Polizei im Mölltal muss am Personal sparen
Die PI Obervellach hat nach der Schließung von Polizeiposten zwei Gemeinden dazubekommen. Personal ist aber zu wenig vorhanden.
Vor einem Monat wurden vier Polizeiinspektionen (PI) im Bezirk geschlossen. Die Gemeinden Reißeck, Mallnitz, Stall und Weißensee verfügen nun über keinen Posten mehr und sind auf die Polizisten der Nachbarorte angewiesen. Das Problem in Obervellach: Von den zugesicherten 17 Planstellen sind derzeit nur 15 besetzt, zwei weitere werden in nächster Zukunft ebenfalls wegfallen.
Laut Bezirkspolizeikommandant Johann Schunn bemüht man sich, die Sicherheitsstandards im Bezirk aufrecht zu erhalten. Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden können über die Einsparungen nur die Köpfe schütteln.
Willkür der Politik
Der Bürgermeister von Reißeck Kurt Felicetti zieht eine erste Bilanz für seinen Ort: "So lange wir nichts hören, so lange ist noch nichts passiert." Er ist überzeugt davon, dass der Posten im Ort früher oder später wieder kommt, weil "die Kriminalität wird ja nicht weniger", so der Ortschef. Er glaubt, dass alleine die Präsenz in der Gemeinde schon viel hilft. "Früher wusste man, dass in zwei Minuten die Polizei vor Ort ist. Heute dauert es 20 Minuten." Für Felicetti - unter seiner Führung steht die flächenmäßig größte Gemeinde im Bezirk - ist die Schließung der Posten ein rein politischer Willkürakt. Was es bisher gebracht hat? "Nur Unsicherheit und Ungewissheit in der Bevölkerung. Früher, wenn etwas passiert ist, hat die Polizeit alle weiteren Einsatzgruppen organisiert und angefordert. Wer wird das jetzt tun?", fragt sich Felicetti.
Auch Günther Novak aus Mallnitz sieht keinen positiven Aspekt in den Einsparungen. Das Gebäude, in dem die Polizeiinspektion untergebracht war, steht nun leer. "Ich frage mich, was damit jetzt passiert. Ich habe in meiner Funktion als Bundesrat auch eine Anfrage an die Innenministerin gestellt", so Novak.
Weniger Personal
Der Postenkommandant der PI Obervellach, Inspektor Gert Grabmeier, erklärt, dass er mit seiner Mannschaft keine PI ersetzen kann: "Wir haben nun die Gemeinde Mallnitz und zwei Drittel von Reißeck übernommen. Das sind insgesamt 455 Quadratkilometer. Planstellen wären 17 vorgesehen, derzeit sind wir 15. Ab 1. September wird einer gehen, ein zweiter hat sich auch für eine Versetzung gemeldet. Die Tendenz geht also eher abwärts", so Grabmeier. Das Problem sieht er in der Ausbildung. "Es gibt in Kärnten keine Neuaufnahmen und keine Grundkurse mehr, es sind auch keine in Sicht. Es wird also nichts nachkommen." Dies führe zur Abwanderung der Polizeianwärter, sie würden alle nach Wien oder Niederösterreich geschickt. Ein Problem bei der Arbeit in dem Gebiet ist auch die Ortsunkenntnis der Kollegen. "Die Beamten müssen sich erst langsam zurecht finden. Aber jammern hilft hier nicht, wir machen einfach das Beste daraus", so Grabmeier.
Auf seine Initiative hin wurde in Obervellach ein Sicherheitsstammtisch veranstaltet. Dazu wurden die Bürgermeister, Vizebürgermeister und Kommandanten sämtlicher Einsatzorganisationen sowie deren Stellvertreter der betreuten Gemeinden eingeladen, um sich gegenseitig kennenzulernen und im Ernstfall schnell reagieren zu können. "Damit man nicht erst fragen muss, wer wo für was zuständig ist, sondern hier wurde gleich eine Basis geschaffen, auf der man zusammenarbeiten kann", erklärt der Inspektor.
Es wurde seitens des Innenministeriums vorgeschlagen, Sprechtage für die Bevölkerung in den einzelnen Gemeinden abzuhalten. "Wenn ich die Polizei akut brauche, werde ich nicht auf den Sprechtag in der kommenden Woche warten", so Grabmeier. So verbringen die Beamten also viel Zeit im Auto. Die PI Winklern ist 31 Kilometer entfernt, Möllbrücke 20.
In Weißensee und Stall sieht es nicht viel anders aus. Die Polizei versucht, durch Streifen präsent zu sein. Der Weißenseer Bürgermeister Josef Weichsler bemerkt allerdings: "Es wird schon vermehrt schneller gefahren."
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