110 Jahre RHI
Martin Kowatsch beleuchtet Geschichte des Radentheiner Werkes
RADENTHEIN (ven). Der Betriebsratsvorsitzende der RHI Magnesita in Radenthein Martin Kowatsch hat seine Dissertation nun in Buchform veröffentlicht. Er geht dem Arbeiterleben und dem Wirtschaftswandel der Region durch das Magnesitwerk auf den Grund.
Von Bauerndorf zu Industriegemeinde
Von 2012 bis 2014 arbeitete er an dem Werk, das er nun bis zum Jahr 2017 erweitert hat. Arbeitsmethoden, wirtschaftlicher Aufschwung und Alltag rund um das Werk waren Thema der Arbeit.
"Radenthein entwickelte sich vom Bauerndorf zur Industriegemeinde. Es ist der Werdegang einer Region, der zu Wohlstand und modernem Leben für viele Menschen in mehreren Generationen führte", so Kowatsch. 1908 gegründet, bot das Werk damals einen besseren Verdienst, als man am eigenen Bauernhof erwirtschaften konnte. In Radenthein wuchsen ob des Zuzuges an Arbeitern Werksbauten und Häuser, die Erdmannsiedlung ist ein gutes Beispiel dafür.
Von Lehre zum Studium
Seine Recherchen begann er dafür in internen Dokumenten, zu denen er als Mitarbeiter leicht Zugang hatte. "Selbst kenne ich den Betrieb seit meinem Eintritt als Lehrling 1987", so der gelernte Betriebselektriker, der sich stets weiterbildete und schließlich ein Studium in Richtung Gruppendynamik und Organisationsentwicklung absolvierte. Hellwig Valentin unterstützte den vierfachen Vater bei der Doktorarbeit. "Natürlich gab es bereits Dinge, die bereits aufgearbeitet wurden, ich ergänzte die Recherchen mit Protokollen oder Zeitzeugenberichten. Man hörte damals auch Sprachen aus der gesamten Monarchie, was auch kulturelle Probleme mit sich brachte", erklärt er.
Bildung und Kultur
Durch das Werk entstanden in der Gemeinde auch eine Volksschule, ein Kindergarten, eine Hauptschule, ein Werkskrankenhaus oder auch die Werkssportgemeinschaft Radenthein (WSG), die heute noch mit ihren Sektionen existiert. Zusätzlich gab es zahlreiche gesellschaftliche und kulturelle Angebote durch die Werkskulturgemeinschaft (WKG), durch Unterstützung des Magnesitwerkes konnte auch der Bau der evangelischen Kirche 1953 realisiert werden.
Höhen und Tiefen
"1960 gab es 3.567 Arbeiter und 603 Angestellte, heute sind es rund 390 Beschäftigte, der Firmensitz wurde nach Wien verlagert." Die Geschichte und wirtschaftliche Lage des Werkes ist geprägt von Höhen und Tiefen, zahlreiche Übernahmen, Umgründungen und auch dazwischen enorme Bilanzverluste (2001) begleiteten die Entwicklung.
Ort mit Betrieb mitgewachsen
"Ich bin kein typischer Historiker, aber es ist ein netter Zug durch die Firmengeschichte, mit allen Begleiterscheinungen. Der Ort ist mit dem Betrieb mitgewachsen, jede Generation an Beschäftigten war zu seiner Zeit mit seinen Mitteln sehr kompetent." Heute sei das Werk immer noch das "Spezialitätenwerk" im Konzern. "Das wäre für einen anderen Standort nicht vorstellbar. Dies spricht also für Standort und Menschen hier", schließt Kowatsch.
Sein Buch ist im Juni erschienen, erhältlich im Buchhandel, in der Trafik Hofer, bei Kowatsch selbst. "Wenn es gewünscht ist, veranstalte ich auch Lesungen", sagt er.
Fotos: Kowatsch
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