90er von „Tante Liesi“ in der Glaubenskirche
„Welt würde mehr solche Menschen benötigen“
Wenn jemand praktisch für eine ganze Pfarrgemeinde wie die Glaubenskirche einfach „die Tante Liesi“ ist, sagt das schon viel über die hohe Anerkennung und Beliebtheit dieser Person aus. Jetzt hat „Tante Liesi“ ihren 90. Geburtstag gefeiert – ein Fest gleichermaßen für Familie und Glaubenskirche.
Für die Jungen in der evangelischen Pfarrgemeinde Simmering ist „Tante Liesi einfach cool“ oder „wie eine Oma“. Flüchtlinge, die in der Glaubenskirche eine neue Heimat gefunden haben, schwärmen von ihrer Offenheit und Herzlichkeit. Und andere meinen einfach klipp und klar: „Tante Liesi und die Glaubenskirche, das gehört einfach zusammen.“
Gottvertrauen, Freude, Dankbarkeit
Tatsächlich ist Elisabeth Zahradnicek, wie „Tante Liesi“ offiziell heißt, bei den Aktivitäten der Glaubenskirche nicht einfach dabei, sondern mittendrin. Auch mit 90 Jahren gehört sie aktiv der Gemeindevertretung, quasi dem Parlament der Glaubenskirche, an. „Mir ist die Gemeinde viel wert, unser Zusammenhalt ist wichtig, dafür müssen wir einstehen - und dazu gehört auch wählen und kandidieren“, sagt sie selbst dazu. Und: „Die Gemeinschaft der Kirche tut mir gut.“ Offenheit, Lebensfreude, Herzlichkeit, Gottvertrauen, Dankbarkeit und positives Denken prägen ihr Wesen und Wirken. „Wir lassen uns da gerne von Dir anstecken“, resümiert Pfarrerin Anna Kampl im Dankgottesdienst zum 90-er diese Eigenschaften.
Selbst einst Flüchtling: „Du weißt, dass Hunger weh tut“
Dabei hatte es „Tante Liesi“ in ihrem Leben keinesfalls leicht. Als 14-jähriges Mädchen hat sie 1944 selbst erlebt, was es heißt, auf der Flucht zu sein. Von ihrer Heimat Derschau führte sie der Weg über Waldenburg und Marienbad nach Pressburg, Hainburg und schließlich Wien – nach heutigen Gegebenheiten ein Weg von Polen über Tschechien und die Slowakei nach Österreich. „Du weißt, dass Hunger weh tut. Du weißt, dass niemand seine Heimat freiwillig verlässt, wenn es nicht sein muss“, so Kampl.
Und „Tante Liesi“ habe ihr in einem Gespräch einmal auch gesagt, dass sie nicht wisse, ob es normal sei, dass sie alle in der Gemeinde so sehr mag und sich über alles so sehr freuen könne. Für Pfarrerin Kampl ist die Antwort klar: „Diese Welt würde mehr solche Menschen benötigen.“
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