden Erwachsenen nicht gefährlich ist, so haben vor allem Säuglinge ein hohes Risiko schwer zu erkranken. Für sie kann die Krankheit dramatische Auswirkungen von schwerer Atemnot bis hin zu Atemstillstand und Tod haben.
Säuglinge schützen
Empfohlen wird eine Erstimpfung von Kinderärzten im dritten Lebensmonat und eine Auffrischung im Alter von sechs Jahren. Auch Erwachsene sollten im Rahmen einer Vierfachimpfung alle 10 Jahre auffrischen. Einen indirekten Schutz kann eine werdende Mutter ihrem Säugling auch gegen Ende der Schwangerschaft mit einer Impfung bieten. "Die Wirksamkeit der Impfung gegen Keuchhusten hat sich in den letzten Jahren verändert", klärt der Kinderarzt auf, "sie ist sehr gut verträglich."
Kostenlose Impfung
Auch Masernfälle treten immer wieder auf. "Bei den Masern handelt es sich um eine hoch ansteckende Krankheit,
die schwere Folgeschäden von Lungenentzündung über Gehirnhautentzündung bis hin zu Behinderungen haben können"
, warnt Rupitz. Bei Kindern wird die Impfung im 10. Lebensmonat empfohlen und eine Auffrischung. Auch als Erwachsener kann man sich impfen lassen. Vor allem für Menschen aus fremden Ländern, die keine Impfdokumentation besitzen, ist das empfehlenswert. "Wenn 95 % der Bevölkerung zweimal geimpft sind, wäre die Krankheit so gut wie ausgerottet", erklärt der Experte. Und die Impfung gegen Masern ist gut verträglich, hat keine Nebenwirkungen und ist für jeden in Österreich kostenlos. Auch wenn man nicht sicher ist, ob man geimpft ist, kann man nachimpfen - eine Überimpfung ist hierbei nicht möglich.
Keine harmlose Kinderkrankheit
Die Windpocken, auch als Schafblattern bekannt, werden oft als harmlose Kinderkrankheit abgetan. Das sieht der Kinderarzt allerdings anders: "Diese Erkrankung kann bis zu 10 Tage dauern, ist für die Kinder durch den schmerzhaften Hautausschlag sehr unangenehm, kann Narben hinterlassen und ist hoch ansteckend." Vor allem im Familienverbund kann das dazu führen, dass alle Kinder hintereinander betroffen sind, was für berufstätige Eltern eine Herausforderung darstellt. Außerdem bleibt das Virus ein Leben lang im Körper und kann im Erwachsenenalter bei einem Infekt oder einer anderen Immunschwäche (wie z.B. bei einer Chemotherapie) die schmerzhafte Gürtelrose verursachen. Die Impfung gegen Schafblattern wird vor Eintritt in eine Kinderbetreuungseinrichtung empfohlen, eine Impfung gegen Gürtelrose ab dem 50. Lebensjahr.
HPV Impfung senkt Krebsrisiko
Auch HPV-Viren werden oft verharmlost. Es gibt Menschen, die eine Infektion bekommen und es auch gar nicht merken. Allerdings kann eine Infektion das Krebsrisiko (u.a. für Gebärmutterhalskrebs) erheblich steigern. HPV-Viren werden durch Geschlechtsverkehr übertragen, deshalb empfehlen Ärzte eine Impfung zwischen dem 9. und 12. Lebensjahr, also bevor es zu sexuellen Aktivitäten kommen kann. In Österreich ist diese Impfung generell für alle Personen bis 21 Jahre kostenlos. Zusätzlich können alle Personen ab 1. Juli 2024 bis Ende 2025 eine kostenlose Impfung bekommen, bevor sie 30 Jahre alt werden.
Abschließend möchte Martin Rupitz betonen: "Eine Impfung ist immer die bessere Variante gegenüber der Erkrankung. Und Impfreaktionen wie Schmerzen oder leichtes Fieber sind keine nachhaltigen Schäden."
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