Massiver Preisverfall: Jetzt werden auch die Schärdinger Bauern aktiv
Milch- und Schweinefleischpreise sind seit Jahren im Keller. Schärdings Landwirte wollen aber keine Rinder durch Filialen jagen – sie gehen am Samstag auf die Straße.
BEZIRK (ska). "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand", macht Bezirksbauernbundobmann Peter Gumpinger seinem Unmut Luft. Die Preise für Milch und Schweine sind ihm zufolge seit vier Jahren im Keller (Die Bezirksrundschau berichtete). Allein seit dem Vorjahr seien sie um 19 Prozent gesunken. "Einen Einkommenseinbruch in dieser Höhe kann keine Berufsgruppe so leicht verkraften", ist er sich sicher und spricht von Existenzbedrohung für zahlreiche Betriebe. Im Bezirk Schärding sind 550 Schweine- und 820 Milchviehhalter von der Preiskrise betroffen.
Aktion vor den Supermärkten
Nun wollen die Landwirte nicht länger zusehen. Der Bauernbund des Bezirkes Schärding beteiligt sich an der oberösterreichweiten Sympathiekundgebung vor den heimischen Supermärkten am Samstag, 23. Jänner, von 9 bis 12 Uhr. Vor den Türen der Geschäfte wollen die Landwirte das Gespräch mit den Kunden suchen und diese mittels Informationsmaterial über die Leistungen der heimischen Landwirtschaft informieren. In welchen Gemeinden die Kundgebung stattfindet, stand vor Redaktionsschluss noch nicht fest. Aber die Hotspots sind laut Gumpinger Schärding, Andorf und Münzkirchen.
"Kein anderes Land mit derart strengen Qualitätsstandards"
Das Ziel der Aktion: der Schulterschluss zum Konsumenten. "Wir wollen sie darauf hinweisen, heimische Lebensmittel zu kaufen und so Arbeitsplätze zu sichern", erklärt der Bauernkammerobmann. Denn er ist sich sicher: Die Konsumenten können sich auf die Qualität der heimischen Produkte verlassen. "Es gibt wohl kein anderes Land auf der Welt mit derart strengen Standards."
Bauern-Demonstration kam nicht in Frage
Eine Demo nach dem Vorbild Frankreichs kam für die Landwirte nicht in Frage. "Rinder durch Filialen zu jagen und Parlamentsgebäude mit Gülle zu bespritzen ist der falsche Weg", meint Gumpinger. "Wir suchen nicht die Konfrontation, sondern das Miteinander."
Dass die Handelsketten aufgrund ihres Preisdumpings eine Mitschuld an der Misere tragen, stößt dem Bauernbundobmann sauer auf. Aber: "Es geht nicht ohne sie. Denn mit ihnen erreichen wir die Konsumenten." Die Filialleiter der einzelnen Geschäfte wurden vorab über die Aktion schriftlich informiert – die Kundgebung sei somit rechtlich abgesichert.
Zur Sache
Der Erzeugerpreis für Schweinefleisch ist in Österreich aktuell mit 1,13 Euro je Kilo auf einem Sieben-Jahres-Tief angekommen. Kostendeckend wären 1,65. Für einen Liter Milch gab es früher 45 Cent, heute nur mehr 30 Cent.
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