"Terror"
Eingang vor islamischen Privatschulen in Simmering beschmiert
Der Schriftzug "Terror-Schule" wurde am vergangenen Wochenende vor einem islamischen Schulstandort in Simmering entdeckt. Die IGGÖ verurteilt die Beschmierung vor der Schule, die seit Jahren für Aufregung bei Anrainern und Politik sorgt.
Aktualisiert am 16. Oktober um 6.52 Uhr
WIEN/SIMMERING. Vor einem Schulstandort in der Simmeringer Florian-Hedorfer-Straße entdeckten Passanten ein Graffiti mit der Parole "Terror-Schule", in blauer Farbe geschrieben und mit einem Pfeil Richtung Schule. Konkret handelt es sich um zwei islamische Privatschulen. Darüber berichtete Ümit Vural, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ).
"Ich verurteile die Beschmierung einer islam.-konf. Schule in Wien mit der Parole ´Terror-Schule´ scharf. Meine Solidarität gilt Schüler:innen und Lehrenden – sie müssen sich in der Schule sicher fühlen. Solche Hetze schadet dem sozialen Frieden und Miteinander", schreibt Vural auf X.
Auf MeinBezirk-Anfrage teilte die IGGÖ mit, dass die Schule seit ihrer Gründung ständigen Anfeindungen, unter anderem aus der Nachbarschaft, ausgesetzt sei. "Sie erhält unzählige Hassmails, Drohungen und Beleidigungen", so eine Sprecherin. Auch generell nehmen solche Vorfälle besonders in Wien zu, "wo islamische Einrichtungen immer häufiger Ziel von Vandalismus und Anfeindungen werden. Beschmierungen an Moscheen sind dabei keine Seltenheit, und auch Schülerinnen und Schüler vor islamisch-konfessionellen Schulen werden regelmäßig auf der Straße beschimpft oder verbal attackiert", heißt es.
Auch Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) meldete sich zu Wort. Auf X schrieb er am Dienstag: "In Wien darf es für Hass und Ausgrenzung keinen Platz geben! Als Bildungs- und Integrationsstadtrat ist es mir wichtig, dass Schülerinnen und Schüler jedweder Konfession in die Schule gehen können, ohne mit derartigem Rassismus konfrontiert zu werden!".
Aufregung bei Anrainern und Politik
Der Trägerverein "SOLMIT – Solidarisch miteinander" betreibt in Wien zwei Schulstandorte, das "Islamische Realgymnasium Wien" (IRGW) in Rudolfsheim-Fünfhaus sowie die Volks- und Mittelschule in Simmering. Beide Schulen sind im selben Gebäude im 11. Bezirk angesiedelt und heißen "Privatschulen FLH", die Abkürzung steht für die Anschrift Florian-Hedorfer-Straße. Über die Eröffnung berichtete MeinBezirk im September 2018 – siehe unten.
Die Schule sorgte schon vor Jahren für Aufregung bei Anrainerinnen und Anrainern sowie der Politik. 2015 wurde der Bau eines islamischen Kulturzentrums mit Kindergarten geplant, doch rasch wurde umgesattelt und die Betreiber wollten ein Gymnasium in deutscher und türkischer Sprache betreiben, auch gab es Gerüchte um den Bau einer Imamschule. Nachdem der Besitzer gewechselt hatte, gab es eine Absage für die Imamschule, stattdessen plante man eine Volksschule nach öffentlichem Recht – siehe unten.
Als man mit dem Betrieb im Jahr 2018 startete, hatte man noch kein Öffentlichkeitsrecht, daher mussten laut "Kurier" alle Schülerinnen und Schüler zur Externistenprüfung antreten. Ergebnis: Rund die Hälfte schaffte im Schuljahr 2018/19 die Prüfungen nicht, drei Jahre später erhielt man dann das Öffentlichkeitsrecht auf Dauer. "Nach eingehender Prüfung wurde festgestellt, dass alle Auflagen zur Gänze erfüllt wurden", sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums gegenüber der Tageszeitung vor einigen Monaten.
Der Schulstandort sei "offen für Kinder und Jugendliche aller Konfessionen und ohne Bekenntnis. Wir dürfen Ihnen versichern, dass es nicht muslimische Kinder und Eltern an unserem Standort gibt", hieß es in einem Statement der Schule im selben Bericht.
Mehr Vorfälle im vergangenen Jahr
Laut dem antimuslimischen Rassismus-Report wurden zwischen Oktober (nach dem Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023) und Dezember vergangenen Jahres mehr Vorfälle gemeldet als in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres. MeinBezirk berichtete:
Im vergangenen Jahr wurde etwa direkt vor einer Wiener Moschee Brand gestiftet. Damals wurde keiner verletzt, eine Fensterscheibe wurde beschädigt (siehe unten). Auch an Wänden der Steinhofgründe in Ottakring wurden Beschmierungen wie "Islam verbieten", "Moslems=Nazis" und "Mohamed=pädophiler Massenmörder" gemeldet.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.