Wetterschießen in Schärding
Mit Böllerschüssen vertrieben Schärding im Jahr 1900 den Hagel

In Schärding gab es Anfang des 20. Jahrhunderts 16 Wetterschießstationen. Bei herannahenden Gewittern wurde aus ihnen mit Böllern auf die Wolken geschossen, um die Hagelbildung zu verhindern.  | Foto: Weichenberger
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  • In Schärding gab es Anfang des 20. Jahrhunderts 16 Wetterschießstationen. Bei herannahenden Gewittern wurde aus ihnen mit Böllern auf die Wolken geschossen, um die Hagelbildung zu verhindern.
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  • hochgeladen von Michelle Bichler

SCHÄRDING. Wie ein Neujahrsscherz oder eine Zeitungsente klingt, was vor etwas mehr als 100 Jahren in Schärding passiert ist. 24 Personen gründeten im Jahr 1900 das Schärdinger Wetterschieß-Konsortium und installierten ein Jahr später zehn, von öffentlicher Hand subventionierte  Wetterschieß-Stationen. Aus diesen Hütten wurde mit Böllern und Schalltrichtern auf nahende Gewitterwolken geschossen, schreibt Josef Weichenberger in seinem Artikel "Wetterschießen in Schärding" im Bundschuh Nr. 14. Sinn und Zweck des Beschießens war es, Hagel zu verhindern. Denn nach den damaligen wissenschaftlichen Erkenntnissen, glaubten Experten die bloße Schallwirkung des Schusses, wie auch die dabei entstehende Wärmeentwicklung und der Elektrizitätsausgleich erschütterten die Wolken so, dass kein Hagel gebildet werde. 

Stationen auch in Italien und Frankreich 

Schärding war mit dieser Idee nicht alleine. Auch in der Steiermark und in Niederösterreich sowie in anderen Ländern wie Frankreich und Italien wurden Versuchsstationen errichtet. Sie sollten klären, ob das Wetterschießen wirke oder nicht. In Schärding bestanden die Stationen, beschreibt Weichenberger, aus einem geschmiedeten Schießböller und einem blechernen, 4,5 Meter hohen Schalltrichter. Diese standen in einer hölzernen Schießhütte, die sowohl die Personen, die die Wetterwehrapparate bediente, als auch die Gerätschaften vor dem Umwetter schützte.

In drei Jahren 5.838 Schüsse in die Wolken

1901 wurden in Schärding 14 herannahende Gewitter beschossen, 1902 rückten die Schießmeister 17 Mal aus, 1903 14 Mal. Dabei feuerten sie in den ersten drei Jahren ingesamt 5.838 Schüsse in die Wolken. In ihren jährlichen Tätigkeitsberichten zog das Schärdinger Wetterschieß-Konsortium dabei immer eine positive Bilanz. Rechtzeitiges Wetterschießen hätte nahende Hagelgefahren schon mehrmals vor dem Schießgebiet gestoppt. Die Wirksamkeit des Schießens sei damit unbestreitbar, heißt es in den Unterlagen. Deshalb wurden im Schärdinger Wetterschieß-Rayon weitere Stationen errichtet. 1904 waren es insgesamt 16. 
Nach Fehlschlägen in der Steiermark, wie auch in Italien und Frankreich, und kritischen Publikationen verweigerten die öffentlichen Behörden in Österreich das Wetterschießen weiter zu subventionieren. Das Wettschießen in Schärding wurde daraufhin eingestellt.

In Schärding gab es Anfang des 20. Jahrhunderts 16 Wetterschießstationen. Bei herannahenden Gewittern wurde aus ihnen mit Böllern auf die Wolken geschossen, um die Hagelbildung zu verhindern.  | Foto: Weichenberger
Skizze einer Wetterschießhütte. Böller wurden unterhalb des Schalltrichters eingeführt und in die Wolken geschossen. | Foto: Weichenberger

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