Kostenexplosion
Manche Schärdinger zahlen hunderte Euro pro Monat für Strom
Immer wieder melden sich im SPÖ-Büro in den letzten Monaten Menschen, deren Stromrechnung explodiert ist.
BEZIRK SCHÄRDING. Viele wissen nicht mehr, wie sie das bezahlen sollen. "Vor allem Haushalte, die mit Nachtstrom heizen, sind betroffen. Denn Warmwasserheizungen oder Stromheizungen, die nicht mit einem bestimmten Zählerprofil gemessen werden, sind bei der Strompreisbremse nicht anspruchsberechtigt", berichtet Johannes Bogner vom SPÖ-Büro Schärding. Auch Hans Peter Hamedinger aus Dorf an der Pram bereitet die Stromrechnung Kopfzerbrechen. Die Kosten für die Wärmespeicherheizung, die mit Nachtstrom läuft, haben sich im Jänner auf 770 Euro verdreifacht. Die Strompreisbremse kommt nur bei einem seiner zwei Zähler zum Tragen. "Als wir damals auf Nachtstrom umgestiegen sind, wurde er sogar vom Land gefördert und war günstiger als Tagstrom", berichtet der Familienvater. Der Besuch eines Energieberaters entpuppte sich als Reinfall. "Eine Enttäuschung – bis auf den Vorschlag, auf ein anderes Heizsystem zu wechseln, hatte er keine Idee", so Hamedinger. Da es keine Heizkörper und Leitungen gibt, müssten alle Wände aufgestemmt werden – eine Kernsanierung. Einsparpotenzial sieht Hamedinger kaum. "Bis auf zwei Lampen haben wir schon vor Jahren auf LED umgestellt. Wir haben die Temperatur zurückgedreht, noch weniger heizen geht aus gesundheitlichen Gründen nicht", meint er. Im Umkreis von wenigen Kilometern hätten mehrere Menschen das gleiche Problem: "Ein Bekannter heizt nur mehr drei Räume."
Verbrauch geht nach oben
Bei Ernst Smola aus Freinberg sind es klimafreundliche Investitionen, die seine Stromrechnung nach oben getrieben haben. Er hat in eine Luftwärmepumpe zur Warmwasseraufbereitung und eine Heizung mit Erdwärmepumpe investiert. "Als Bürger möchte ich meinen Stromverbrauch umweltbewusst und zukunftsorientiert regeln und keine fossilen Heizstoffe mehr einsetzen", betont Smola. Die Strompreisbremse greift nur für einen seiner beiden Stromzähler, für den anderen nicht. Mit seiner Kritik hat sich Ernst Smola auch schon ans Bundesministerium für Klimaschutz und Energie gewandt und folgende Antwort erhalten: "Ob bei Haushalten, die eine Wärmepumpe verwenden, diese Wärmepumpe einem Haushaltsprofil oder einem anderen Lastenprofil zugeordnet wurde, ist weder der Bundesregierung noch den Energielieferanten bekannt. (...) Da der Stromkostenzuschuss rasch und unbürokratisch abgewickelt werden soll, kann hier keine Differenzierung vorgenommen werden. (...)." Unabhängig von Gas zu sein, sei aber schon jetzt ein Vorteil, meint das Ministerium.
Knapp herausgefallen
Schon für Menschen mit durchschnittlichem Gehalt sind die Preiserhöhungen eine bittere Pille. Wer nur etwas mehr als die Ausgleichszulage von 1.110 Euro als Pension bekommt, hat finanziell zu kämpfen, weiß das SPÖ-Büro. "Diese Menschen fallen ganz knapp aus Befreiungen wie GIS, für Medikamente oder Heizkostenzuschuss heraus. Die hohen Energiekosten schränken ihr geringes Budget noch weiter ein", erklärt Bogner. "Den Betroffenen fällt es nicht leicht, darüber zu reden. Doch sie wollen ihre Notsituation weitergeben und erhoffen sich Hilfe von der Bundes- oder Landesregierung."
Zur Sache:
Den Stromkostenzuschuss erhalten alle Privatpersonen, die einen Stromliefervertrag mit einem Energiekonzern haben. Bis zu 500 Euro soll die Deckelung laut Regierung abfangen. Bei einkommensschwachen Haushalten sind es etwa um 200 Euro mehr. Wer von Erneuerbaren Förderkosten befreit ist, erhält einen zusätzlichen Abschlag von 75 Prozent der Netzkosten. Wie der Nationalrat in einer Sondersitzung vom 25. Jänner beschlossen hat, bekommen Haushalte ab der vierten Person, die dort mit Hauptwohnsitz gemeldet ist, zusätzlich 105 Euro pro Person und Jahr. Den meisten Mehrpersonenhaushalten soll der Zuschuss automatisch von der Jahresabrechnung abgezogen werden. Haushalte, für die kein automatischer Abzug möglich ist, weil es zum Beispiel mehrere Zähler gibt oder sie keinen eigenen Zähler haben, können ab April einen Antrag stellen. Quelle: Arbeiterkammer
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