Zivildienst im Bezirk Schärding
"Zivis dürfen keine Billig-Hackler sein"

- Elias Schatzberger (18) absolviert einen Zivildienst im Stadtkindergarten Schärding. Seine Arbeit wird von den Kollegen sehr geschätzt, wie Kindergarten-Leiterin Johanna Reisecker sagt.
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Es ist relativ einfach, an die Wunschzivildienststelle zu kommen. Wenn man rechtzeitig dran ist. MeinBezirk Schärding hat zwei Zivildiener während ihres Bundesfreiwilligendienstes besucht – Jonas Grossl aus Kopfing und Elias Schatzberger aus Brunnenthal.
BEZIRK SCHÄRDING. Heiß begehrt ist ein Zivildienst beim Roten Kreuz oder Samariterbund, wie Ferdinand Mayer, Leiter der Österreichischen Zivildienstserviceagentur, weiß. Einer, der eine solche Stelle ergattern konnte, ist Jonas Grossl. Der 19-jährige Kopfinger leistet seinen Zivildienst in der Rotkreuz-Ortsstelle seiner Heimatgemeinde. Und wie konnte er sich den begehrten Platz schnappen? "Ich habe mich bereits in der dritten Oberstufe des Gymnasiums in der RK-Dienststelle gemeldet", sagt er. Bei der offiziellen Bewerbung eineinhalb Jahre vor Antritt des Zivildienstes waren ihm zufolge noch drei Rotkreuz-Stellen im ganzen Bezirk frei. Für einen Vorteil hat der 19-Jährige gesorgt: "Ich habe bereits zuvor als Freiwilliger beim Kopfinger Roten Kreuz geholfen und dabei auch die Rettungssanitäterausbildung absolviert", schildert Grossl. Diese Ausbildung sei grundsätzlich während des Dienstes vorgesehen. Weil Grossl diese schon in der Tasche hat, kann er die vollen neun Monate die Dienststelle verstärken.

- Jonas Grossl (19) aus Kopfing macht seinen Zivildienst bei der Rotkreuz-Dienststelle in seiner Heimatgemeinde.
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Mayer von der Zivildienstserviceagentur erklärt: "Wer bei der Musterung für tauglich befunden wurde, kann eine Zivildiensterklärung abgeben – bis zwei Tage vor Erhalt des Einberufungsbefehls." Gute Chancen, die Wunschzivildienststelle zu erhalten, hat, wer gleich nach der Musterung dort nachfragt, fügt er hinzu. Die Zivildiensteinrichtungen melden ihren Bedarf im März/April. Maturanten bevorzugen einen Zivildienstantrittstermin in der zweiten Jahreshälfte: "Von August bis Jänner rennen sie uns die Türen ein", schildert er. Februar bis Juni gebe es tendenziell zu wenig Zivis. "Viele Einrichtungen bieten auch Schnuppern an. Damit man weiß, was man neun Monate lang arbeiten soll", erklärt Mayer.
Eine Zivildienststelle in einem Kindergarten hat sich Elias Schatzberger gesichert. Der 18-Jährige kommt aus Brunnenthal und arbeitet derzeit im Stadtkindergarten Schärding. Ein Jahr im Voraus hat er sich dafür beworben. Und er war einer von vielen Anwärtern, wie Kindergartenleiterin Johanna Reisecker berichtet. Das zehnte Jahr in Folge nahm der Schärdinger Kindergarten einen Zivildiener auf. Elias' Arbeit und auch die seiner Vorgänger sei eine wertvolle Stütze für das gesamte Team, sagt sie. Und: "Männliche Vorbilder spielen in der kindlichen Entwicklung eine große Rolle", meint Reisecker.

- Elias Schatzberger aus Brunnenthal, Zivildiener von 2024 bis 2025 im Stadtkindergarten Schärding
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Eine Besonderheit bei einem Zivildienst im Kindergarten: "Die jungen Männer absolvieren einen Lehrgang zur pädagogischen Assistenzkraft", erklärt die Leiterin. "Einer unserer Zivildiener hat sich im Anschluss an seinen Dienst bei uns beworben und arbeitet seit zwei Jahren in dieser Funktion mit." Den Zivildienst zum Beruf zu machen, kann sich Schatzberger derzeit nicht vorstellen. Aber die Arbeit gefällt ihm: "Es ist toll, die Kinder zum Lachen zu bringen, aber neben allem Spaß auch Regeln zu vermitteln und erzieherisch tätig zu sein."
Ferdinand Mayer sagt: "Zivildiener sind ein Mehrwert für die Einrichtungen und können die Qualität der Betreuung enorm steigern." Auf keinen Fall dürfe ein Zivi ein "billiger Hackler" sein. Das sieht auch Florian Kurz, Bezirkstellenleiter des Roten Kreuzes so: "Zivildiener beim Roten Kreuz Schärding leisten einen essenziellen Beitrag zur Gesundheits- und Notfallversorgung. Sie sind als gleichwertige Mitglieder im Team tätig und übernehmen eigenständig Krankentransporte sowie Einsätze im Rettungsdienst gemeinsam mit anderen Sanitätern."
Auch die Hygiene gehört zu den Aufgaben
Jonas Grossl fügt hinzu, dass er zudem hilft, die Dienststelle und das Dienstauto in Kopfing in Ordnung zu halten, etwa was die Hygiene betrifft. Die Arbeit sei fordernd und mit 48 Stunden pro Woche auch zeitintensiv – der Zivildienst beim Roten Kreuz ist jener mit den meisten Stunden – aber Grossl taugt's, vor allem der Rettungsdienst. Er wird dem Roten Kreuz als freiwilliger Mitarbeiter erhalten bleiben. Das freut auch Florian Kurz: "Ohne den Zivildienst hätten wir mit Sicherheit viele wertvolle Kolleginnen und Kollegen nicht für unsere Arbeit gewinnen können."
Der Zivildienst und die Suche nach der richtigen Stelle
Für junge Männer in Österreich stellt sich früher oder später die Frage: Bundesheer oder Zivildienst? Der Zivildienst ist ein Wehrersatzdienst aus Gewissensgründen. Er dauert 9 Monate und kann nur von männlichen österreichischen Staatsbürgern geleistet werden. Weitere Voraussetzungen sind, dass man bei der Stellung tauglich ist und rechtzeitig eine Zivildiensterklärung abgibt. Die Zuweisung zum ordentlichen Zivildienst ist bis zum 35. Geburtstag möglich und wird von der Zivildienstserviceagentur durchgeführt.
Die Zivildiensterklärung ist auf der Webseite zivildienst.gv.at zu finden. Dort ist es außerdem unter dem Reiter "Zivildienst-Stellen" möglich, Stellen auf Bezirksebene oder in einer Gemeinde zu suchen. Gibt man den gewünschten Dienstbeginn an, werden alle Einrichtungen angezeigt, die Zivildiener aufnehmen. Inklusive Kontaktdaten und der Information, ab wann, wie viele Stellen verfügbar sind.
Jeder Zivildienstleistende erhält seit Jänner 2025 monatlich 605,60 Euro Grundvergütung und monatlich bis zu rund 400 Euro Verpflegungsgeld oder kostenlose Mahlzeiten (Frühstück, warme Hauptmahlzeit, eine weitere Mahlzeit). Jeder Zivildienstleistende kann nun mit dem "Klimaticket Zivildienst" die neun Monate Zivildienst gratis alle öffentlichen Verkehrsmittel benutzen.
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