Simmering
Familie Fuchs pflegt seit 1940 den Friedhof der Namenlosen

Blumen setzen, Erde aufschütten, Unkraut entfernen: Das Ehepaar Josef und Rositta Liedl-Fuchs kümmert sich seit 2005 um den Friedhof. | Foto: Manfred Sebek
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  • Blumen setzen, Erde aufschütten, Unkraut entfernen: Das Ehepaar Josef und Rositta Liedl-Fuchs kümmert sich seit 2005 um den Friedhof.
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Bis in die 1940er-Jahre fanden unbekannte Opfer der Donau die letzte Ruhe am Friedhof der Namenlosen in Simmering. Am Sonntag, 6. November, fand traditionell eine Gedenkfeier statt, die vom Alberner Fischerverein jedes Jahr organisiert wird. Die BezirksZeitung hat außerdem mit dem Friedhofsbetreuer Josef Fuchs über seine Arbeit gesprochen.

WIEN/SIMMERING. Im Alberner Hafen – dort, wo das Hafengelände schon wieder in den Auwald übergeht – findet man Wiens ungewöhnlichsten Friedhof. Am Friedhof der Namenlosen fanden die meist anonymen Opfer der Donau von 1840 bis in die 1940er-Jahre ihre letzte Ruhe. Von vielen weiß man weder den Namen noch wie sie gestorben sind. Bei anderen wurde die Identität nachträglich geklärt.

Am Sonntag, 6. November, fand dort – wie jedes Jahr am ersten Sonntag nach Allerheiligen – die Kranzniederlegung des Alberner Fischervereins statt. Dieser gedenkt damit den Opfern, die nicht aus der Donau geborgen werden konnten. Mehr Fotos dazu siehe unten.

Die Tradition, einmal im Jahr eine Kranzniederlegung zu Ehren der Opfer der Donau zu organisieren, wird vom Alberner Fischerverein seit 1918 aufrechterhalten. | Foto: Manfred Sebek
  • Die Tradition, einmal im Jahr eine Kranzniederlegung zu Ehren der Opfer der Donau zu organisieren, wird vom Alberner Fischerverein seit 1918 aufrechterhalten.
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102 Menschen liegen hier heute noch begraben. Mittlerweile befindet sich der Friedhof im Besitz des Hafens Wien. Ein Herr sorgt aber dafür, dass der Friedhof gepflegt wird: Josef Fuchs, der zwei Kilometer entfernt in Albern lebt.

Pflege in dritter Generation

"Mein Großvater Josef Fuchs war damals Gendarm in dieser Gemeinde. Nachdem der Totengräber verstorben war, hat er begonnen, sich um den Friedhof zu kümmern. Er wollte nicht, dass die Verstorbenen in Vergessenheit geraten", erzählt Fuchs, der – wie sein Vater auch – denselben Namen wie sein Großvater trägt. "Nachdem er vom Krieg zurückkehrt war, musste er den Friedhof mühsam von Dickicht befreien", so Fuchs weiter.

Der Friedhof ist in zwei Teile gegliedert. Der Erste Friedhof der Namenlosen ist heute von Bäumen überwachsen und völlig verwildert. Hier wurden von 1840 bis 1900 insgesamt 478 unbekannte Tote bestattet. Der "heutige" Friedhof der Namenlosen beherbergt 102 Verstorbene. | Foto: Manfred Sebek
  • Der Friedhof ist in zwei Teile gegliedert. Der Erste Friedhof der Namenlosen ist heute von Bäumen überwachsen und völlig verwildert. Hier wurden von 1840 bis 1900 insgesamt 478 unbekannte Tote bestattet. Der "heutige" Friedhof der Namenlosen beherbergt 102 Verstorbene.
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Fuchs hat sich 2005 dem Friedhof der Namenlosen angenommen: "Ich war bereits als Kind oft hier. Zuerst mit meinem Opa, dann mit meinen Eltern. Heute kommen meine Frau und ich rund alle 14 Tage hierher und bringen alles auf Vordermann", erzählt er. Dabei profitieren sie noch heute von den Kontakten, die sein Großvater geknüpft hat. So versorgen sie Friedhofsgärtnereien mit Blumen und Kränzen. Mittlerweile ist Fuchs in Pension, zuvor arbeitete er bei Wien Energie. "Die Pflege des Friedhofs ist einfach unsere Pflicht. Meine Mutter sagte immer: ,Andere Leute haben einen Schrebergarten, wir haben einen Friedhof.'"

"Der Friedhof als Mahnmal"

Kommen heute noch viele Besucher zum Friedhof? "Vereinzelt kommen noch Menschen, die ihre verstorbenen Verwandten hier besuchen. Allen voran das Internet hat mehr Besucher angelockt", weiß der Friedhofsbetreuer.

Als Denkmal fungiert die Auferstehungskapelle, die am 9. Oktober 1935 durch Kardinal Erzbischof Dr. Theodor Innitzer eingeweiht wurde. | Foto: Manfred Sebek
  • Als Denkmal fungiert die Auferstehungskapelle, die am 9. Oktober 1935 durch Kardinal Erzbischof Dr. Theodor Innitzer eingeweiht wurde.
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Auch sein Sohn, Michael Fuchs, wird die Tradition fortführen und den Friedhof übernehmen. Er soll dafür sorgen, dass dieses Stück Geschichte erhalten bleibt: "Der Friedhof ist ein Mahnmal an eine Zeit, die nicht mehr kommen soll. Wir wollen, dass er immer so bleibt, wie er jetzt ist", so Fuchs abschließend.

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